Israel

Shuki aus Ofakim

Shuki aus Ofakim zeigt Einschusslöcher. Foto: Detlef David Kauschke

Die HaTamar-Straße in Ofakim ist inzwischen eine bekannte Adresse. Politiker, ausländische Besucher, Journalisten und Neugierige kommen hierher. Sie alle wollen den Ort sehen, an dem sich »Rachel aus Ofakim« 19 Stunden lang gegen die fünf Terroristen behauptet hat, die in ihr Haus eingedrungen waren.

An diesem Mittwochnachmittag steht ein spanisches Fernsehteam vor dem Gebäude, das den Schauplatz der Geiselnahme und schließlich der Befreiungsaktion war. Hausherrin Rachel Edri ist nicht da, sagen die Nachbarn. Sie sei in Tel Aviv, treffe dort den amerikanischen Präsidenten Joe Biden, der für einen Solidaritätsbesuch nach Israel gekommen ist.

Shuki aus Ofakim zeigt, wie er die Bunkertür verbarrikadiert hat. (Foto: Detlef David Kauschke)Foto: Detlef David Kauschke

Ein Nachbar, der 63-jährige Josef Shuki, beobachtet die Szene und bietet sich gleich an, die Orte der Gewalt vom 7. Oktober zu zeigen. 14 Terroristen sind an diesem Tag aus dem 18 Kilometer entfernten Gazastreifen in die Kleinstadt im Süden Israels eingedrungen. Die Spuren des heldenhaften Kampfes der Bewohner Ofakims sind noch an vielen Orten zu sehen.

»Eine gute und mutige Frau«

Josef Shuki wohnt in der HaTamar-Straße 98, im Erdgeschoss des dreistöckigen Mehrfamilienhauses, direkt gegenüber des Hauses von Rachel Edri. Er kennt sie schon aus Kindheitstagen. »Rachel ist eine gute und mutige Frau«, sagt er.

Und dann berichtet Shuki davon, wie er die Geschehnisse am Schabbatmorgen erlebt hat: Als die Terroristen aus Gaza am Morgen kamen, war er bereits im Schutzraum, denn zuvor hatten schon die Sirenen geheult und einen Raketenangriff angekündigt. Acht Nachbarn hielten sich in dem kleinen Raum im Keller auf.

Ein Fenster des Hauses von Rachel Edri (Foto: Detlef David Kauschke)Foto: Detlef David Kauschke

»Dann hörten wir plötzlich Schüsse. Auch Handgranaten explodierten. Wir wussten nicht, was sich draußen abspielte«, erzählt Shuki. Dann schaffte es noch sein Nachbar Avi in den Schutzraum. Er war draußen, die Schüsse der Terroristen verfehlten ihn. In der Fassade des Hauses sind noch die Einschusslöcher zu sehen.

»Am Israel Chai«

Kaum hatten sie wieder die schwere Tür des Schutzraumes verriegelt, hörten sie die Stimmen der Terroristen. Er versuchte, seine Nachbarn zu beruhigen. Sie wollten bestimmt, dass wir vor Angst schreien oder weinen. »Aber ich habe allen gesagt, sie sollen schweigen. Sonst hätten wir uns doch verraten.«

Von innen hörten sie arabisch sprechende Männer, die versuchten, die Tür von außen zu öffnen. »Ich konnte sie verstehen, weil ich auch Arabisch spreche«. Unterdessen sicherte Shuki die schweren Riegel der gelben Eisentür, er stellte einfach massive Dinge, die er im Schutzraum fand, darunter.

So haben Shuki und seine Nachbarn überlebt. Zahlreiche Menschen im Viertel wurden ermordet, insgesamt kamen etwa 50 Bewohnerinnen und Bewohner von Ofakim ums Leben.

Shuki und seine Nachbarn trauern um die Toten und trotzen der Gefahr. Am Hauseingang ist eine große Israel-Fahne angebracht. Darüber hat jemand »Am Israel Chai« auf die Hauswand gesprüht. »Israel wird leben, wir lassen uns doch nicht einschüchtern«, sagt der 63-Jährige und fügt beim Abschied noch hinzu: »Haschem wird uns helfen. Bleib gesund.«

Gaza City/Tel Aviv

Ehemalige Hamas-Geisel berichtet über schwerste Misshandlung

Der junge Mann wurde in einer winzigen unterirdischen Zelle festgehalten, immer wieder geschlagen und gedemütigt. Den schlimmsten Moment seines Lebens erlebte er ausgerechnet an seinem Geburtstag

von Sara Lemel  14.03.2025

Gaza/Tel Aviv

Hamas will eine Geisel freilassen und vier Tote übergeben

Die Terrororganisation sagt, sie habe einen Vorschlag der Vermittler akzeptiert. In diesem Rahmen will sie demnach weitere aus Israel Entführte aus ihrer Gewalt entlassen

 14.03.2025 Aktualisiert

Tel Aviv

»Ich bin Omer Schem-Tov und ich bin frei«

Omer Schem-Tov berichtet erstmals über die schlimmste Phase seiner Geiselhaft in Gaza - und fordert die Freilassung aller Entführten.

von Cindy Riechau  14.03.2025

Nahost

US-Vermittler legt Vorschlag für Verlängerung der Waffenruhe vor

Laut Witkoffs Plan käme zuerst nur eine Handvoll Geiseln frei. Was wird aus den übrigen?

 14.03.2025

Israel

Bernard-Henri Lévy sagt aus Protest Teilnahme an Konferenz in Israel ab

Der Schritt des französischen Philosophen erfolgte aus Protest gegen die Einladung der zwei rechten französischen Politiker Jordan Bardella und Marion Maréchal

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Jerusalem/Genf

Nach Israel-kritischem Bericht: Netanjahu wirft UNHRC Antisemitismus vor

Ein UN-Bericht wirft Israel sexualisierte Gewalt gegen Palästinenser vor. Der Ministerpräsident spricht von einem »antiisraelischen Zirkus«

von Imanuel Marcus  13.03.2025

Geiseln

Avinatan lebt!

Es ist das erste Lebenszeichen der 32-jährigen Geisel. Seine Freundin, die befreite Noa Argamani, kämpft unermüdlich für ihn

von Sabine Brandes  13.03.2025

Vermisst!

Angekettet und allein

Alon Ohel wurde am 7. Oktober schwer verletzt und verschleppt

von Sabine Brandes  13.03.2025

Doha

Verhandlungen um Waffenruhe und Geiseln stocken

Die Gespräche kommen nicht voran. Welches Ziel verfolgen die Amerikaner?

 13.03.2025