Die Unterwelt wird aufgemischt. Am Mittwoch haben Polizeibeamte mehrere israelische Kriminellenfamilien mit einem schnellen Zugriff in deren Privatwohnungen überrascht. Die Ermittlungen unter dem Codenamen 1131 hatten vor rund zwei Monaten begonnen. In diesem jüngsten Schritt wurden elf Verdächtige vorläufig festgenommen.
Die Anklagen wiegen schwer: Neben Drogenhandel, Diebstahl und unerlaubtem Waffenbesitz stehen Mord und versuchter Mord auf der Liste. Zwar hat die Polizei eine Nachrichtensperre verhängt, veröffentlichte jedoch die Namen von sechs Mordopfern im Zusammenhang mit den Festnahmen. »Dies ist eine komplexe und umfangreiche Angelegenheit, zu der der Mordversuch an einem Zeugen der Anklage gehört. Außerdem besteht der Verdacht, dass die Beteiligten Drogenhandel mit und in Europa sowie Südamerika betreiben«, heißt es in einer Erklärung der Spezialeinheit Lahav 433.
Gangkrieg In Israel sind Mafia-Methoden an der Tagesordnung. Der blutige Gangkrieg, der schon seit Jahren in mehreren Städten tobt, dreht sich neuerdings um die Kontrolle des sogenannten »grauen Kreditmarktes«, bei dem Kredithaie ohne Beteiligung einer Bank Privatpersonen Geld leihen. Dabei stehen vor allem die Organisationen der Kriminellen-Bosse Yossi Musli und Yitzhak Abergil aus Rischon Lezion im Fokus der Beamten. Abergil befindet sich momentan in Haft.
14 Menschen sollen von deren Handlangern in den vergangenen Jahren umgebracht worden sein, die meisten von ihnen ebenfalls Gangster – darunter die berüchtigten Bandenchefs Jordan Azoulay und Yitzhak Geffen. Im August waren in diesem Zusammenhang bereits 14 Männer verhaftet worden. Darunter auch Motti Hassin, der derzeit als agierender Kopf von Abergils Gruppe gehandelt wird. Ein anderer, Mosche Ben David, versuchte zu fliehen, als seine Untersuchungshaft in Hausarrest umgewandelt wurde. Doch die Jacht, mit der er über das Meer fliehen wollte, wurde von der Marine gestoppt und der 47-Jährige direkt vom Boot ins Gefängnis geführt. Bei beiden lautet der Verdacht: Mord.