Hachi baBait baOlam – Am meisten zu Hause in der Welt. Er mag übersetzt etwas schief klingen, doch der Werbeslogan von El Al drückt genau das aus, wofür die israelische Fluggesellschaft steht. Nach dem 7. Oktober will die Airline damit auch sagen: »Sogar wenn sich niemand mehr in die Lüfte traut, bringen wir euch trotzdem nach Hause.« In den Zeiten des Krieges in Israel macht El Al allerdings auch mit überteuerten Tickets und Rekordgewinnen Schlagzeilen.
Dem Unternehmen geht es so gut wie nie. Durch den anhaltenden Krieg zwischen Israel und der Hamas sowie die Bedrohung aus dem Iran und durch die Terrororganisation Hisbollah im Libanon haben viele ausländische Gesellschaften ihre Flüge nach Israel derzeit ausgesetzt. Manche Routen werden momentan ausschließlich von El Al bedient.
Dadurch sind Einnahmen und Gewinne in die Höhe geschnellt. Nun hat das Unternehmen sogar bei Boeing 31 neue Flugzeuge bestellt. Gleichzeitig wird zunehmend Kritik laut, dass El Al seine derzeit einzigartige Marktstellung schamlos ausnutze und ständig die Preise erhöhe. Zum Leid der Israelis, die auf Flüge ins Ausland und zurück nach Hause angewiesen sind.
Hohe Flugpreise
In der vergangenen Woche hatte Wirtschaftsminister Nir Barkat El-Al-Geschäftsführerin Dina Ben Tal Ganancia nach Jerusalem einbestellt, um die hohen Flugpreise zu besprechen. Man habe sich schließlich darauf geeinigt, vier Strecken zu Zielen, von denen Israelis gut in andere Länder weiterfliegen können, zu relativ günstigen Preisen anzubieten, hieß es anschließend aus dem Ministerium.
Dabei handelt es sich um Flüge nach Larnaca (Zypern) für 199 US-Dollar, Athen (Griechenland) für 299 US-Dollar sowie Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) und Wien (Österreich) für jeweils 349 US-Dollar hin und zurück. Die Tickets zu diesen festgesetzten Preisen sollen bis Ende 2024 erhältlich sein.
»Wir arbeiten daran, den Flugplan zu erweitern. Es wird uns ermöglichen, Zehntausende Sitzplätze zu erschwinglichen, im Voraus bekannten Preisen anzubieten und ein umfassendes Angebot für Ziele bereitzustellen, die Verbindungspunkte zu den verschiedenen Kontinenten sind«, so die El-Al-Geschäftsführerin.
Geschäftsführerin einbestellt
Doch auch andere israelische Gesellschaften bieten diese Ziele zu sogar günstigeren Preisen an, beispielsweise Arkia bei Flügen nach Athen. Uri Sirkis, der Geschäftsführer von Israir, der bei dem Treffen in Jerusalem anwesend war, wirft El Al vor, sich auf die Preisreduzierungen lediglich als Ablenkungsmanöver eingelassen zu haben. Denn nicht eine einzige Route, bei der die Linie ein Monopol hat, werde günstiger angeboten.
Nach den Stornierungen von Delta und American Airlines ist El Al die einzige Linie, die beispielsweise die Strecke Tel Aviv–New York anbietet, und die Tickets kosten derzeit deutlich mehr als im Vorjahr.
Das Quasi-Monopol im Krieg beschert El Al Millionengewinne.
Man wolle die Preise für andere Flüge senken, wenn dort Sitzplätze verfügbar sind, argumentiert El Al. Allerdings ist das in der momentanen Lage eher unwahrscheinlich, da nahezu alle Strecken, die von niemand anderem angeboten werden, dauerhaft ausgebucht sind.
Die derzeitige Quasi-Monopolstellung bescherte El Al im ersten Halbjahr 2024 einen Umsatzsprung von rund 40 Prozent auf fast 1,6 Milliarden US-Dollar und einen daraus resultierenden Nettogewinn von 226 Millionen Dollar, mehr als das Zehnfache des Gewinns in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Der Wert der Aktie stieg seit Beginn des Jahres um 66 Prozent.
Aktie um 66 Prozent gestiegen
Das Wirtschaftsmagazin »Globes« berichtete, dass El Al trotz der Rekordumsätze derzeit keine Steuern zahle, weil das Unternehmen noch Schulden mit sich schleppe. »Wir haben einen hohen Saldo an Verlusten, der steuerlich vorgetragen werden kann, und zahlen nicht wirklich Steuern«, gab El Al zu dem Bericht Auskunft. Das allerdings sei keine Entscheidung der Fluglinie, sondern »das Steuersystem in Israel«.
Jedes Unternehmen, das Verluste macht, kann diese steuerlich geltend machen. Und wenn es anfängt, schwarze Zahlen zu schreiben, gleicht es zunächst die Verluste aus und zahlt erst danach in die Staatskasse, zitiert »Globes« eine Quelle.
Die El-Al-Geschäftsführerin veröffentlichte eine Erklärung zu den wirtschaftlichen Entwicklungen: »Im zweiten Quartal suchten die Israelis nach Flugsicherheit, und die Nachfrage nach El-Al-Flügen blieb stark, auch wenn ausländische Fluggesellschaften vor den aktuellen Annullierungen allmählich wieder ihren Betrieb aufnahmen. Wir haben im Laufe des Quartals intensiv gearbeitet und tun dies auch weiterhin, indem wir die Anzahl der Flüge erhöht und kommerzielle sowie betriebliche Anpassungen vorgenommen haben. Gleichzeitig haben wir unsere Flugzeugflotte und unser Flugpersonal voll ausgelastet.«
Staatliche Hilfsgelder
Während der Coronapandemie, als die Airline in großen finanziellen Schwierigkeiten war, steckte der Staat Hunderte Millionen Dollar Hilfsgelder in das Unternehmen. Vor vier Jahren hatte Kanfei Nesharim, das Unternehmen des damals 27-jährigen Jeschiwa-Studenten Eli Rozenberg, 42,85 Prozent der Anteile an der angeschlagenen Fluglinie gekauft. Für 150 Millionen Dollar. Eine Verstaatlichung wurde damit abgewendet.
Alles in allem ist El Al keine gewöhnliche Airline. Beispielsweise brachte sie zu Beginn des Krieges im vergangenen Oktober mit Sonderflügen Reservisten aus allen Teilen der Welt kostenlos zurück nach Israel. Neben der kommerziellen hat sie zudem eine starke nationale Bedeutung und Verantwortung – allerdings lässt sie sich die auch bezahlen.