Sie störten Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir und die Mitglieder des Oberrabbinats in Tel Aviv. Sie unterbrachen den Verkehr auf der Autobahn Ayalon und an Hautverkehrsadern in Haifa. Mit massiven Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens wollten die Demonstranten am »Tag der Störungen« auf die Regierungspolitik aufmerksam machen, die sie vehement ablehnen.
Nach 18 Wochen geht es noch immer um die geplante Umwandlung der Justiz. Obwohl die Pläne zugunsten von Kompromissverhandlungen unter der Aufsicht von Präsident Isaac Herzog derzeit ruhen, will die Anti-Regierungsbewegung keine Pause einlegen.
frauen Vor dem rabbinischen Gericht in Tel Aviv blockieren Hunderte – vor allem Frauen – den Verkehr und forderten lautstark »Gleichheit«. Viele von ihnen hatten sich die roten Kostüme der »Handmaid’s Tale« übergezogen. Andere zelebrierten symbolische Trauungen, ein Protest gegen das Monopol, das dem Rabbinat die Kontrolle über alle jüdischen Eheschließungen im Land gibt.
»Hightech fällt – wir alle fallen«, lautete das Motto eines Protests in Tel Aviv.
Mehrere Hundert Menschen versammelten sich an einer der größten Kreuzungen von Haifa. Drei Demonstranten wurden wegen des Verdachts ordnungswidrigen Verhaltens und einer wegen des Verdachts des Angriffs auf einen Polizisten festgenommen. Auch andere Hauptverkehrsadern wurden blockiert, darunter stundenlang die Kaplan-Straße und die Ayalon-Autobahn von Tel Aviv, sowie wichtige Kreuzungen in Raanana, Modiin, Beer Sheva und an zahlreichen anderen Orten im ganzen Land.
SCHAUFENSTERPUPPEN Aktivisten veranstalteten auch Demonstrationen vor den Häusern prominenter Kabinettsminister. In der Siedlung Kiryat Arba im Westjordanland wurden mit roter Farbe bespritzte Schaufensterpuppen, die Leichen darstellen sollten, vor dem Haus des Ministers für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, aufgestellt. Die Protestierenden beschuldigen Ben-Gvir, die Mordwelle vor allem in der arabischen Gemeinschaft zu ignorieren.
»Ben-Gvir repräsentiert alles, was an der derzeitigen Regierung falsch ist – null Regierungsführung, null Verantwortung, null Fähigkeiten«, fasste es Yiftach Golov, einer der Anführer der Gruppe »Brothers in Arms« zusammen. Die Gruppe von IDF-Reservisten spricht sich gegen die Justizreform aus.
Vor dem Haus von Finanzminister Bezalel Smotrich, auch er ein ultranationalistischer Vertreter der Koalition, in der Siedlung Kedumim im palästinensischen Westjordanland wurde ein Morgengottesdienst abgehalten, bei dem Demonstranten zeitweilig den Zugang zu seinem Haus blockierten.
Auch Angestellte aus der Hightech-Industrie nahmen an den Protesten teil. Sie warnen regelmäßig vor wirtschaftlichen Auswirkungen für den Fall, dass Israel keine Demokratie mehr sein sollte. Am Tag der Störungen stellten sie überdimensionale Dominosteine auf dem zentralen Habima-Platz in Tel Aviv auf. Das Motto: »Hightech fällt – wir alle fallen«.