Die Pausenbrote waren geschmiert. Eigentlich hätte am Sonntag für Beer Shevas Schüler die Woche beginnen sollen. Doch die Schulen in der Negev-Großstadt blieben zu. Um halb sechs Uhr morgens krachten zwei Raketen aus dem Gazastreifen in unbewohntes Gebiet nahe der Stadt. Bürgermeister Ruwik Danliovich sagte kurzerhand den Unterricht ab und mahnte die Einwohner, in Schutzräumen auszuharren.
In den vergangenen Jahren seien bereits einige Male Geschosse in Schulen eingeschlagen, sagte der Bürgermeister im Armeeradio. »Doch wir sind nicht geschützt, und solange es keinen vollständigen Schutz gibt, gehen Menschenleben vor.« Beer Sheva hat mehr als 200.000 Einwohner.
Tage zuvor waren innerhalb weniger Stunden mehr als 60 Raketen von militanten Palästinensern aus Gaza in Richtung Israel geschossen worden. In der angrenzenden Eschkolregion wurden vier Menschen verletzt, als ihre Häuser direkt getroffen wurden. Israel flog einige Vergeltungsanschläge, hielt sich jedoch weitgehend zurück. Immer mehr Politiker und Sicherheitsexperten fragen, wie lange Israel diesen Dauerbeschuss noch ertragen soll. Einige schlagen eine erneute Bodenoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen vor.
Zwischenzone Zum politischen Wochenbeginn verkündete Premierminister Benjamin Netanjahu, dass die Regierung nun willens sei, umfangreichere Maßnahmen zu finanzieren. Bislang wurde den Bewohnern in einer Entfernung von bis zu 4,5 Kilometern vom Gazastreifen voller Schutz gewährt. Das Abwehrsystem Eiserne Kuppel schützt lediglich Gebiete, die sich in mehr als sieben Kilometer Entfernung befinden.
»Wir müssen uns um die Gemeinden kümmern, die dazwischen liegen«, erklärte Netanjahu. Zwar sei in diesem Bereich bereits die Baustruktur von Bildungseinrichtungen verstärkt worden, doch das sei nicht genug. »Wir entscheiden heute, dass sämtliche Bauten bombensicher gemacht werden. Das wird Schutz für die Menschen im Süden bringen.« Die neuen Pläne würden die Sicherheitsbedürfnisse der Bewohner befriedigen, meinte der Premier. 50 Millionen Euro sind für die Baumaßnahmen veranschlagt, das Kabinett gab einstimmig grünes Licht. Sderots Bürgermeister David Buskila, der aus Protest gegen den Mangel an Unterstützung aus Jerusalem jegliche Nahrung verweigert hatte, beendete nach dieser Nachricht seinen Hungerstreik.