Staatsakt

Seine letzte Reise

Tony Blair (2.v.l.) und Joe Biden (l.) kamen zum Begräbnis Ariel Scharons. Foto: Flash 90

Tausende Israelis und Gäste aus aller Welt haben am Montag Israels ehemaligem Ministerpräsidenten Ariel Scharon die letzte Ehre erwiesen. Bereits am Morgen hatten die Feierlichkeiten in der Knesset begonnen, wo Scharons Sarg seit Sonntag aufgebahrt war. Staatspräsident Schimon Peres sagte, auf Scharons Schultern habe die Sicherheit Israels geruht. »Deine Geschichte ist mit der des Landes verbunden, dein Leben war deinem Land gewidmet. Ruhe in Frieden.«

Premier Benjamin Netanjahu nannte den Militär und Politiker einen der Gründer des Staates und lobte ihn für seine Standfestigkeit, die Interessen Israels durchzusetzen – auch wenn dadurch Beziehungen zu Verbündeten gefährdet waren. Netanjahu, ein erbitterter Gegner des Rückzugs aus dem Gazastreifen 2005, sagte, Scharons »einzigartiger Beitrag für die Sicherheit Israels sei in die Seiten der Geschichtsbücher eingemeißelt«.

Stern Eine sehr persönliche Rede hielt US-Vizepräsident Joe Biden, der Scharon seit rund 30 Jahren kannte: »Es ist, als ob ein Familienmitglied gestorben wäre.« Man könne Scharon nicht in eine Schublade stecken, so Biden. Wie alle großen Männer der Geschichte sei er von einem Stern geleitet worden: »Ariels Stern war das Überleben des Staates Israel.« Er habe nicht nur militärisch großen Mut bewiesen, sondern auch politisch.

Unter den Rednern war der frühere britische Premierminister Tony Blair, der Scharon als »leidenschaftlichen Kämpfer für seine Heimat« bezeichnete. Auch Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier erwies dem schillernden Politiker die letzte Ehre. Der SPD-Politiker bezeichnete Scharon als Beispiel dafür, dass man in der Politik seine Grundsätze immer wieder darauf überprüfen müsse, ob sie noch Gültigkeit haben, und bezog sich damit auf die Räumung der Siedlungen im Gazastreifen: »Scharon hätte heute gehofft, dass die Bemühungen, die jetzt stattfinden, um zu einer Zwei-Staaten-Lösung zu kommen, zum Erfolg führen.«

Konvoi Nach den Feierlichkeiten in der Knesset wurde Scharons Sarg unter Aufsicht der Armee zu seiner Farm Schikim im Norden der Negevwüste gebracht – mit einem Zwischenstopp in Latrun, wo ihm unter Ausschluss der Öffentlichkeit Vertreter der israelischen Armee Tribut zollten. In Latrun war Scharon während des Unabhängigkeitskrieges 1948 lebensgefährlich verletzt worden.

Danach fuhr der Konvoi weiter zur Farm, wo auf Wunsch der beiden Söhne Scharons, Gilad und Omri, alles für ein öffentliches Begräbnis vorbereitet worden war. So waren Leinwände aufgebaut; Absperrungen und andere Vorkehrungen sorgten für Sicherheit. Zu Recht, wie sich schon am frühen Morgen zeigte, als palästinensische Terroristen zwei Raketen in Richtung Israel abfeuerten. Schaden richteten sie glücklicherweise nicht an.

gäste Im Beisein von Gästen aus aller Welt – Vertreter von 17 Ländern waren zugegen – wurde Ariel Scharon neben seiner Frau Lily auf seiner Schikim-Farm begraben. Acht Generäle trugen den Sarg zum Grab. Neben Benny Gantz, dem Generalstabschef der israelischen Armee, sprachen Scharons Söhne, die ihn in den acht Jahren des Komas regelmäßig im Krankenhaus besucht hatten. »Schau dich um, Ariel«, sagte Omri. »Hier sind Menschen, die sich vor dir verneigen – du warst bewundernswert, Vater.«

Gilad erinnerte an den Todestag, an dem die ganze Familie um das Krankenbett Scharons versammelt war: »Wir diskutierten lebhaft – so wie immer eben. Nur die Hauptperson lag bewegungslos dabei.« Jetzt, so Gilad, sei sein geliebter Vater endlich heimgekehrt.

In der Botschaft des Staates Israel in Berlin (Auguste-Viktoria-Str. 74-76) wird liegt noch bis Mittwoch ein Kondolenzbuch aus, in das man sich jeweils von 13 bis 16 Uhr eintragen kann.

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