Es ist unmöglich, das Lebenswerk des Rabbiners Adin Even-Israel Steinsaltz nicht zu bewundern. Viele Bildungseinrichtungen hat Steinsaltz ins Leben gerufen und geleitet. Unzählige Vorträge hielt der in Jerusalem lebende Gelehrte in aller Welt. Bisher sind vier seiner Bücher ins Deutsche übersetzt worden, darunter seine Einführung in den Talmud. Zuletzt ist sein Buch über das Weltbild der Kabbala erschienen.
Aus der Fülle der Veröffentlichungen ragen zwei Hauptwerke heraus. Zu nennen ist die Talmud-Ausgabe, an der Steinsaltz 45 Jahre lang gearbeitet hat. Er hat den aramäischen Text des Babylonischen Talmuds ins Hebräische übertragen und mit einem leserfreundlichen Kommentar versehen. Durch diese Ausgabe hat das Talmud-Studium auch in Kreisen Fuß fassen können, die früher keinen Zugang zu den schwer verständlichen talmudischen Texten fanden. Derzeit wird eine besonders schön gestaltete englische Fassung dieses Werkes ediert; den ersten Band kann man bereits bewundern.
Chassidismus Jahrzehntelang hat Steinsaltz an einem tiefschürfenden Kommentar zum chassidischen Werk Tanja von Rabbiner Schneur Salman aus Liady (1745–1813) gearbeitet. Der neunte und letzte Band dieser Interpretation ist vor wenigen Wochen erschienen. Even-Israels Tanja-Buch kann als eine Einführung in die Gedankenwelt des Chassidismus dienen, dem er selbst nahesteht. Die Änderung seines Namens von Steinsaltz zu Even-Israel erfolgte auf Anregung des Lubawitscher Rebben sel. A.
Dass Steinsaltz nicht nur ein hervorragender Erklärer von Tora-Schriften ist, sondern auch eigene Standpunkte vertritt, zeigen seine Betrachtungen zum Wochenabschnitt, die er 2011 unter dem Titel Chaje Olam veröffentlicht hat. Weil Even-Israels Liebe zur Kunst weniger bekannt ist, verdient seine Zusammenarbeit mit Malern Erwähnung. Zum »Lied der tüchtigen Frau« (Sprüche 31) hat Itzhak Tordjman eine Reihe von Bildern gemalt, und Steinsaltz hat zu jedem Vers einen Essay beigesteuert. Ein weiteres Kunstbuch, an dem er mitgewirkt hat, ist den fünf Megillot aus den Hagiografen gewidmet. Als Einleitung zu prachtvollen Illustrationen mehrerer Künstler zeigt er Gemeinsamkeiten der fünf Bücher auf.
Alljährlich veranstaltet ein Freundeskreis ein Galadiner zu Ehren des Meisters; dieses Jahr wird im Rahmen des Festessens am 26. Dezember sein 75. Geburtstag gefeiert. Allerdings hütet der Jubilar das Geheimnis, an welchem Tag des Jahres 1937 er das Licht der Welt erblickte.