»Wow!» Drei Buchstaben reichen Uri Geller aus, um große Gefühle zu beschreiben. «Kiwi, einfach nur wow! Komm bitte mit, es wird dir genauso gehen.» Es braucht keine weitere Einladung, ich bin neugierig, denn selten zuvor habe ich meinen Freund Uri derart aus dem Häuschen erlebt.
Längst gehen Uris Museumsgeschichte und die damit verbundenen archäologischen Funde durch die Presse. Natürlich ist das «Uri-Geller-Museum» nicht einfach eine Immobilie. Nichts in Uris Leben ist einfach so. Und nun läuft dieser Mann, dessen Geheimnis ich seit drei Jahren zu lüften versuche, den ich bewundere und um Rat fragen würde, käme es darauf an, leichtfüßig, beinahe tänzelnd, vor mir her. Wir überqueren noch eine letzte Straße in Jaffa, und dann sind wir da. Ein blaues Stahltor, notdürftig verschlossen. Innen angenehme Kühle. «Wow!» Natürlich hat Uri recht. Es ist ein «Wow»- Moment, einer jener im Leben, die einen ahnen lassen, dass es schon sehr vieles vor uns gab und dass noch sehr viel nach uns kommen wird.
«Ich habe ein Drittel meines Museums an eine 700 Jahre alte Olivenöl-Seifenfabrik verloren», sagt Uri lächelnd, mehr zu sich selbst als zu mir. «Mach’ Fotos von den Treppen, sie sind so gut erhalten. Und siehst du das Licht? Oh, dieses Licht!» Ich gehorche, knipse und staune. Es ist leicht, sich Uri Geller nicht zu widersetzen, sich von ihm begeistern, anstecken zu lassen. Er ist – im besten Sinne des Wortes – ein Menschenfänger. Ich liebe seine Geschichten. Alles an Uri – und was mit ihm zu tun hat –, ist immer besonders.
«Weißt du, ich habe nichts gekauft für meine Sammlung. Hier im Uri-Geller-Museum wird nun endlich Platz sein. Es sind alles Geschenke. Atatürks Dessertlöffel, John Lennon gab mir ein Alien-Ei und Salvador Dalí einen Bergkristall. Ich besitze auch das Fernglas von Yitzhak Rabin. Aber dies habe ich tatsächlich ersteigert.» Uris schelmisches Lächeln verrät, dass auch diese Auktion nicht einfach eine Auktion war. Natürlich nicht: Uri sah das Fernglas, das einst Rabin gehörte, im Katalog eines renommierten Auktionshauses. Kurz entschlossen rief er an, stellte sich und sein Anliegen vor, nämlich das Fernglas schon vor der Auktion für den Mindestbieterpreis in Höhe von 5000 Dollar kaufen zu wollen. «Ich erklärte denen, dass Yitzhak Rabin mein Kommandeur im Sechstagekrieg war, ich bewunderte ihn sehr, ich wollte dieses Fernglas unbedingt haben.»
Geller ist die Disziplin in Person. Er geht früh zu Bett, steht zeitig auf und ernährt sich vegan.
Aber Uri Geller war nicht der einzige Interessent. Etliche potenzielle Käufer aus Übersee hatten sich via Internet auf genau diesen Artikel registrieren lassen, erklärte man Uri am Telefon. Weswegen ein Vorverkauf undenkbar sei. Es stehe ihm frei, sich ebenfalls als Interessent für das Rabin-Fernglas eintragen zu lassen. «Ich wollte gar nichts mehr von dieser Auktion wissen, bekam überraschend einige Tage später einen Anruf, und deshalb war ich sozusagen telefonisch live bei der Auktion, die in Jerusalem stattfand, dabei. Man sagte mir, so könne ich wenigstens hören, für wie viel MEIN Rabin-Fernglas versteigert werden würde …»
Man rief Gellers Namen auf, es wurde das Mindestgebot von 5000 Dollar genannt – dann Stille, und 30 Sekunden später fiel der Hammer. Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten, verkauft an Uri Geller! Was war passiert? «In dem Moment, als das Fernglas von Rabin versteigert werden sollte, brach das Internet zusammen. Keiner konnte darauf bieten. Ich war der Einzige am Telefon. Und bekam es!»
GEHEIMNIS Typisch Uri, geht es mir durch den Kopf, und ich erwische mich dabei, wie ich auf meine Gedanken achte. Nein, ich bin nicht besorgt in seiner Nähe. Ganz im Gegenteil, Uri Geller gehört zu den Menschen, die es innerhalb von Sekunden schaffen, ein großes Vertrauen herzustellen.
Dennoch, Uri ahnt Dinge, die man eigentlich gar nicht preisgeben möchte. Bei unserer ersten Begegnung sagte er mir direkt zur Begrüßung: «Du hast ein Geheimnis!» Er will gar nicht wissen, ob er recht hat und welches mein Geheimnis ist. Ihn umgibt eine große Selbstverständlichkeit. Wenig später steht er neben mir und lässt vor den Augen von 5000 Live-Zuschauern und fast drei Millionen an den TV-Bildschirmen Samenkörner in meiner Hand keimen. Ohne Trick, ohne Zauberei, ohne Assistentin mit Fernbedienung in Reichweite. Ich habe keine Ahnung, wie er das macht. Uri sagt: «The power of my mind. Willenskraft.»
Uri Geller gehört zu den Menschen, die es innerhalb von Sekunden schaffen, ein großes Vertrauen herzustellen.
Wie sehr ich mich auch anstrenge, in meiner Hand wächst nichts. Ich schaffe es nicht einmal zuverlässig, meinen inneren Schweinehund zu überwinden. Uri hingegen ist die Disziplin in Person. Er ernährt sich seit vielen Jahren vegan. Er geht früh zu Bett, steht morgens zeitig auf. Er ist sehr schlank und unglaublich wach. Es entgeht ihm nichts.
Und er entgeht den Israelis nicht. Gerade schauen wir uns die wunderschöne Terrasse vor seinem Museum an und genießen den Blick auf genau die Stelle, an der einst Napoleon die Stadtmauer durchbrach und Jaffa eroberte, da kommen Jugendliche auf Uri zu und bitten um eine Privatvorführung seiner populärsten Show: das Verbiegen von Metallgegenständen. Die Münze fällt direkt vor den Füßen seines Publikums zu Boden und ist – verbogen. Keiner hat etwas anderes erwartet, dennoch klatschen die Jugendlichen spontan vor Begeisterung in die Hände.
DANKE Uri Geller gibt ihnen ein «Es gibt nichts, was du nicht sein, tun oder haben kannst» mit auf den Weg und sagt mir zum Abschied: «Weißt du, ich wollte es immer zu etwas bringen. Und als ich dann reich war, wollte ich noch reicher werden. Mit diesem Museum gebe ich den Menschen in Israel etwas zurück. Es ist meine Möglichkeit, Danke zu sagen.»
Was sich wohl noch alles ereignen wird bis zur Museumseröffnung in einem Jahr, will ich von Uri wissen. «Wer weiß, wer weiß ...», sagt er und lächelt sein Uri-Geller-Lächeln. Fröhlich, einnehmend, wissend.