Sie sind erfrischend, modern und haben ihren eigenen Kopf. Da ist es eine logische Folge, dass die beiden eine Beziehung eingehen. Und so ist es geschehen: Scarlett Johansson und SodaStream sind ein Paar. Und sogar einen Platz in der begehrten Werbepause von Amerikas größtem Fernsehereignis, dem Super Bowl Sunday, hat sich das sprudelnde Team schon gesichert. Doch inzwischen hagelt es Kritik für die schöne Schauspielerin.
Am Sonntag werden mehr als 100 Millionen Menschen sehen, wie sich sexy Scarlett ihre eigenen Softdrinks kredenzt. Denn ihr Werbe-Engagement als erste »weltweite Botschafterin für SodaStream« gilt einer der erfolgreichsten Firmen Israels. Doch die ist vor allem international nicht unumstritten. Denn der Produzent von Do-it-yourself-Geräten für kohlensäurehaltige Getränke sitzt im Westjordanland. Vor fünf Jahren startete SodaStream sein Marketing in den USA, seitdem sind die Amerikaner ganz verrückt nach den »Bubble Machines«, wie sie sie nennen. Gleichzeitig zogen die Werbekampagnen Boykottaufrufe nach sich.
Dennoch ist der jüdische Star (Lost in Translation, Match Point, The Avengers) von seinem Einsatz überzeugt. Nach harscher Kritik – die New York Times etwa schrieb von »blutigen Blasen« – stellte Johansson sich fast trotzig hinter die Firma. Deren Chef Daniel Birnbaum könnte nicht glücklicher über die Wahl seines Werbestars sein: »Wir sind begeistert, die außergewöhnlich talentierte Scarlett Johansson in unserer SodaStream-Familie willkommen zu heißen.«
Umwelt SodaStream verwandelt Leitungswasser per Knopfdruck in Erfrischungsgetränke in unzähligen Geschmacksrichtungen. Perfekt für Johansson, wie sie selbst bestätigt. Sie sei bereits seit ihrer Kindheit verrückt nach Softdrinks und könne sie nun genießen, ohne ein schlechtes Gewissen wegen des ganzen Mülls zu haben, sagt sie im Rahmen der Werbekampagne.
SodaStream betreibt 25 Fabriken in der ganzen Welt. Doch es ist der Standort in Maale Adumim, einer Kleinstadt bei Jerusalem, der die Unkenrufe ertönen lässt. Die einen meinen, es sei ein israelisches Unternehmen, das im »besetzten Westjordanland« produziere. Dass Unternehmen selbst betont, es habe sich dem Frieden zwischen Palästinensern und Israelis verschrieben.
Für Daniel Birnbaum ist das reine Politik. Er erklärt, dass die Angestellten in seiner Firma, Juden und Araber, alle bestens miteinander auskommen. »Meine Kinder sind auf Facebook mit den Kindern der palästinensischen Arbeiter befreundet. Vorher kannten sie nicht einen Palästinenser persönlich und die anderen Kinder keinen Juden. Diese Beziehungen sind aber so wichtig.«
Oxfam Auch Johansson ist von den hehren Absichten ihres neuen Arbeitgebers überzeugt. »Die Firma hat sich nicht nur dem Umweltschutz verschrieben, sondern baut auch eine Brücke für den Frieden. Sie unterstützt Nachbarn, die miteinander für dasselbe Gehalt, dieselben Zuschläge und mit denselben Rechten arbeiten. Das ist es, was in Maale Adumim jeden Tag geschieht.«
Oxfam, eine Wohltätigkeitsorganisation, für die sich die Darstellerin seit acht Jahren engagiert, hatte Johansson in einer öffentlichen Erklärung abgemahnt: Obwohl man die Unabhängigkeit seiner Vertreter hochhalte, glaubt Oxfam dennoch, dass der Betrieb in den Siedlungen die Beschneidung der Rechte von palästinensischen Gemeinden vorantreibt. »Oxfam ist gegen jeglichen Handel mit israelischen Siedlungen, die nach internationalem Recht illegal sind.«
Für vehemente Siedlungsgegner ist der Standort der Produktionsstätte ein Totschlagargument. Doch Fakt ist auch, dass bei SodaStream 900 arabische Frauen und Männer einen gut bezahlten Job gefunden haben, Juden und Muslime Hand in Hand arbeiten und den Alltag miteinander verbringen. Die Firma zahlt seinen arabischen Angestellten aus dem Westjordanland Löhne und Sozialabgaben nach israelischem Standard. Das ist im Durchschnitt viermal so viel, wie die Menschen bei palästinensischen Arbeitgebern verdienen würden.
Schichtleiter Nabil Bescharat bringt auf den Punkt, warum er gerne bei SodaStream ist: »Wenn es bei uns im Westjordanland gute Arbeit gäbe, die so bezahlt wird wie hier, dann würden wir dorthin gehen. Aber es gibt diese Jobs nicht.«
Konkurrenz Das Umweltengagement der Firma würden sicher nicht einmal Hardcore-Kritiker anzweifeln. SodaStream nimmt für sich in Anspruch, dass durch ihre Geräte jedes Jahr Milliarden von Plastikflaschen weniger auf den Müllkippen dieser Welt landen. Man brauche keine Flaschen, Kisten und Lkw, ließ die Firma einst mit einem Seitenhieb auf die internationalen Softdrink-Hersteller verlauten. Das hören die amerikanischen Giganten Coca-Cola und Pepsi gar nicht gern. Und wenn man ihnen dazu noch zwischen den Zeilen die Zunge raustreckt, wie es Johansson in ihrem Spot mit »Sorry, Coke and Pepsi!« tut, werden die sogar richtig wütend.
Das ist wohl der Grund, weshalb Fox TV sich weigern will, das Filmchen von SodaStream auszustrahlen. Dabei hat vergleichende Werbung in den USA Tradition. Birnbaum wirft dem Sender vor, Angst vor den großen Firmen zu haben. Dennoch gab er klein bei und ließ die letzte Zeile streichen. Enttäuscht ist er trotzdem: »Wenn ich mein Geld wiederbekommen würde, wäre ich aus dem Deal ausgestiegen«, machte er klar. »Ich dachte, so etwas passiert nur in China, aber nicht in den USA.« Doch es passiert – und es scheint, als wäre nicht nur die politische Korrektheit ein Thema in dem Skandal um Scarlett und SodaStream, sondern auch der Neid der Konkurrenz.
Birnbaum ist übrigens überzeugt: »Am Ende wird es Frieden zwischen den Menschen geben.« Vielleicht ja sogar zwischen SodaStream, Oxfam und Coca-Cola.