Rosch Haschana wird auch in der Ukraine gefeiert. Mit allem, was dazu gehört: Schofar-Blasen, Festessen und Äpfeln in Honig. In diesem Jahr müssen die Pilger allerdings in einen sauren Apfel beißen. Die mittlerweile traditionellen Fahrten religiöser Juden zum Grab von Rabbi Nachman in Uman sind größtenteils abgesagt.
FEIERTAG Dabei hat der jüdische Präsident der Ukraine, Wolodymyr Zelensky, Rosch Haschana sogar zum nationalen Feiertag erklären lassen. Sehr zur Freude der israelischen Regierung, die betonte: »Dies hat eine derart große Bedeutung, die weit über inländische Angelegenheiten hinausgeht.«
Angesichts der Corona-Pandemie veröffentlichte das Büro von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu am Dienstag eine gemeinsame Erklärung beider Länder zu den Pilgerfahrten: »Die epidemiologische Situation in der Ukraine, in Israel und der ganzen Welt erlaubt es uns leider nicht, den Feiertag in diesem Jahr auf traditionelle Weise zu begehen«. Rosch Haschana beginnt am Abend des 18. September.
Entsprechend der Gesundheitsministerien unserer Länder fordern wir alle Pilger auf, davon abzusehen, die Stadt Uman zu besuchen.
Die Regierungen von Israel und der Ukraine
»Entsprechend der Empfehlungen und Warnungen der Gesundheitsministerien unserer Länder fordern wir alle Pilger auf, die geplant hatten, an den diesjährigen Rosch-Haschana-Feierlichkeiten teilzunehmen, davon abzusehen, die Stadt Uman zu besuchen«, hieß es in dem Schreiben. Die Lage sei bedrohlich. Jene, die Uman dennoch besuchen wollten, müssten wissen, dass strikte Beschränkungen für öffentliche Veranstaltungen gelten und die Quarantäne-Regelungen in jedem Fall durchgesetzt werden.
PROVINZ Vor allem ultraorthodoxe Männer – Zehntausende von ihnen – reisen jedes Jahr zum jüdischen Neujahr in den kleinen Ort in der zentralukrainischen Provinz, um neben dem Grab des Rabbi Nachman zu beten. Der Rabbiner, der 1810 in Uman starb, ist der Urenkel des Baal Schem Tov, der Gründer der chassidischen Bewegung. Rabbi Nachman trug seinen Anhängern auf, jedes Jahr an seinem Grab Gebete zu sprechen.
Doch in diesem Jahr kam das Coronavirus. Einen Monat vor der traditionellen Pilgerfahrt kündigte die Ukraine an, die Einreise für Ausländer zu begrenzen. »Die Coronavirus-Infektionsrate in der Ukraine und im Ausland erlaubt keine Durchführung von Massenveranstaltungen, insbesondere nicht solcher, die von Ausländern besucht werden«, erklärte der ukrainische Innenminister Arsen Avakov.
EINSCHRÄNKUNGEN Ein Massenbesuch von strengreligiösen jüdischen Pilgern in Uman gefährde nicht nur die Pilger, sondern auch ukrainische Bürger, führte er aus. Er verwies auf Einschränkungen, die die ukrainische und russisch-orthodoxe Kirche aufgrund der Pandemie erlassen hätten. Der Bürgermeister von Uman, Oleksander Tsebriy, ließ wissen, dass er vorhabe, die Zufahrtsstraßen zur Stadt sperren, um Pilger von der Einreise abzuhalten.
Auch der israelische Coronabeauftragte Ronni Gamzu rät dringend von den Pilgerfahrten ab. Einige jedoch wollen dennoch reisen und versuchen, mit der ukrainischen Regierung über eine Einlassregelung zu verhandeln. Eventuell könnte für kleine Gruppen mit negativem Corona-Testergebnis eine Erlaubnis erteilt werden.
Die Regierungen der Ukraine und Israels betonten in ihrer Gemeinschaftserklärung, dass sie sich um die öffentliche Gesundheit und Sicherheit ihrer Bürger sorgten und die Absage deshalb erteilten. »Doch im nächsten Jahr werden wir sicher die Feiertage wieder ohne jegliche Einschränkungen zusammen feiern können.« sab/kna