Es ist Purim in Israel. Ein fröhlicher Feiertag. Die Zeit, in der Kinder in knallbunten Kostümen durch die Gegend laufen, feiern und Süßigkeitenpäckchen an ihre Freunde verteilen. Im Süden des Landes müssen die Jungs und Mädchen dieser Tage immer den Weg zum nächsten Bunker im Kopf haben. Das schärfen ihnen ihre Eltern ein. Oder sie lassen sie erst gar nicht aus dem Haus. Denn wieder einmal landen Raketen aus dem Gazastreifen in der geschundenen Region.
Auf die an Gaza angrenzenden Kibbuzim und Moschawim, die Gemeinden Sderot, Netiwot sowie die Großstädte Aschdod und Aschkelon waren Mitte der Woche 70 Raketen von palästinensischen Extremisten abgefeuert worden. 41 schlugen ein, eine Frau wurde auf dem Weg zum Sicherheitsraum verletzt. Den Rest zerstörte das Abwehrsystem »Eiserne Kuppel« vor dem Aufprall. Doch der Alarm mit Namen »Morgenröte« schrillte fast unaufhörlich durch die Luft. Es ist die heftigste Gewaltwelle seit dem Ende der Gazaoffensive vom November 2012.
luftwaffe Israel antwortete auf das erneute Aufflammen des Bombenterrors mit dem Beschuss des Gazastreifens durch die Luftwaffe. Nach eigenen Angaben nahmen sie Abschussrampen und Waffenlagerräume ins Visier. Anschließend ließ sich die Terrorgruppe Islamischer Dschihad auf einen von Ägypten vermittelten Waffenstillstand ein. Zumindest tat sie so, als ob. Denn auch am Donnerstagnachmittag flogen mindestens sechs Geschosse gen Israel, später am Abend dann ein weiteres Mal.
»Keine Ruhe für Gaza«, versprach Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, sollten die Raketen weiter auf Israel fliegen. Außenminister Avigdor Lieberman schlug sogar vor, das von der Hamas regierte Palästinensergebiet erneut zu besetzen. Eine Idee, die die Mehrzahl der Parlamentarier jedoch als inakzeptabel ansieht. Eine Vielzahl von Politexperten geht jedoch davon aus, dass die Gewalt, auch wenn die Waffenruhe halten sollte, schon in Kürze wieder ausbrechen werde.
kindergärten Am Freitag, als die Schulen und Kindergärten zu Purimpartys einluden, schien es zunächst ruhig. Doch kurz nach elf Uhr am Vormittag meldete die Armee einen erneuten Beschuss. Genau zu der Zeit, als die Kinder den jüdischen Karneval feierten.
»Purim ist der eine Tag, an dem sich alle Kinder auf die Schule freuen«, schreibt Adele Raemer aus einem Kibbuz im Süden auf ihrer Facebook-Seite mit dem Titel: »Das Leben an der Grenze zu Gaza«. Dieses Mal allerdings ist in der Grenzregion nicht einmal die Hälfte der Schüler feiern gegangen. Denn obwohl die Schulen und Kindergärten hier verstärkt sind, ist der Weg brandgefährlich.
»Unser Feind weiß ganz genau, wann unsere Kinder im Bus sitzen«, so Raemer. »Und der Gedanke daran, was passieren könnte, ist einfach unerträglich.« Selbst wenn das ganze Land ausgelassen feiern mag, geht an diesem Purim die Angst um. Mögen die Masken auf den Kindern der Gesichter auch noch so fröhlich dreinschauen.