Es war das Ende des Schultages. Viele israelische Kinder befanden sich auf dem Nachhauseweg, als die Sirenen schrillten. Die Menschen hasteten in Schutzräume oder warfen sich auf den Boden. Es war das erste Mal seit vier Monaten, dass Raketen aus Gaza auf das israelische Zentrum gefeuert wurden. Für viele Bewohner kamen die Angriffe völlig überraschend. Die Warntöne heulten in Städten in ganz Zentral-Israel, darunter in Tel Aviv, Herzlija und Petach Tikwa.
»Es wurden acht Projektile identifiziert, die aus dem Gebiet von Rafah im Süden des Gazastreifens auf israelisches Territorium gelangten. Einige der Projektile wurden vom IDF Aerial Defense Array abgefangen«, heißt es in einer Erklärung der israelischen Armee. Sie geht davon aus, dass der Beschuss von der Hamas als Reaktion auf israelische Militäraktivitäten gegen eine große Raketenproduktionsstätte der Terrorgruppe in der Gegend gestartet wurde.
Schrapnelle in mehreren israelischen Orten
In mehreren israelischen Orten fielen Schrapnelle, nachdem die Raketen abgefangen wurden, unter anderem in Ra’anana und Petach Tikwa. Der Rettungsdienst Magen David Adom gab an, dass Sanitäter zwei Frauen behandelt hätten, die während der Raketensirenen auf dem Weg zu einem Sicherheitsraum getroffen worden seien. Laut Magen David Adom seien die Frauen im Alter von 52 bzw. 30 Jahren leicht verletzt und bei vollem Bewusstsein ins Krankenhaus gebracht worden.
Die Polizei berichtete, dass das Dach eines Hauses in Herzlija durch Granatsplitter beschädigt wurde. Eine Frau, die sich dort aufhielt, wurde leicht verletzt, als sie versuchte, sich in Sicherheit zu bringen. In der Kleinstadt Kfar Saba nördlich von Tel Aviv schlug eine Rakete ein, zeigten Videoaufnahmen. Das Geschoss sei auf einem freien Gebiet gelandet, Wohnhäuser seien jedoch in der Nähe. Es wurde niemand verletzt.
Der bewaffnete Flügel der Hamas, die Al-Qassam-Brigaden, veröffentlichte am frühen Nachmittag eine Erklärung, auf seinem Telegram-Kanal, dass als Reaktion auf das, was er als »zionistische Massaker an Zivilisten« bezeichnete, einen »großen Raketenangriff« auf Tel Aviv gestartet habe.
Verhandlungen werden wieder aufgenommen
Der Hamas-Raketenbeschuss heute Nachmittag aus der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens zeige, warum Israel seine Militäroperation dort fortsetzen muss, sagt Benny Gantz, Vorsitzender der Nationalen Einheit, während einer Tour durch die Grenzgemeinden des Gazastreifens. »Die heute abgeschossenen Raketen beweisen, dass die IDF an jedem Ort eingesetzt werden muss, von dem aus die Hamas noch operiert.«
»Die Welt muss wissen: Schuld an der Situation sind diejenigen, die immer noch unsere Geiseln gefangen halten, auf unsere Städte schießen und weiterhin Terror verbreiten«, fügt er hinzu. »Die terroristische Hamas sind Kriegsverbrecher, und wir beabsichtigen, sie früher oder später für ihre Verbrechen bezahlen zu lassen.«
Währenddessen wird berichtet, dass die Verhandlungen über einen Waffenstillstand und die Freilassung von Geiseln zwischen Israel und der Hamas am Dienstag wieder aufgenommen werden. Das sagte ein mit der Angelegenheit vertrauter ägyptischer Beamter am Sonntag gegenüber dem US-Nachrichtensender CNN.