Das Reden fällt ihm sichtlich schwer. Doch Tal Kupershtein will sprechen und seinem Sohn sagen, wie sehr er ihm fehlt. »Sei stark! Ich liebe dich.« Mehr Worte bedarf es nicht. Der unerträgliche Schmerz des Vaters, das Porträt seines Sohnes auf der Brust, wird in seinen Augen deutlich. Denn Tals Sohn Bar ist Geisel in Gaza.
Vor vier Jahren hatte Tal Kupershtein einen schweren Autounfall. Als freiwilliger Sanitäter war er damals unterwegs, um ein Kleinkind zu retten, das selbst von einem Auto angefahren worden war. Seither ist er gesundheitlich angeschlagen und schwach. Trotzdem kämpft er unerschütterlich und unermüdlich für das Leben seines geliebten Sohnes, ist bei Kundgebungen und Protesten für die Freilassung der Geiseln aus dem Gazastreifen mit dabei.
Am »Schwarzen Schabbat« arbeitete Bar als Türsteher beim Nova-Musikfestival
Am »Schwarzen Schabbat« arbeitete Bar als Türsteher beim Nova-Musikfestival, um Geld für seine Familie zu verdienen. Als der tödliche Angriff der Hamas begann, blieb der 21-Jährige, der wie sein Vater ebenfalls freiwilliger Sanitäter ist, vor Ort, um den Verletzten zu helfen und Leben zu retten – bis er schließlich von der Hamas gefangen und nach Gaza verschleppt wurde.
Nach dem Unfall seines Vaters war der junge Mann aus Holon, der noch vier jüngere Geschwister hat, der Hauptverdiener in der Familie. »Er ist ein unschuldiger, ganz normaler Mensch, der ohne Grund innerhalb der Staatsgrenzen Israels gefangen genommen wurde«, sagt sein Cousin Itzhak Tabatchnik über ihn. Außer einem grausamen Video, das Hamas-Terroristen von seiner Gefangennahme posteten, gebe es »keine Informationen, keine Hinweise, keine Nachrichten, rein gar nichts über Bars Zustand«.
»Auf seinen jungen Schultern lastet eine große Verantwortung«, so Tabatchnik weiter. »Doch wir sind sicher, dass seine mentale Stärke ihm beim Überleben helfen wird.« Bar sei ein »intelligenter, freundlicher Junge mit vielen Freunden«. Seine Familie will nur noch eines: ihn endlich wieder in die Arme schließen.