Noch sind die Angaben widersprüchlich. Doch vieles deutet darauf hin, dass israelische Truppen aktiv dabei halfen, die Geiseln im Westlands-Einkaufszentrum von Nairobi zu befreien. Die Belagerung der Nobel-Shoppingmall in Kenia ging bei Redaktionsschluss am Dienstag bereits in den vierten Tag, Angaben aus dem afrikanischen Land sprechen von mindestens 62 Toten und mehr als 170 Verletzten.
Zehn bis 15 Angehörige der somalischen Islamistengruppe »Al Shabab« hatten das Gebäude am Samstag von zwei Eingängen aus gestürmt, Granaten geworfen und sofort damit begonnen, Menschen zu erschießen. Die der Al Qaida nahestehende Gruppe übernahm im Internet die Verantwortung für den Angriff. Es handele sich dabei um einen Vergeltungsakt gegen Nairobi, um den Einmarsch kenianischer Truppen im Jahr 2011 zu rächen, schrieb die Gruppe. Al Shabab verweigerte jegliche Verhandlungen mit den Behörden. Überlebende berichteten, dass die Terroristen gezielt Menschen erschossen hätten, die weder Arabisch sprechen noch lesen konnten. Muslime wurden angeblich freigelassen.
kooperation Obwohl sowohl israelische als auch kenianische Behörden stets betonten, die Hilfe aus Israel sei »rein beratender Natur«, hatten unbestätigte Quellen am Sonntag berichtet, israelische Truppen seien gemeinsam mit Soldaten aus Kenia in das Einkaufszentrum vorgedrungen. Israel hat seit Jahren enge Verbindungen zu dem Staat im Osten Afrikas. Vor allem bei der Bekämpfung der Terrororganisation Al Qaida, die im Nachbarland Somalia stark vertreten ist, kooperieren die Länder eng.
Obwohl Teile des Einkaufszentrums nach Medienberichten Israelis gehören, sei der Anschlag nicht speziell gegen israelische oder jüdische Besucher des Zentrums gerichtet gewesen, erklärten kenianische Behörden. Die drei Israelis, die sich zu der Zeit der Attacke im Gebäude aufgehalten hatten, konnten sich bereits am Sonntag in Sicherheit bringen. Unter ihnen war auch Jariv Kedar, der am Sonntag im Kanal 2 des israelischen Fernsehens von den Geschehnissen berichtete: »Wir saßen im Artcafé, als wir Schüsse hörten, die immer näher kamen. Dann flogen auf einmal Kugeln über unsere Köpfe. Wir rannten um unser Leben und gelangten so in Freiheit.«
international Das noble Einkaufszentrum wird besonders gern von Kenianern der Mittel- und Oberklasse und von Ausländern besucht. Bei den Toten handelt es sich sowohl um Einheimische als auch um Briten, Franzosen, Kanadier, Inder, Südafrikaner und Chinesen.
Am Montagnachmittag stiegen schwarze Rauchwolken aus der Mall auf. Die Sicherheitskräfte bestätigten, dass es sich um eine ihrer Aktionen gehandelt habe. Dabei sollen zwei der Terroristen getötet und einige Geiseln befreit worden sein. Wie viele Menschen sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Hand der Angreifer befanden, war bei Redaktionsschluss ebenfalls unklar.
Der Chef des Militärs, General Julius Karangi, bestätigte, dass es sich bei den Angreifern um Männer aus verschiedenen Nationen handele. »Wir wissen, wer diese Leute sind. Es ist eindeutig eine multinationale Truppe mit Mitgliedern aus der ganzen Welt.«
Israels Staatspräsident Schimon Peres sprach am Sonntag seinem kenianischen Amtskollegen Uhuru Kenyatta sein Beileid in einem Telegramm aus. »Ich übersende mein tiefstes Mitgefühl an die Menschen in Kenia, die diesen schrecklichen Terroranschlag in Nairobi erleben mussten. Wir beten für die Befreiung der Geiseln und die Genesung der Verletzten.«