Keine Wahlen, keine Dramen. Einzig das Wetter macht in diesen Tagen Schlagzeilen. Ganz Israel bereitet sich auf den heftigen Wintersturm vor, der Dienstagnacht oder Mittwochmorgen über das Land ziehen soll. In Höhenlagen über 600 Meter – und damit auch in Jerusalem – wird Schnee erwartet, für die restlichen Teile Israels sind heftige Niederschläge vorausgesagt.
Um chaotische Zustände wie die vom Dezember 2013 nicht noch einmal zu erleben, bereitet sich die Verwaltung der Hauptstadt schon seit Wochen vor. Damals war es zu tagelangen Stromausfällen gekommen, Hunderte von Autofahrern waren auf den vereisten Straßen vor der Stadt liegen geblieben.
Wintermärchen Die Polizei hat bereits angekündigt, die Zufahrtsstraßen Nummer 1 und 443 kurz vor dem Wintereinbruch komplett sperren zu lassen. »Wer die Goldene Stadt in Weiß sehen will, der muss schon vorher anreisen«, ließ Bürgermeister Nir Barkat wissen. Bei Schneefall pilgern jedes Mal Tausende von Menschen nach Jerusalem, um wie in einem Wintermärchen durch die Gassen der alten Stadt zu spazieren.
Barkat ließ die 150 Räumfahrzeuge der Stadt auf Vordermann bringen, schaffte neue Salzstreumaschinen an und ließ in den Lagerräumen der Verwaltung Tonnen von Lebensmitteln, Decken und Heizgeräten stapeln, die im Notfall an die Bevölkerung verteilt werden können. Gleich zu Beginn des Schneefalls sollen 200 Tonnen Salz gestreut werden, damit ein Zusammenbruch des urbanen Verkehrs vermieden wird.
Außerdem ließ der erste Mann der Stadt Broschüren an die Bewohner verteilen, in denen erklärt wird, wie man sich bei extremen Witterungsverhältnissen zu verhalten hat. Zum einen wird zum Kauf von kleinen Generatoren und Notlampen geraten, für den wahrscheinlichen Fall eines Stromausfalls. Auch sei es ratsam, Heizgeräte, die ohne Elektrizität funktionieren, anzuschaffen. Decken und warme Kleidung müssen für alle Familienmitglieder ausreichend zur Verfügung stehen. Zudem sollten Trinkwasser und Lebensmittel im Haus für mindestens drei Tage reichen.
Brot Besonders die Jerusalemer zog es in den Tagen vor dem Sturm in Massen in die Supermärkte zu regelrechten Hamsterkäufen. Vor allem Brot und haltbare Lebensmittel in Dosen waren schnell vergriffen.
Auch in anderen Teilen Israels machen sich die Menschen winterfit. In den Golanhöhen sind die Bewohner an die weiße Pracht gewöhnt – in den Höhenlagen schneit es fast jedes Jahr. Dennoch wurden unter anderem als Vorsichtsmaßnahme Bäume getrimmt, die in der Nähe von Schulen oder Strommasten stehen.
Auch Flüge von und zum Ben-Gurion-Flughafen könnten in den kommenden Tagen vom Wetter zeitweilig beeinträchtigt sein. Der Sturm soll nach Angaben von Meteorologen zwar nur einen Tag über das Land hinwegziehen, die Niederschläge jedoch können bis zum Freitag andauern. Und die außergewöhnlich kalten Temperaturen sollen die Israelis sogar bis Anfang der nächsten Woche frieren lassen.