Eine Tragödie hat sich am späten Montag an einem Militärposten in der Nähe der Stadt Tulkarm im Westjordanland ereignet. Ein israelischer Soldat erschoss seinen Kameraden, nachdem er ihn fälschlicherweise als Angreifer identifiziert hatte. Der getötete Natan Filoussi hatte seinen Posten zum Beten verlassen.
OLEH CHADASCH Der 20-jährige Fitoussi, der zur Infantriebrigade Kfir gehörte, war Oleh Chadasch aus Frankreich und stammte aus der Hafenstadt Netanya. Auf dem dortigen Soldatenfriedhof wurde er am Dienstagabend beigesetzt. Hunderte Trauergäste waren gekommen, um von ihm Abschied zu nehmen. »Er war es, der unsere Familie nach Israel gebracht hat. Er war ein Held, hat immer gelächelt und Gutes getan. Ich habe so viel von ihm gelernt, sagte seine Schwester Salome.
Auch der Kommandant von Fitoussis Einheit, Ran Cohen, lobte den Soldaten: »Er war ein guter und beliebter Freund - und immer der erste, der sich freiwillig gemeldet hat, wenn es etwas zu tun gab«. Meir, ein enger Freund der Familie, sagte der »Times of Israel«, dass die Angehörigen keinen Groll gegen den Kameraden ihres Sohnes hegten. »Der Soldat tut ihnen leid, und sie wollen ihn ganz sicher treffen.«
»Er war es, der unsere Familie nach Israel gebracht hat. Er war ein Held, hat immer gelächelt und Gutes getan.«
salome fitoussi
Die Familie war vor einer Weile aus Frankreich nach Israel eingewandert. Der Freund erzählte weiter, dass sie in ihrer alten Heimat alles hinter sich gelassen hätten. »Der Vater ist Zahnarzt, sie haben drei Töchter, und Natan war der einzige Sohn.«
LEHREN Verteidigungsminister Benny Gantz drückte seine Trauer über Fitoussis Tod aus und sagte, dass »sich die Armee verpflichtet hat, den Vorfall zu untersuchen und Lehren daraus zu ziehen, damit sich solche Situationen nicht wiederholen – und das wird sie«.
Vorläufigen Ermittlungen zufolge habe der junge Soldat seinen Posten, an dem er und der zweite Soldat stationiert waren, verlassen, um zu beten, so die Armee. Er sei auf dem Weg zurück gewesen, als sein Kamerad ihn wohl für einen Verdächtigen gehalten und daraufhin begonnen habe, das Festnahmeprotokoll zu befolgen.
Fitoussi habe wohl angenommen, das Protokoll, das sein Freund befolgte, sei für einen tatsächlichen Verdächtigen bestimmt und reagierte, als ob er in eine Notfallsituation eintreten würde. Der Soldat am Posten habe dies als Angriffsversuch gewertet und zweimal geschossen. Der 20-Jährige wurde getroffen und erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen.
Militärsprecher Ran Kochav erläuterte am Dienstag im Armeeradio, dass der Soldat, der das Feuer eröffnet habe, einen Fehler bei der Identifizierung gemacht habe. Der getötete Soldat habe seine Position mitgeteilt, bevor er sie verließ. Allerdings habe der Schütze das Protokoll für einen derartigen Fall befolgt, bevor er das Feuer eröffnete. Um welchen Fehler es sich gehandelt habe, führte Kochav nicht aus.
»Wir werden den Soldaten, der geschossen hat, begleiten und versuchen, seinen Denkprozess und die Umstände zu verstehen.«
Armeesprecher ran kochav
»Wir werden den Soldaten, der geschossen hat, begleiten und versuchen, seinen Denkprozess und die Umstände zu verstehen, die zu dem Fehler geführt haben.« Sein Zustand sei »den Umständen entsprechend normal«. Die Armee hob auch hervor, dass sie »kategorisch alle Posts in sozialen Medien verurteile«, bevor die Familie informiert sei. Israelische Medien hätten dies getan. »Tweeten ohne vorher zu überlegen, gefährdet unsere Einheit.«
OFFIZIERE Im Januar waren zwei Offiziere der IDF durch einen vergleichbaren Fall von verwechselter Identität bei einer nächtlichen Sicherheitskontrolle erschossen worden. Damals hatte Gantz gesagt, dass »derartige Vorfälle äußerst selten in der israelischen Armee sind«.
Der Fall hatte eine Debatte um das Scharfschießen eröffnet. Einige Wochen zuvor hatte das Militär die Regeln des Schießens auf Personen, die des Waffendiebstahls verdächtigt werden, gelockert. Sie besagen jetzt, dass Soldaten bei begründetem Verdacht überall dort schießen dürfen, wo es eine Präsenz der IDF gibt. Besonders im Westjordanland gilt das Stehlen von Waffen der Armee als großes Problem.