Die palästinensische Terrororganisation Islamischer Dschihad feuert weiter etliche Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel ab. Israels Luftwaffe reagiert mit Angriffen auf Stellungen der Terrororganisation, um seine Bürger zu schützen.
Wegen des neuerlichen, heftigen Raketenbeschusses habe Israel die Gespräche über eine Waffenruhe abgebrochen, meldeten israelische Medien am Freitag. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. »Wir werden die Gerüchte über den Waffenstillstand nicht kommentieren«, sagte ein Sprecher des Außenministeriums auf Anfrage.
Erstmals seit Beginn des neuen Dauerbeschusses auf den jüdischen Staat gab es Raketenalarm auch nahe Jerusalem. Wegen der Kämpfe wurde auch die für das Wochenende geplante Kundgebung gegen die Justizreform abgesagt. Die Organisatoren fürchten um die Sicherheit der Demonstranten, wie sie am Freitagabend mitteilten.
Die Massenproteste gegen das umstrittene Vorhaben finden seit vier Monaten wöchentlich am Samstag statt. Es ist das erste Mal, dass sie ausfallen.
Israels Armee bombardierte am Freitag eigenen Angaben nach mehrere Stellungen des Islamischen Dschihad sowie versteckte Raketenwerfer, um die Angriffe auf israelisches Staatsgebiet zu unterbinden. In den vergangenen Tagen griff die Luftwaffe demnach mehr als 250 Stellungen im Gazastreifen an und tötete dabei auch gezielt mehrere hochrangige Mitglieder des Dschihads, der eng mit dem Iran verbunden ist.
Palästinensische Terroristen feuerten Armeeangaben zufolge bislang mehr als 970 Raketen und Mörsergranaten Richtung Israel, 760 davon überquerten demnach die Grenze. Bei einem Raketeneinschlag in ein Wohnhaus in der israelischen Stadt Rehovot war am Donnerstag ein Mensch getötet worden. Seit Beginn der Angriffe wurden 22 Menschen in Israel verletzt.
Für die Zivilbevölkerung im Süden Israels gelten derzeit spezielle Schutzmaßnahmen. Die Menschen dürfen dort etwa nur arbeiten gehen, wenn die Bürogebäude über einen bombensicheren Raum verfügen. Zudem dürfen sich nicht mehr als zehn Menschen im Freien treffen.
Nachdem ein Open-Air-Konzert des israelischen Musikers Aviv Geffen mit Zehntausenden Besuchern am Donnerstag trotz Raketendrohungen stattfand und Kritik auslöste, wurden nun mehrere Konzerte abgesagt. So wurde etwa ein Auftritt der Backstreet Boys in der Nähe von Tel Aviv am Samstag gestrichen, wie die Armee mitteilte.
Der Islamische Dschihad drohte mit weiteren Angriffen. Experten zufolge kommt es für den weiteren Verlauf des Konflikts vor allem darauf an, ob sich auch die im Gazastreifen herrschende Hamas beteiligt. Dies sei derzeit nicht der Fall, sagte ein Armeesprecher am Donnerstagabend. Die Hamas verfügt nach israelischen Informationen über deutlich mehr und weiter reichende Raketen als der Dschihad.
Der Bundestag würdigte unterdessen am Freitag den 75. Jahrestag der Gründung Israels und bekannte sich in einer breiten Mehrheit zum Existenzrecht des jüdischen Staates. Angesichts der aktuellen Angriffe auf Israel wurde in verschiedenen Reden die Bedeutung einer Zwei-Staaten-Lösung für einen dauerhaften Frieden betont - auch wenn diese derzeit in weiter Ferne gerückt scheine.
Die Hamas und der Islamische Dschihad werden von den USA, der EU und Israel als Terrororganisationen eingestuft. Beide Gruppierungen haben sich die Zerstörung Israels auf die Fahne geschrieben. Die Hamas gilt als schlagkräftiger als der Islamische Dschihad. dpa/ja