Jerusalem

Sexskandal bei der Polizei

Beschuldigt: Uri Bar-Lev Foto: Flash 90

Nach der Schmach soll nun die Überraschung folgen. Die Wahl des nächsten Polizeichefs in Israel ist von einem Skandal überschattet, der immer weitere Kreise zieht. Top-Kandidat Uri Bar-Lev, derzeit Gesandter der israelischen Polizei in Washington, wird beschuldigt, mindestens eine Frau belästigt sowie eine andere unter Drogen gesetzt und vergewaltigt zu haben.

Identität Die Affäre um Bar-Lev hatte begonnen, als eine Frau, die in den Medien lediglich mit ihrem Initial »O« beschrieben wurde, Anzeige erstattete, der Kandidat habe sie vor etwa zwei Jahren bei einer Tagung in Eilat sexuell belästigt. Kurz darauf meldete sich eine zweite Frau, »M«, die aussagte, Bar-Lev habe sie vor fünf Jahren unter Drogen gesetzt und dann in einem Hotel vergewaltigt. Der Kandidat für den Chefsessel flog aus den USA ein und wurde mehrfach von den Behörden zu den Vorfällen befragt. Vehement bestritt er alles.

Am vergangenen Donnerstag dann enthüllte »O« ihre Identität bei einer Demonstration gegen Gewalt an Frauen in Tel Aviv. Es handelt sich um die Kriminologin und Aktivistin Orly Innes. »Das ist mein Name, dies ist mein Gesicht, ich habe nichts Falsches getan und werde mich nicht weiter verstecken.« Mit diesen Worten will Innes anderen Opfern sexueller Gewalt Mut machen.

Schließlich gab Bar-Lev zwar den außerehelichen sexuellen Kontakt zu »M«zu, beharrte jedoch darauf, dass er in gegenseitigem Einvernehmen stattgefunden hätte. Beim Lügendetektortest allerdings fiel der hochdekorierte Polizist durch. Seine Kandidatur zog er daraufhin zurück. Trotzdem gibt es Stimmen, die hinter dem Skandal nicht Bar-Levs Fehltritte, sondern eine gezielte Kampagne von Kontrahenten vermuten.

Jetzt verdichten sich die Gerüchte, dass der künftige Chef in der blauen Uniform eventuell nicht mehr aus den Kreisen der Polizei, sondern von außerhalb stammen soll. Sicherheitsminister Yitzhak Aharonovitch ließ durchblicken, dass die Bekanntgabe des Namens alle erstaunen wird. Sofort nach Abschluss der Untersuchungen in der Bar-Lev-Affäre soll der Name publik werden.

Gazakrieg

Hunderttausende demonstrieren in Israel für einen Geisel-Deal

»Ihre Zeit läuft ab«, sagte die Verwandte einer Geisel in Tel Aviv

 07.09.2024

Nahost

CIA-Chef Burns: Gaza-Verhandlungen sollen weitergehen

Die Gespräche kommen seit Monaten nicht voran

 07.09.2024

Einspruch

Wer mordet, will keinen Deal

Philipp Peyman Engel erinnert daran, dass nicht die israelische Regierung, sondern die Hamas sechs israelische Geiseln umgebracht hat

von Philipp Peyman Engel  06.09.2024 Aktualisiert

Gazakrieg

Hamas veröffentlicht Propaganda-Video von getöteter Geisel

Die Aufzeichnung zeigt den 23-jährigen Hersh Goldberg-Polin vor seiner Ermordung

 06.09.2024

Meinung

Der Westen und die Palästinenser

Warum fließen weiter Milliarden an Hilfsgeldern, ohne dass sich etwas zum Besseren wendet, fragt sich unser Gastautor

von Jacques Abramowicz  06.09.2024

Medienbericht

Geheimdokument enthüllt, was die Hamas mit den Geiseln vorhat

Die Terroristen wollen auch die Öffentlichkeit täuschen, um an der Macht zu bleiben

 06.09.2024

Israel

Außenministerin Baerbock trifft Katz und Gallant

Die Grünen-Politikerin will über die Verhandlungen über einen Geiseldeal sprechen

 06.09.2024

Interview

»Wir kämpfen den gleichen Kampf«

Der Außen- und Sicherheitspolitiker Amit Halevi über den vereitelten Terroranschlag auf das israelische Generalkonsulat in München und die Parallelen zwischen den Islamisten in Gaza und Europa

von Detlef David Kauschke  05.09.2024

Kommentar

Hartes Herz

Unsere Israel-Korrespondentin weiß um die Gnadenlosigkeit der Hamas-Mörder und wundert sich über die Unbarmherzigkeit der Regierung gegenüber den Geiseln und deren Angehörigen

von Sabine Brandes  05.09.2024