Ein drei Monate altes Baby ist am Mittwochabend bei einem vermeintlichen Terroranschlag in Jerusalem getötet worden. Sieben weitere Menschen wurden dabei verletzt. Offenbar fuhr ein palästinensischer Autofahrer seinen Pkw mit hoher Geschwindigkeit, wie Sicherheitskameras aufnahmen, in eine Menschengruppe, die gerade an der Haltestelle Ammunition Hill aus der Straßenbahn ausgestiegen war.
Die Polizei geht davon aus, dass der Mann den Verkehrsunfall absichtlich herbeiführte und beschreibt das Geschehen als »hit and run«-Attacke. Es war der zweite Anschlag dieser Art in Jerusalem in den vergangenen drei Monaten. Im August war ein palästinensischer Bauarbeiter mit einem schweren Baufahrzeug ebenfalls in eine Menschengruppe gefahren. Ein Mann starb dabei, fünf wurden verletzt.
Verletze Bei dem Täter soll es sich um den 21-jährigen Abed Abdelrahman Shaludeh aus dem Viertel Silwan im arabischen Ostteil der Stadt handeln. In Silwan brodelt seit Monaten die Stimmung. Immer wieder bricht Gewalt aus. Auch nach dem Geschehen am Abend warfen junge Palästinenser Steine und Feuerwerkskörper gegen Polizisten. Ein Beamter soll dabei verletzt worden sein.
Das Büro des Premiers veröffentlichte die Nachricht, dass Shaludeh Mitglied der Hamas sei. Die Terrororganisation im Gazastreifen erklärte, wenn es sich tatsächlich um einen Terroranschlag gehandelt habe, dann wurde er aufgrund der Taten der Israelis in Jerusalem durchgeführt. Nach Angaben der Polizeisprecherin Luba Samri wurde der Täter bei einem Fluchtversuch von Sicherheitskräften erschossen.
Chaya Zissel Braun erlag wenige Stunden nach dem Geschehen ihren schweren Verletzungen im Krankenhaus Hadassah. Sie wurde noch in der Nacht beerdigt. Ihre Eltern wurden bei dem Anschlag verletzt. Die Familie hat die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Beileid »Wir drücken der Familie unser tiefes Beileid aus und trauern um das Baby, das durch diesen abscheulichen Anschlag getötet worden ist«, schrieb die Sprecherin des amerikanischen Außenministeriums Jen Psaki. Gleichsam rief die amerikanische Regierung beide Seiten zu Besonnenheit auf.
Bürgermeister Nir Barkat äußerte sich entsetzt über die Tat und macht auf die schwelende Gewalt in seiner Stadt aufmerksam: »Wir müssen den Frieden und die Sicherheit in Jerusalem wiederherstellen – wie ich bereits seit Monaten sage. Die Situation hier ist inakzeptabel, und wir müssen uns alle gemeinsam für ein Ende einsetzen. Heute ist wieder einmal klar geworden, dass Polizeikräfte in die Gegenden geschickt werden müssen, von denen die Unruhen ausgehen.«
Polizei Regierungschef Benjamin Netanjahu verfügte im Anschluss, dass die Polizeipräsenz in der Stadt verstärkt wird und beschuldigte zudem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas der Aufwiegelung gegen Juden. Schon seit Monaten kocht die Stimmung in Jerusalem. Fast täglich gibt es irgendwo gewalttätige Ausschreitungen. Viele Politexperten sprechen bereits von einer »Intifada in der Hauptstadt«.
Mit erschreckender Regelmäßigkeit werfen zudem meist palästinensische Gewalttäter Steine auf die Straßenbahn der Stadt, die sowohl durch jüdische wie auch arabische Viertel fährt, beschädigen die Wagen und gefährden die Fahrgäste. Die Bahn sollte für die Koexistenz in der Heiligen Stadt stehen. Jetzt ist sie Symbol für den tiefen Hass auf beiden Seiten.