Nachdem die US-Biotech-Firma Moderna ankündigte, dass ihr Impfstoff gegen das Coronavirus Covid-19 zu 94,5 Prozent effektiv sei, steht die Welt Schlange, um es zu kaufen. Und auch Israel reiht sich ein. Der jüdische Staat, der bereits im Juni einen Vertrag mit dem Unternehmen abschloss, soll angeblich einer der ersten sein, die von Moderna beliefert werden.
Premierminister Benjamin Netanjahu wiederholte daraufhin, »Licht am Ende des Tunnels« zu sehen und betonte, dass die Impfstoffe nicht morgen ankommen werden. »Aber es geht hier nicht um Jahre, sondern um Monate«. Zur selben Zeit warnte Gesundheitsminister Yuli Edelstein: »Es wird nicht ausreichend Dosen von Moderna für alle Israelis geben.« Bestellt sind zwei Millionen Einheiten, die für eine Million Menschen reichen.
»Die Sicherheitsergebnisse, die wir aus Russland bekommen haben, sehen sehr gut aus.«
Hadassah-Chef Zeev Rotstein
Doch Jerusalem hat auch beim US-Pharmakonzern Pfizer Impfdosen bestellt. Von dem sollen nach Angaben der israelischen Regierung bereits im ersten Monat des kommenden Jahres Mittel ankommen. Pfizer hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass sein experimenteller Impfstoff zu mehr als 90 Prozent wirksam sei.
MILLIONEN Daraufhin hatte sich Premier Netanjahu ans Telefon gesetzt, um mit Geschäftsführer Albert Bourla zu telefonieren. Der Deal mit den Amerikanern umfasse insgesamt acht Millionen Dosen für vier Millionen Israelis (jeder benötigt zwei Dosen, um gegen das Virus immun zu sein), die im Laufe des Jahres 2021 verschickt werden sollen.
Allerdings sei der Deal für das Unternehmen nicht verpflichtend, wie israelische Medien berichten. Der Wortlaut im Vertrag soll angeblich lediglich eine »Intention des Herstellers« beschreiben, um »den Umständen entsprechend Impfstoffe an Israel zu liefern«. Dennoch geht Jerusalem mit 120 Millionen Schekel (30 Millionen Euro) in Vorkasse. Diese werden jedoch zurückerstattet, sollte Pfizer nicht liefern wollen oder können.
Netanjahu gab sich entrüstet, dass Details des Deals an die Öffentlichkeit gelangten. »Teile dieses Abkommens sind vertraulich – und ich will nicht die Lieferungen durch eine Veröffentlichung gefährden«, machte er klar. Er betonte auch, dass es ein guter Deal für Israel sei. »So wie die führenden Nationen der Welt beliefert werden, so werden auch wir beliefert.«
TESTPHASE Währenddessen erklärte das Jerusalemer Krankenhaus Hadassah, dass es 1,5 Einheiten Impfstoff aus Russland bestellt habe. Das Mittel mit Namen »Sputnik V« befinde sich noch in der Testphase III, doch zeige bereits eine Wirksamkeit von bis zu 92 Prozent. Es ist in Russland bereits Zehntausenden von Menschen verabreicht worden und wird vom Gamaleya Institut hergestellt.
Am Montag wurden 903 neue Fälle vom Gesundheitsministerium in Israel gemeldet, die höchste Zahl seit Oktober.
Krankenhausleiter Zeev Rotstein sagte, dass sich sein Gesundheitszentrum beim Gesundheitsministerium um eine Erlaubnis bemühen wolle, um den Impfstoff auch in Israel anzuwenden, wenn die Versuche zeigen, dass er sicher ist und eine Infektion vermeiden kann.
»Die Sicherheitsergebnisse, die wir aus Russland bekommen haben, sehen sehr gut aus«, so Rotstein. Der Kauf würde von einer Gruppe Investoren finanziert und belaste das Hospitalsbudget nicht.
INTERESSE Auch Premier Netanjahu zeigt Interesse am Mittel aus Moskau. In einer Pressekonferenz am Montag erklärte er, dass er bereits mit Präsident Wladimir Putin gesprochen habe. Man habe die Möglichkeiten diskutiert, Impfstoff aus Russland zu erwerben oder ihn sogar in Israel produzieren zu lassen.
Am Montag wurden 903 neue Fälle vom Gesundheitsministerium in Israel gemeldet, die höchste Zahl seit Oktober. Die Positivrate der Covid-19 stehe derzeit bei zwei Prozent. In den Krankenhäusern werden derzeit 320 Patienten mit schweren Symptomen behandelt, insgesamt sind 2734 Menschen an den Folgen einer Erkrankung mit dem Coronavirus gestorben.