Trauer

»Sein Leben kann Vorbild sein«

Schimon Peres sel. A. mit Premier Benjamin Netanjahu Foto: GPO

Am Mittwochmorgen um sieben Uhr trat die Familie von Schimon Peres vor die Presse. Sein Sohn Chemi erklärte: »Mit großer Trauer nehmen wir heute Abschied von unserem geliebten Vater, dem neunten Präsidenten von Israel. Das Erbe unseres Vaters ist es, immer nach vorne zu schauen. Wir hatten das Glück, zu seiner Familie zu gehören. Doch heute spüren wir, dass die gesamte israelische Nation und die internationale Gemeinschaft diesen großen Verlust teilt. Wir teilen diesen Schmerz«.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu äußerte seine »große persönliche Trauer über den Tod des von der Nation geliebten Schimon Peres«. Der amtierende Präsident Israels, Reuven Rivlin, schrieb: »Dies ist ein trauriger Tag für das israelische Volk und den Staat Israel. Ich werde die Erinnerung an ihn bei mir tragen, seinen Handschlag, seine klugen Ratschläge, die er mir immer voller Liebe gab. Vor allem aber seine Hoffnung, die er seinem Volk einatmete.«

freund In Berlin würdigte Bundespräsident Joachim Gauck den verstorbenen ehemaligen israelischen Präsidenten Schimon Peres als »treuen Freund« Deutschlands. »Sein Leben im Dienst von Frieden und Versöhnung kann jungen Menschen ein Vorbild sein«, schrieb Gauck in einer Kondolenzadresse an den amtierenden israelischen Präsidenten Reuven Rivlin.

»Wir Deutschen werden besonders seine Bereitschaft zur Versöhnung im Gedächtnis behalten«, so Gauck weiter: »Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Schimon Peres uns die Hand.« Für diese Haltung seien ihm die Deutschen von Herzen dankbar. Peres habe seinem Land in unterschiedlichen Funktionen gedient – »mit festen Grundsätzen, wenn es um die Sicherheit Israels ging, und einem starken Willen, den Friedensprozess mit den Palästinensern voranzubringen«.

Bundeskanzlerin Merkel schickte ein Kondolenzschreiben an den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Darin hob sie hervor, dass sich Peres unermüdlich und allen Widrigkeiten zum Trotz für einen Ausgleich mit der arabischen Welt eingesetzt. »Er war zutiefst davon überzeugt, dass Israelis und Palästinenser friedlich nebeneinander leben können«, so die Kanzlerin.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) erklärte am Mittwoch in Berlin, die Welt verliere einen Mann des Friedens und des Ausgleichs, der davon überzeugt gewesen sei, dass sich Konflikte nur diplomatisch lösen lassen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte: »Die Welt hat einen großen Staatsmann, Israel einen seiner Gründungsväter und Deutschland einen hoch geschätzten Freund und Partner verloren.«

Zentralrat Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland hat mit tiefer Trauer die Nachricht vom Tod des früheren israelischen Staatspräsidenten aufgenommen. »Schimon Peres hat sich bis zuletzt weltweit für Frieden im Nahen Osten eingesetzt und war ein viel gefragter und kluger Ratgeber«, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster. »Sein Tod ist nicht nur für die jüdische Welt ein herber Verlust. Die Verdienste, die Schimon Peres um Israel erworben hat, sind kaum zu ermessen.«

Sein legendärer Satz, dass es keine Alternative zum Frieden gibt, werde immer Gültigkeit behalten, so Schuster. »Schimon Peres gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der israelischen Geschichte. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.«

Der Präsident des World Jewish Congress, Ronald S. Lauder, würdigte Peres als einen klugen Staatsmann, großen Intellektuellen und Strategen, erfahrenen Diplomaten und Friedensstifter. Er habe Israel und jeden Juden in der Welt stolz gemacht: »Schimon Peres steht für Israels zahlreiche Erfolge in den vergangenen sieben Jahrzehnten. Er war ›Mr. Israel‹. Er verkörperte den zionistischen Traum und half, einen freien, sicheren und wohlhabenden Staat in der alten Heimat des jüdischen Volkes zu bauen.«

gründergeneration Der Botschafter des Staates Israel, Yakov Hadas-Handelsman, nannte Peres einen der herausragendsten Staatsmänner seiner Geschichte, einen der letzten Politiker der Gründergeneration. Er habe Weltgeschichte geschrieben: »Er war ein Ritter des Friedens und der Sicherheit, derjenige unter den Politikern, der am stärksten für den Friedensprozess stand.« Peres sei ein Mann mit einer politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vision gewesen, der unablässig für das Volk und den Staat Israel tätig war, sein ganzes Leben lang, auch, als er keine offiziellen Ämter mehr innehatte. »Auch ich empfinde heute, wie das gesamte israelische Volk, die große Leere, die Schimon Peres hinterlassen hat«, so Hadas-Handelsman.

Moshe Kantor, Präsident des European Jewish Congress, betonte, Peres habe nicht nur die Sicherheit Israels gewährleistet, er sei auch ein unermüdlicher Kämpfer für den Frieden gewesen. »Ein wichtiger Teil unseres Volkes ist nicht mehr mit uns, und unser kollektives Herz schmerzt.« sab/ja/epd

Israel

An ALS erkrankter TV-Journalist kann dank KI weiterarbeiten

Jahrzehntelang arbeitete Mosche Nussbaum in Israel als Polizeireporter. Dann bekam er die unheilbare Nervenkrankheit ALS. Eine neue Technologie macht seine Rückkehr auf den Bildschirm möglich

 07.01.2025

Tel Aviv

Israels Geiselbeauftragter trifft internationale Kollegen

Hoffnungen auf eine Waffenruhe in Israel und Gaza sowie einen Geisel-Deal haben sich immer wieder zerschlagen. Gibt es neuen Grund für Optimismus?

 07.01.2025

Archäologie

Rätsel um fehlende Höhlenmalereien in Israel scheint gelöst

Tiermalereien in Höhlen gehören zu den frühesten Bildmotiven von Menschenhand - zumindest in Westeuropa. In der Levante fehlen sie dagegen. Archäologen glauben nun zu wissen, warum das so ist

 07.01.2025

USA

»Wie kommt es, dass die Hamas nicht nachhaltiger verurteilt wurde?«

Im Interview mit der »New York Times« geht US-Außenminister Antony Blinken ausführlich auf den Nahostkonflikt ein

 07.01.2025

Libanon

Israels Armee zieht sich zurück

»Diese Rückzüge werden fortgesetzt, bis alle israelischen Streitkräfte vollständig aus dem Libanon abgezogen sind«, sagt US-Vermittler Amos Hochstein

 07.01.2025

Westjordanland

Nach Terroranschlag auf Israelis: Siedler wüten in palästinensischen Ortschaften

Die israelische Armee geht derweil gegen die Urheber des jüngsten Anschlags vor

 07.01.2025

Geiseln

»Es gibt eine Liste – mit 100 Namen«

Das Familienforum verlangt einen umfassenden Deal für die Befreiung aller von der Hamas verschleppten Menschen

von Sabine Brandes  06.01.2025

Nahost

Palästinenser in Gaza feuern Raketen auf Israel ab

Zwar ist die Hamas weitgehend besiegt. Dennoch greifen Terroristen Israel weiterhin an

 06.01.2025

Westjordanland

Palästinensische Terroristen ermorden drei Menschen

Die Täter sind auf der Flucht und werden von »einer großen Anzahl an Soldaten« gesucht

 06.01.2025