Es war eine hochgradig politische Entscheidung: Isaac Herzog wird der neue Chef der Jewish Agency. Der Oppositionspolitiker wurde einstimmig ernannt und ersetzt damit im August dieses Jahres Natan Sharansky, der neun Jahre lang an der Spitze der Organisation gestanden hatte.
Bis zur letzten Minute hatte sich Premier Benjamin Netanjahu gegen Herzog ausgesprochen und versucht, seinen eigenen Kandidaten, Energieminister Yuval Steinitz, durchzudrücken. Ein Findungskomitee jedoch entschied zum ersten Mal in 23 Jahren gegen den Willen des Regierungschefs.
In einem Brief an Herzog schrieben die Mitglieder des Komitees: »In einer Zeit, in der der Großteil des Judentums noch außerhalb von Israel lebt, … gibt es dringenden Bedarf, die Zukunft des jüdischen Volkes zu sichern. Wir, die Unterzeichner, sind sicher, dass Sie außerordentlich geeignet sind, den Vorsitz der Jewish Agency zu übernehmen.«
Diaspora Viele Leiter jüdischer Gruppierungen in den USA zeigten sich hocherfreut über die Wahl des derzeitigen Oppositionsführers und beglückwünschten Herzog. Die Beziehung zwischen Israel und dem US-Judentum ist wegen der rechtsgerichteten Politik der Regierung in Jerusalem, die mit der liberalen amerikanischen Gemeinschaft oft auf Konfrontationskurs geht, derzeit arg problembehaftet. Besonders der Streit um die egalitäre Betplattform an der Kotel und das Monopol des Oberrabbinats über Konversionen in Israel sorgen im Diaspora-Judentum für Verstimmung.
Herzog sagte nach seiner Ernennung: »Die Jewish Agency ist eine Brücke, die den Staat Israel mit den jüdischen Menschen verbindet – wo auch immer sie sein mögen. Diese Brücke und unser Volk sind großen Herausforderungen ausgesetzt. Sie sind in Gefahr, und wir müssen alles tun, damit wir eine Einheit herstellen, besonders für die junge Generation.« Unter großem Applaus fügte er hinzu: »Ein Jude ist ein Jude – egal, welcher Strömung er angehört.« Er werde dafür sorgen, dass die Kluft zwischen Israel und der Diaspora überbrückt wird. Außerdem versicherte er, er wolle mit der Regierung zusammenarbeiten.
Am Montag sagte Herzog, er werde seine Unionspartnerin Zipi Livni in der Knesset als neue Oppositionsführerin vorschlagen. In einem Interview mit dem Armeeradio erklärte er, die beiden hätten vor den Parlamentswahlen 2015 ohnehin eine Rotation der Position verabredet.