Die israelische Armee hat die Ergebnisse ihrer internen Untersuchung in den Vorfall vom 3. Juni präsentiert, bei dem eine Soldatin und zwei Soldaten getötet worden waren. Lia Ben-Nun, Uri Itzhak Ilouz und Ohad Dahan hatten die Grenze zu Ägypten bewacht, als sie von einem abtrünnigen ägyptischen Polizisten erschossen wurden.
TRAGÖDIE Stabschef Herzl Halevi und der Kommandeur der südlichen Einheiten der Streitkräfte (IDF, Israel Defense Forces), Eliezer Toledano, fassten die Ergebnisse zusammen. Die vom Südkommando durchgeführten Untersuchungen brachten demnach eine Reihe schwerwiegender Fehltritte zutage, die in der Tragödie endeten. Dabei habe es sich nicht um einen einzigen Fehler oder Pech seitens der Soldaten gehandelt, sondern um systematische Versäumnisse bei der Verteidigung einer langen und relativ ruhigen Grenze.
Drei hochrangige Kommandeure wurden mit Rügen und Versetzungen bestraft. Ihre Beförderungswege sind nun für fünf Jahre eingefroren.
Halevi lobte zugleich die in den Bataillonen dienenden Soldatinnen und Soldaten. Die Kampftruppen haben etwa 7000 weibliche Mitglieder. Ohne sie wären die IDF nicht in der Lage, alle Aufgaben zu erfüllen, führte Halevi aus.
»Die Lücke im Grenzzaun und die Tatsache, dass sie vor fast allen unteren Ebenen der IDF geheim gehalten wurde, war ein konzeptioneller Fehler.«
lEITER IDF-Südkommando Eliezer Toledano
Die beiden zentralen Fehler, die laut der Untersuchung zum Tod der Soldaten geführt hätten, sei erstens ein Durchgang im Sicherheitszaun zwischen Israel und Ägypten gewesen – und zweitens eine mangelhafte Vorbereitung der entsprechenden IDF-Einheiten auf Terrorsituationen im Vergleich zu kriminellen Schmuggelsituationen, die häufiger vorkommen.
GRENZZAUN Die Lücke im Grenzzaun werde für besondere Gegebenheiten im Grenzverkehr genutzt, die geheim seien, so der Bericht. Da »die sehr kleine Lücke für das bloße Auge verborgen war«, sei man davon ausgegangen, dass der Übergang sicher sei. Die Wache haltenden Soldaten hätten nichts davon gewusst. Toledano gab allerdings zu, dass diese Lücke und die Tatsache, dass sie vor fast allen unteren Ebenen der IDF geheim gehalten wurde, ein erheblicher konzeptioneller Fehler war.
Vermutungen gehen davon aus, dass der ägyptische Polizist im Laufe seiner Patrouillen herausgefunden hatte, dass es eine Lücke gab, obwohl die Grenzpolizei Ägyptens eigentlich nichts davon gewusst haben sollte. Der Durchgang werde jetzt verschlossen, so die IDF.
Außerdem seien die zwölf-Stunden-Schichten, die die Grenzschutzsoldaten über mehrere Monate hinweg geleistet hätten, zu lang. Sie könnten ihre Einsatzbereitschaft beeinträchtigen. Zudem sei es eigentlich verboten, nur zwei Soldaten für Wachen einzuteilen, wie bei Ben-Nun und Ilouz geschehen. Es sollen ab sofort immer vier Soldaten abgestellt werden, sodass jeder Posten eine 360-Grad-Abdeckung hat.
Dahan hatte keinen Helm getragen – und wurde durch eine Kugel in den Kopf getötet.
»Dennoch ist es die korrekte Strategie, dass die Aufteilung der Kräfte in relativ kleine Einheiten entlang der Grenze passierte«, erläuterte Toledano. Das sei nötig, um das riesige Gebiet abzudecken, das sich über mehrere Dutzend Kilometer erstrecke.
VERMUTUNGEN Ohad Dahan wurde Stunden später bei einem Feuergefecht mit dem ägyptischen Terroristen getötet, bei dem auch ein weiterer Soldat verletzt wurde. Dahan hatte keinen Helm getragen – und wurde durch eine Kugel in den Kopf getötet. Darüber hinaus habe es mehrere Fälle gegeben, in denen Soldaten Schüsse gehört hatten oder Vermutungen äußerten, dass etwas nicht stimme. Dem sei jedoch nicht nachgegangen worden.
Der Chef des Südkommandos erklärte, dass der Nachbar Ägypten »sehr beschämt« über den Grenzpolizisten sei, der sich als Terrorist entpuppte, und hob hervor: »Die Beziehung zu Ägypten ist von strategischer Bedeutung, und wir schätzen die regelmäßige Zusammenarbeit.«