Zu Jahresbeginn stellte Bildungsminister Naftali Bennett ein neues Programm vor, um die Motivation unter Gymnasiasten für die Rekrutierung bei der Armee zu erhöhen. Das Gesamtbudget beträgt 80 Millionen Schekel, und durch die steigende Nachfrage wurde die Anzahl der Schulen erhöht, die am Gadna-Wochentraining teilnehmen. Zu diesen Schülern gehören erstmals auch arabische Jugendliche.
Gadna, hebräisches Akronym für »Gdudei No’ar« (Jugendbataillone), ist ein Militärprogramm, das junge Menschen auf den Dienst bei den Streitkräften vorbereitet. Es wurde in den 40er-Jahren von der Hagana, der Vorgängerorganisation der IDF, gegründet und wurde zu deren Kern. Tausende seiner Mitglieder kämpften 1948 im israelischen Unabhängigkeitskrieg.
Danach verabschiedete die Knesset ein Gesetz, das Männer und Frauen, die körperlich und geistig fit sind, ab dem 18. Lebensjahr zum Militärdienst verpflichtet. Es beinhaltete aber auch die Gründung der Gadna für Jugendliche ab 14, zur Vorbereitung auf die Armee.
Auswanderung Bis Juli dieses Jahres stieg die Teilnehmerzahl auf 19.000 Schüler aus dem In- und Ausland. Unter ihnen auch die 17-Jährigen Daniel Portugali und Luc Hoffman aus Amsterdam. »Es ist klar, dass dies nur ein einwöchiger Schnupperkurs ist«, meint Daniel, der im nächsten Jahr mit seiner Familie nach Tel Aviv auswandern wird. »Nach dem Abitur wollen wir beide in der IDF dienen.« Für Luc ist Israel das einzige Land auf der Welt, wo sich die Juden selbst verteidigen können. »Seit dem Israel-Machane mit der sozialistisch-zionistischen Jugendorganisation Hashomer Hatzair, als wir auch Militärbasen besuchten, wollen wir zur IDF«, erzählt er.
Während ihres einwöchigen Gadna-Trainings waren beide Schüler im größten Militärkomplex in Sde Boker in der Negevwüste untergebracht. Bei richtigen Soldaten konnten sie das Infanterie- und auch das Artillerietraining beobachten und nahmen sogar selbst an Feldübungen teil. Weiter gab es auch Einführungen in das Selbstverteidigungssystem Krav Maga, Grundtraining im Umgang mit Schusswaffen und sogar echte Kampfsimulationen. Aufklärungsbataillone der Golani-Brigade und die IDF-Schule für Militäroffiziere standen ihnen dabei beratend zur Seite.
»Es war schon aufregend, mit einer M16 richtig schießen zu lernen. Ich glaube, ich war gar nicht so schlecht«, lacht Luc. »Doch vor allem während der kilometerlangen Nachtwanderung, als wir mit wenig Ausrüstung und nur einem Kompass ausgestattet in völliger Finsternis wieder zu unserer Kaserne finden mussten, vermittelte sich mir das Gefühl eines Soldaten.«
prozess »Alle Schüler wollten jeden Aspekt über die Kriegsführung und über Rettungsmissionen wissen«, sagt Leutnant Tal, die Kursleiterin, »und alle waren diszipliniert und wissensdurstig.« Tal ist 22 Jahre alt und kommt aus Jerusalem. Um die Offizierslaufbahn einzuschlagen, hat sie ihren Armeedienst verlängert und dient im Bildungs- und Jugendkorps. »Man konnte ihre Aufregung sehen«, fügt die junge Offizierin hinzu. »Sie durchlaufen einen langen Prozess, um erwachsen zu werden, und haben gemerkt, dass sie bald an etwas Großem teilnehmen.«
»Zweifellos ist das Training für die Schüler bis ins letzte Detail organisiert, vor allem die Gadna-Avir (das Jugendkorps der Luftwaffe)«, lobt Brigadegeneral Zvika Fairayzen, der Gadna-Kommandeur. »Viele Schüler hatten zuvor noch nie eine Kaserne von innen gesehen und auch noch nicht so viele Kenntnisse über die Armee. Vor allem die arabischen oder auch die drusischen Jugendlichen, die dieses Jahr erstmals teilnehmen.«
In täglichen Seminaren unterrichteten verschiedene Offiziere sowohl Landeskunde als auch die Geschichte des Staates Israel. Außerdem erzählten ehemalige Soldaten über persönliche Schicksale und Kampferfahrungen. »Das einwöchige Gadna-Programm war intensiv, aber auch interessant, und unsere Teilnahme war ein wichtiger Schritt für unsere Zeit später beim Militär in Israel«, meint Daniel.
Während er seine Zukunft in Israel sieht, ist Luc noch unschlüssig. »Ich möchte zwar in der IDF dienen, doch meine Familie ist schon seit vielen Generationen in Amsterdam ansässig«, sagt er.
Antisemitismus Der immer stärker werdende Antisemitismus in Europa brachte Daniels Eltern endgültig zu dem Entschluss, nächstes Jahr nach Israel auszuwandern. »Als Jude ist es in den Niederlanden oft gefährlich«, sagt er enttäuscht. »Natürlich ist es ein freier Staat, doch es ist primär der arabische Judenhass, der uns bedroht.«
Obwohl seine Eltern schon alle Vorbereitungen für ihre Alija getroffen haben, möchten sie erst nach Daniels Schulabschluss Amsterdam verlassen. »Meine Familie würde lieber heute als morgen auswandern«, erklärt er.
Der einwöchige Gadna-Kurs ist zwar für alle Jugendlichen eine wichtige Erfahrung, die erste Eindrücke über die israelische Armee vermittelt. Mit einer richtigen Grundausbildung aber ist er natürlich nicht vergleichbar. Es ist ein erster Schritt, und während des sechstägigen Trainings haben Daniel und Luc schon einmal den Grundstein für ihren zionistischen Traum gelegt. Die IDF ist schließlich bekannt dafür, Neueinwanderer in die israelische Gesellschaft zu integrieren. »Noch zögert Luc«, sagt Daniel, »doch nach seinem Militärdienst wird er Israel nicht mehr verlassen wollen. Das konnte man jetzt schon spüren.«