Infrastruktur

Reichster Mann Asiens kauft Haifas Hafen

Blick auf die Anlagen in der Bucht der nördlichen Hafenstadt. Foto: Flash90

Der Hafen von Haifa wird bald nicht mehr hauptsächlich Israel gehören. Die Regierung bestätigte, dass das bedeutende Handelszentrum an seiner Mittelmeerküste für 1,7 Milliarden Euro an den Bieter Adani Ports aus Indien verkauft wird. Adani Ports werden damit 70 Prozent des Hafens gehören, während das einheimische Unternehmen »Gadot Chemical Terminals« 30 Prozent erwirbt.

IMPERIUM Das Infrastruktur-Imperium von Adani wurde damit gemeinsam mit der israelischen Chemiefirma zum Sieger der Privatisierung des staatlichen Haifa-Hafens erklärt. Dies folgte auf den Druck der Vereinigten Staaten auf die Chinesen, kein Angebot abzugeben, und nachdem sich die Emiratis in letzter Minute zurückgezogen hatten.

Am zweiten Tag des Besuchs von US-Präsident Joe Biden in Israel hatte ein besonderer strategischer Gipfel stattgefunden: Biden, Premierminister Yair Lapid, der Herrscher der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed bin Zayed, und der indische Premierminister Narendra Modi trafen sich virtuell unter der Ägide des von den Vereinigten Staaten neu gegründeten Forums I2U2, um die unternehmerische Zusammenarbeit zwischen den vier Ländern zu stärken. Ein erstes Ergebnis scheint nun bereits dieser Kauf zu sein.

Israel hofft, dass der die Importpreise senken und dazu beitragen wird, notorisch lange Wartezeiten in israelischen Häfen zu verkürzen. »Die Privatisierung des Hafens von Haifa wird den Wettbewerb in den Häfen erhöhen und die Lebenshaltungskosten senken«, sagte Finanzminister Avigdor Lieberman nach der Bekanntgabe. Allerdings gibt es auch immer wieder Wirtschafts- und Sicherheitsexperten, die vor dem Abverkauf bedeutender heimischer Infrastruktur an ausländische Unternehmen warnen.

PREMIERMINISTER Der indische Geschäftsmann Gautam Adani, Vorsitzender von Adani Ports, gilt als reichster Mann Asiens und enger Freund von Modi. »Ich freue mich, die Ausschreibung zu gewinnen ... Immense strategische und historische Bedeutung für beide Nationen!«, twitterte er im Anschluss an den Deal.

Haifa Port gab an, dass die Käufergruppe den Hafen bis 2054 betreiben und sich neben Containern auf den Umschlag von Stückgut sowie die Abwicklung von Kreuzfahrten konzentrieren wolle.

»Immense strategische und historische Bedeutung für beide Nationen!«

käufer gautam adani

Israelische Medien berichteten außerdem, dass Adani Ports bereit ist, für den Hafen 55 Prozent mehr als das zweithöchste Gebot zu zahlen. Angeblich viel mehr, als die Regierung in Jerusalem zunächst erwartet hatte. Als israelische Gruppen, die um den Kauf des Hafens konkurrierten, den Preis hörten, hätten sie ihre Angebote allesamt zurückgezogen, heißt es in den Berichten.

Adanis Unternehmen betreibt 13 Seeterminals in Indien und kontrolliert 24 Prozent des indischen Seehandels. Er hat bislang keine Beteiligungen im Westen. Daher wird sein Eintritt in Israel als ein Signal für den zunehmenden Seeverkehr zwischen Asien und Europa und das Interesse der asiatischen Akteure an einem Knotenpunkt im Mittelmeerraum bewertet.

WIRTSCHAFTSWACHSTUM 98 Prozent aller Waren nach und aus Israel werden auf dem Seeweg transportiert. Die Regierung investierte in den vergangenen Jahren verstärkt in den Sektor, um das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten. Haifa ist Israels führender Tiefwasserhafen und wickelte im Jahr 2021 etwa die Hälfte des gesamten Frachtaufkommens des Landes ab.

Allerdings waren globale Lieferketten im vergangenen Jahr von Sperrungen der Häfen, Personalmangel und einer Überbelastung der mietbaren Schiffe betroffen.

Nahost

Israel verweigert linken französischen Politikern Einreise

Der Einwanderungsbehörde zufolge wollten die 27 Politiker eine Organisation unterstützen, die die Hamas von der Terrorliste streichen will

 21.04.2025

Gazastreifen

Getötete Sanitäter: Israels Armee räumt Fehler ein

Als israelische Soldaten palästinensische Retter erschossen, behauptete das Militär, die angegriffenen Fahrzeuge seien nicht markiert gewesen. Eine Untersuchung rückt dies nun in ein anderes Licht

 21.04.2025

Israel

Präsident Isaac Herzog nimmt Abschied von Papst Franziskus

Herzog hofft, dass die Gebete des Papstes für Frieden im Nahen Osten und für die sichere Rückkehr der Geiseln bald erhört werden

 21.04.2025

Israel

Geisel-Forum: »Netanjahu hat keinen Plan«

Am Wochenende haben erneut Tausende für einen Geisel-Deal demonstriert

 21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  20.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Vermisst

Er verteidigte seinen Kibbuz

Tal Chaimi kam als Einziger des Noteinsatzteams nicht zurück

von Sophie Albers Ben Chamo  18.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Meinung

Geduld mit Trump

US-Präsident Trump ist vielleicht nicht der perfekte Freund Israels und der Juden, aber der beste, den sie haben. Vorschnelle Kritik an seinem Handeln wäre unklug

von Michael Wolffsohn  17.04.2025