Jerusalem

Tausende demonstrieren für Rückkehr der Geiseln

Zehntausende nahmen an der jüngsten Demonstration in Jerusalem teil. Foto: copyright (c) Flash90 2024

Ehemalige Geiseln und Angehörige der über 100 verbleibenden Verschleppten haben ein halbes Jahr nach dem Terroranschlag vom 7. Oktober an das Schicksal der Menschen in der Gewalt der Terrororganisation Hamas erinnert. Die Organisation der Familienangehörigen hatte für Sonntagabend zu einer Kundgebung in Jerusalem aufgerufen.

Nach Angaben der Veranstalter kamen rund 50.000 Menschen, die in Sprechchören forderten, die Geiseln nach Hause zu bringen. Schwestern der noch immer verschleppten Frauen standen zu Beginn der Veranstaltung auf der Bühne in Kleidung wie jener, die die Frauen am 7. Oktober getragen hatten. Mehrere hatten sich die Münder als Symbol der Sprachlosigkeit der Geiseln verklebt und rote Farbe als Zeichen von Blut auf Kleidung oder Arme gemalt.

»Ich wende mich von hier an den Regierungschef und das Sicherheitskabinett: Füße scharren und Unentschlossenheit bedeuten, dass mehr Geiseln in Särgen zu uns zurückkehren«, rief Lischai Lavi Miran, die Ehefrau des verschleppten Omri Miran. »Ich flehe Sie an: Kehren Sie nicht von den Verhandlungen zurück ohne ein Abkommen, das meinen Omri und die anderen Männer einschließt.«

»Hoffnung statt Hass und Angst.«

Jehuda Cohen, Vater einer Geisel, sagte: »Ich bin hierhergekommen, um zu verlangen, dass jemand echte Verantwortung dafür übernimmt, alle unsere Lieben zurückzubringen, dass jemand uns aus dieser Hölle rettet, uns Hoffnung gibt statt Hass und Angst.«

»Wir sind hier und zählen die Tage«, sagte Agam Goldstein, die zusammen mit ihrer Mutter und ihren beiden jüngeren Brüdern aus ihrem Zuhause in Kfar Aza in den Gazastreifen verschleppt und nach 51 Tagen freigelassen worden war. »Ich hoffe, ihr zählt nicht. Dass ihr nicht wisst, wie lange ihr schon dort seid.«

Sie frage sich, in welchem Zustand die Geiseln zurückkehren würden, sagte Goldstein angesichts der auf eine Großleinwand projizierten Porträtbilder der Geiseln. »Die Fotos überall im Land und auf der ganzen Welt zeigen eine andere Person. Sie sehen nicht mehr so aus, lächeln nicht mehr so.«

»Lebendig, aber nicht heil«

Der 19 Jahre alte Itay Regev, der zusammen mit seiner Schwester Maya am 7. Oktober auf dem Nova-Musikfestival verschleppt worden war, beschrieb ein Leben voller Angst in der Geiselhaft.

»Wir sind lebendig, aber nicht heil zurückgekommen.« Jeder Morgen sei ein anderer Tag in der Hölle gewesen. »Die Worte »Musik« und »Festival« haben sich für immer verändert und sind jetzt die traurigsten Wörter der Welt, die immer wehtun werden.«

Angehörige der Geiseln erinnerten an die Feste der vergangenen sechs Monate, die ohne ihre Liebsten gefeiert werden mussten. Nun hofften sie auf eine Rückkehr zum Sedermahl des bevorstehenden Pessach-Festes. dpa/ja

Geiseldeal

»Ihr Zustand ist völlig unklar«

Mehrere Krankenhäuser in Israel bereiten sich auf die Aufnahme der aus Gaza befreiten Menschen vor

von Sabine Brandes  16.01.2025

Gaza/Israel

»Warum erst jetzt?«: Pressestimmen zur Waffenruhe

Was schreiben Zeitungen aus aller Welt über das Abkommen?

 16.01.2025

Nahost

Hält der Deal?

Israels Sicherheitskabinett und Regierung müssen eine Einigung mit der Hamas noch billigen. Kommen die ersten Geiseln am Sonntag frei?

 16.01.2025 Aktualisiert

Nahost

Hamas verkauft Gaza-Abkommen als Niederlage Israels

Hamas-Anführer Khalil al-Hayya feiert den 7. Oktober 2023 als »Quelle des Stolzes für unser Volk«

 16.01.2025

Einigung zwischen Israel und Hamas

Was bedeutet das Abkommen für Israel – und was für die Hamas?

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Geisel-Deal und zur Waffenruhe

von Jan-Uwe Ronneburger, Johannes Sadek, Lena Klimkeit, Torsten Holtz  15.01.2025

Gazastreifen

Hamas erklärt Abkommen zum Triumph über Israel

Die Terroristen erklärten, den Kampf gegen Israel nicht aufgeben zu wollen

 15.01.2025

Abkommen erzielt

Das sind die drei Phasen des Geisel-Deals

US-Präsident Joe Biden stellte die Details der Vereinbarung vor

 15.01.2025

Gazastreifen

Palästinenser bejubeln Waffenruhe

»Wir haben 15 Monate auf diesen Moment gewartet, heute ist ein Feiertag«, sagt eine Frau, die aus ihrer Heimat fliehen musste

 15.01.2025

Reaktionen

Israelis gehen auf die Straße – für und gegen den Deal

Eindrücke von unserer Korrespondentin Sabine Brandes aus Tel Aviv

von Sabine Brandes  15.01.2025