Dieser Ort ist eigentlich viel zu klein für die Bedeutung der Veranstaltung. Das meinte die deutsche Botschafterin Susanne Wasum-Rainer zum Auftakt. »Denn was Sie geleistet haben, ist ganz außergewöhnlich.« Am vergangenen Donnerstag wurde der Übersetzerin Ruth Achlama, die in Tel Aviv lebt, in der Residenz der Botschafterin das Bundesverdienstkreuz verliehen. Diese höchste staatliche Anerkennung erhalte Achlama für ihr umfassendes Übersetzungswerk, »mit dem sie die hebräische Sprache nach Deutschland gebracht und eine Brücke gebaut hat«, so Wasum-Rainer.
Ihr Werk verbinde nicht irgendwelche Länder, sondern Israel und Deutschland. »Und obwohl Ihre Arbeit sicher nicht immer leicht gewesen sein kann, ist Ihnen ein Wunderwerk gelungen. Die Brücke der Verbindung zwischen unseren Völkern ist auch durch Sie absolut einsturzsicher geworden.«
IWRIT Achlama wurde in Quedlinburg geboren und wuchs in Mannheim auf. Schon in früher Jugend träumte sie vom Übersetzerhandwerk und davon, »dass Israel und Deutschland Freunde werden«, doch ihr Lebensweg machte einige Umwege. 1974 schließlich zog sie nach Israel, um hier zu leben, gemeinsam mit »meinem Traumpartner«, dem Chemiker Abraham Achlama. Hebräisch lernte sie erst hier.
»Als mich meine Lehrerin im Ulpan fragte, was ich anschließend machen möchte, antwortete ich, dass ich gerne Bücher aus dem Iwrit ins Deutsche übersetzen würde. Sie lachte nicht, sondern bestätigte mich.« Es sollte nur zehn Jahre dauern, bis die erste Weltliteratur aus Israel auf ihrem Schreibtisch lag: Amos Oz. »Dafür werde ich immer dankbar sein.« Es folgten bis heute rund 70 Bücher, darunter von Yoram Kaniuk, A. B. Jehoschua, David Grossman, Eyal Meged, Meir Shalev und jungen Autoren wie Ela Moskovitz-Weiss.
ANREGUNG Bei ihrer Großmutter wurde bei Festen gesagt, man müsse jetzt »die Orden und Ehrenzeichen anlegen«, erzählte Achlama im Anschluss an die Verleihung mit dem Verdienstkreuz an der Jacke. »Da bei uns niemand Orden hatte, dachte ich, das müssen wohl die hübschesten Kleider sein.« So sehe sie die Auszeichnung, auf die sie sehr stolz sei. »Ein Orden ist schon etwas ganz Besonderes.« Doch sie betrachte das Bundesverdienstkreuz nicht etwa als Schlusspunkt ihres Lebens, »sondern als Bestätigung und Anregung, weiterzumachen«.