Der Übertritt zum Judentum ist selten ein einfacher Schritt. In Israel ist er oft sogar noch schwerer als in den meisten anderen Ländern. Der Grund dafür ist das Oberrabbinat, das ein Monopol für Konversionen in den Händen hält und sich standhaft weigert, die strikten Regeln auch nur um ein Jota zu lockern. Ein Gesetzesentwurf der Partei Hatnua von Justizministerin Zipi Livni schlägt vor, dies zu ändern.
Das neue Regelwerk sollte es möglich machen, in jedem städtischen Rabbinat überzutreten. Dadurch hätten Kandidaten die Möglichkeit, selbst einen Rabbiner auszusuchen. Denn oft verweigern die vom Oberrabbinat bestimmten Rabbiner den Anwärtern eine Konversion – in der Regel ohne Angabe von Gründen.
Konvertiten Besonders nichtjüdische Angehörige von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, die in Israel leben, hatten auf eine Erleichterung gehofft. Auch die Partei von Avigdor Lieberman, Israel Beiteinu, hatte sich stets dafür eingesetzt. Doch offenbar sind Regierungschef Benjamin Netanjahu dieser Tage Parteiklüngel wichtiger als das Seelenheil potenzieller Konvertiten.
Obwohl der Vorschlag von Hatnua bereits im Sommer mit der Unterstützung des Premiers erfolgreich durch die erste Lesung gekommen war, scheint er davon nun nichts mehr wissen zu wollen. Denn, so Insider, der Regierungschef wolle es sich mit den Religiösen nicht verderben. Das Oberrabbinat ist gegen jegliche Änderung, doch auch die nationalreligiöse Partei von Naftali Bennett, Beit Hajehudi, drohte bereits, im Falle von Netanjahus »Ja« aus der Regierung auszusteigen. Ohne deren zwölf Sitze allerdings würde die Koalition zerbrechen.
Springt Hatnua ab, könnte die Regierung indes weiterhin funktionieren. Der Initiator des Entwurfs, Elazar Stern von Hatnua, ist verärgert über die offensichtliche Richtungsänderung des Ministerpräsidenten. Vor Journalisten sagte er in Jerusalem: »Das Büro des Premierministers sagte mir zu, dass, sofort nachdem der Haushalt durch die Knesset ist, auch der Vorschlag zu den Konversionen durchgeht. Doch heute ist mir klar geworden, dass der Premier leider weder hinter seinem Wort noch hinter der Zukunft Israels als jüdischem Staat steht.«