Verteidigungsminister Avigdor Lieberman meint: Freiwillige Hilfe beginnt zu Hause. Daher ordnete er an, dass Soldaten der israelischen Armee sich nicht mehr um Kinder von Asylbewerbern kümmern dürfen. Anwohner aus dem südlichen Tel Aviv hatten sich bei dem Minister beschwert, der daraufhin erklärte: »Soldaten, die über Zeit verfügen, sollten lieber Holocaust-Überlebenden oder anderen Bedürftigen helfen.«
Einige IDF-Angehörige hatten freiwillig Aktivitäten für afrikanische Kinder im Süden von Tel Aviv organisiert, etwa einen Spaßtag in Zusammenarbeit mit der multikulturellen Schule Bialik-Rogozin in dem Viertel. Auch bereiteten sie ehrenamtlich Abiturienten auf ihre Aufnahmetests für die Universitäten vor.
»Hebrew City« Das aber war den Aktivisten von »Hebrew City«, die sich in dem sozial schwachen Stadtviertel der Stadt bereits seit Jahren dafür einsetzen, die Flüchtlinge aus Israel auszuweisen, ein Dorn im Auge. May Golan, die Vorsitzende der Vereinigung, fragte entrüstet: »Wie kann es sein, dass unsere Armee bei einem derart politischen Thema Stellung bezieht? Ich fühle mich betrogen.«
Der Leiter der Schule Bialik-Rogozin, in der die Soldaten seit Jahren immer wieder aushelfen, versteht das nicht. »Viele dieser Kinder haben israelische Ausweise. Sie betrachten sich nicht als anders als alle anderen. Sie lernen entsprechend dem israelisch-jüdischen Stundenplan, fahren mit ihren Klassen nach Polen, um im Gedenken an die Schoa Auschwitz zu besuchen. Sie werden eines Tages zur Armee gehen – und sie können nicht nachvollziehen, wieso sie den Preis dafür bezahlen sollen, dass ihre Eltern Flüchtlinge waren.«
Auch viele Oppositionspolitiker kritisierten die Äußerung Liebermans scharf. Schelly Jachimowitsch von der Arbeitspartei bezeichnete sie als »amoralisch und unjüdisch«. Die Terminologie des Verteidigungsministers sei gefährlich, rassistisch und schade überdies der Armee. Auch Staatspräsident Reuven Rivlin erklärte, er sehe nichts Sündhaftes darin, Kindern zu helfen.