In der neuesten Welle von Terrorangriffen aus dem Gazastreifen hat die Hamas seit Mittwochabend bisher mehr als 200 Raketen auf Israel abgeschossen. Viele dieser Raketen landeten in der südisraelischen Kleinstadt Sderot in der Nähe des Gazastreifens.
Am Mittwochabend wurden drei Einwohner durch Raketen verwundet. Sie wurden im Krankenhaus von Aschkelon behandelt, ebenso zwei schwangere Frauen, bei denen durch den Schock der Angriffe die Wehen frühzeitig eingesetzt hatten, wie die »Times of Israel« berichtet. Elf Personen, die Panikattacken erlitten, wurden teils an Ort und Stelle behandelt, teils ebenfalls ins Krankenhaus eingeliefert.
Spielplatz Insgesamt sechs Raketen gingen in der Nacht auf Sderot nieder. Zwei davon trafen Wohnhäuser, eine weitere eine Fabrik. Ein Geschoss landete in unmittelbarer Nähe eines erst vor wenigen Jahren errichteten Kinderspielplatzes in Sderot. Bei den spielenden Kindern und ihren Eltern brach Panik aus. Ein Passant filmte ein Video des Geschehens und veröffentlichte es im Internet. Mehrere Gebäude und zahlreiche Autos wurden schwer beschädigt. Die Bewohner verbrachten einen großen Teil der Nacht in ihren raketensicheren Schutzräumen.
Das Heimatfrontkommando der israelischen Armee ordnete nach Angaben der Nachrichtenseite Ynetnews aus Sicherheitsgründen die Schließung aller Sommerferiencamps für Kinder und Jugendliche in der Nähe des Gazastreifens an. Auch Arbeiten auf landwirtschaftlichen Flächen wurde untersagt. Am Bahnhof von Sderot halten derzeit keine Züge. Das Sapir College in der Nähe der Kleinstadt hat vorübergehend jegliche Unterrichtstätigkeit eingestellt.
Verletzte Auch in der etwas weiter nördlich gelegenen Stadt Aschkelon ertönten von Mittwochabend bis Donnerstagmorgen die Alarmsirenen. In der Regionalverwaltung Eschkol erlitt eine 30-jährige Arbeiterin aus Thailand Schrapnellwunden am Bauch.
Nur 25 der rund 200 Raketen konnte das Abwehrsystem »Iron Dome« abfangen. Die meisten landeten zwar auf freiem Feld, richteten dort aber landwirtschaftlichen Sachschaden an. In der gesamten Region gab es erheblichen Schaden an Wohngebäuden und Fabriken. Zehntausende Bürger halten sich in Bunkern und Sicherheitsräumen auf.
Zum ersten Mal seit dem Jahr 2014 wurde nun auch in Beer Sheva Raketenalarm ausgelöst, wie das israelische Militär am Nachmittag mitteilte. Die mit mehr als 200.000 Einwohnern größte Stadt in Südisrael ist rund 50 Kilometer vom Gazastreifen entfernt.
Reaktion Die israelische Armee hat als Reaktion auf die Attacken bisher nach eigenen Angaben mehr als 100 Terrorziele im Gazastreifen angegriffen, darunter Tunnel und Einrichtungen zur Waffenproduktion sowie Waffenlager. Die Hamas hatte sich zu den Anschlägen bekannt und verkündet, sie seien die Rache für den Tod zweier ihrer Kämpfer.
Das Sicherheitskabinett in Jerusalem wird am Nachmittag zusammentreten, um über die Situation zu beraten. Die israelische Regierung erwägt nun erstmals, durch den Raketenbeschuss besonders gefährdete Dörfer und Städte entlang der Grenze zum Gazastreifen zu evakuieren.