Manche verbringen Stunden damit, den Richtigen auszusuchen. Mit geübtem Auge wird jede einzelne Faser begutachtet und inspiziert. Nur die Perfektesten von ihnen schaffen es in die Häuser frommer Juden. Palmzweige – auf Hebräisch Lulawim genannt – gehören zu den »vier Arten« und spielen eine bedeutende zeremonielle Rolle im Laubhüttenfest. Jedes Jahr importiert Israel Hunderttausende dieser Lulawim aus Ägypten. Auf dem Sinai gibt es riesige Plantagen, die rechtzeitig vor Sukkot abgeerntet werden. Dieses Jahr jedoch wird es keine vom Nachbarn in israelischen Laubhütten geben.
Das Jerusalemer Landwirtschaftsministerium bestätigte, dass der Export nach Israel und auch in die jüdischen Gemeinden weltweit nur Wochen vor dem Fest von der ägyptischen Regierung untersagt worden war. Angeblich seien die diplomatischen Spannungen zwischen den beiden Ländern der Grund. Eine offizielle Stellungnahme gibt es aus Kairo nicht.
Absage Bereits 2010 hatte es keine Zweige von der Halbinsel gegeben. Damals allerdings ging die Absage schon mehr als vier Monate vor Sukkot in Jerusalem ein. Im vergangenen Jahr war der Anlass vordergründig indes kein politischer. Angeblich hätten die Palmen geschützt werden müssen, die durch die Lulaw-Ernte zu stark beschnitten worden waren.
Zuvor waren regelmäßig bis zu 700.000 Palmzweige aus dem Sinai eingeführt worden, etwa 40 bis 50 Prozent des gesamten Bedarfs in Israel. Um einen dramatischen Mangel und explodierende Preise an diesem Sukkot zu verhindern, entschieden die Offiziellen, umgehend spezielle Lizenzen für die Einfuhr aus Spanien, Jordanien und sogar dem Gazastreifen auszustellen. Allerdings müssten die Zweige zunächst auf Schädlinge und Krankheiten untersucht werden.
Landwirtschaftsministerin Orit Noked betonte zudem, dass sie lokale Dattelpalmen-Anbauer ermutigen wolle, dem Markt mehr Lulawim zur Verfügung zu stellen. Israelische Bauern liefern jährlich um die 650.000 Zweige plus 200.000 für die ultraorthodoxe Gemeinde, die eine besondere Unversehrtheit verlangt.