Konflikt

Proteste nach Raketen

Am Samstagabend demonstrierten rund 100 Betroffene in Tel Aviv. Foto: Flash 90

Nach einem weiteren Wochenende mit ständigem Sirenenschrillen und Raketen aus dem Gazastreifen haben viele Bewohner des israelischen Südens jetzt genug. Am Samstagabend demonstrierten sie in Tel Aviv, am Montagmorgen blockierten einige kurzzeitig den Cargo-Grenzübergang Kerem Schalom, um ihrem Unmut Luft zu machen.

39 Geschosse aus der Palästinenser-Enklave waren in der Nacht zum Samstag in Richtung Israel geflogen. 17 wurden nach Angaben der Armee durch das Raketenabwehrsystem »Eiserne Kuppel« abgefangen, zwei landeten in Gaza, der Rest auf freiem Feld. Es war der schwerste Beschuss seit August. Die Luftwaffe flog daraufhin Vergeltungsangriffe auf rund 80 Ziele der Hamas.

vermittlungsversuche Die Gefahr eines Krieges wächst trotz der Vermittlungsversuche seitens der Ägypter nach wie vor an. Am Sonntagmittag tötete die IAF drei Palästinenser, die eine Bombe am Grenzzaun installieren wollten. Nach Angaben des Gaza-Gesundheitsministeriums handelte es sich dabei um zwei 14-Jährige und einen 13-jährigen Teenager. Die Terrororganisation Islamischer Dschihad schwor Vergeltung. Die Armee erklärte, sie werde den Vorfall untersuchen.

Am Freitag waren bei Ausschreitungen von Palästinensern am Grenzzaun vier Menschen von der israelischen Armee getötet worden. Nach deren Angaben waren mehr als 16.000 Gaza-Bewohner zum Zaun gekommen, warfen Steine und Brandbomben. Am frühen Samstagabend erklärte der Islamische Dschihad, dass man einen Waffenstillstand mit Israel erreicht habe – »dank des ägyptischen Eingreifens«. Die Terrorgruppe schrieb, man habe Kairo informiert, dass man die Feuerpause einhalten werde, solange sich auch Israel daran halte.

In Tel Aviv waren es Schätzungen zufolge rund 100 Demonstranten, die mit Schildern wie »Brüder, wacht auf! Der Süden brennt!« einige Hauptverkehrsadern blockierten. Sie simulierten auch das Sirenengeheul und warfen sich dazu auf den Boden, um besser von ihren Erfahrungen berichten zu können.

lkw-kolonne Rund ein Dutzend Anwohner und Vertreter der rechtsgerichteten Organisation Im Tirzu wollten am Montagmorgen die Lkw-Kolonne für die Lieferung von Benzin und Diesel in den Gazastreifen stoppen. »Wir haben genug, wir halten es nicht mehr aus«, erklärte eine der Organisatorinnen, Liana Peretz, im Fernsehen. »Es ist unvorstellbar, dass meine Kinder in der Nacht aufwachen, in die Sicherheitsräume rennen müssen und neuerdings auch Angst vor Ballons und Drachen haben.« Peretz bezog sich damit auf die fliegenden Brandbomben, die aus Gaza abgeschickt werden und Felder und Landstriche der Gegend in schwarze verbrannte Erde verwandeln. »Die Regierung muss handeln.«

Verteidigungsminister Avigdor Lieberman hatte zuvor bestätigt, dass das Öl aus Katar in die Enklave gelassen würde. Es war zuvor eine Woche lang von den israelischen Behörden an der Grenze wegen der eskalierenden Proteste und dem Raketenanschlag auf ein Privathaus in Beer Sheva zurückgehalten worden.

Der Sonderkoordinator für Nahost, Nikolay Mladenow, schrieb daraufhin, dass die dritte Turbine im Gaza-Stromwerk laufe und die Menschen im Streifen jetzt acht Stunden Strom hätten. In den vergangenen Monaten waren es oft nicht mehr als vier gewesen. »Dies ist eine Gelegenheit, die nicht verpasst werden sollte, um zu deeskalieren, alle humanitären Probleme zu bewältigen und die Palästinenser in einer demokratischen, nationalen Regierung zu vereinen.«

Israelische Soldaten sollen über den Winter auf dem Berg Hermon bleiben

 13.12.2024

Israel

Paraguay eröffnet Botschaft in Jerusalem erneut

Präsident Santiago Peña: »Es werden viele Reden geschwungen. Für uns sind Taten wichtig.«

von Imanuel Marcus  13.12.2024

Nahost

US-Gesandter Sullivan: Netanjahu bereit für Geiseldeal und Waffenruhe

Ein Berater des US-Präsidenten kündigt an, es könne schon bald soweit sein

 13.12.2024

Nahost

Warum Israel Syriens Militär fast vollständig zerstört hat

In den vergangenen Tagen hat die israelische Armee nach eigenen Angaben 80 Prozent der syrischen Militärkapazitäten zerstört

von Sara Lemel und Johannes Sadek  12.12.2024

Nahost

Netanjahu trifft US-Gesandten, Gespräch zur Lage in Syrien

Die überraschende Machtübernahme durch Rebellen sendet Schockwellen durch die ganze Region

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Westjordanland

Kind stirbt nach Terrorangriff

Der Junge war Passagier in einem Bus. Drei weitere Personen sind verletzt

 12.12.2024 Aktualisiert

Nahost

Nach Umsturz in Syrien: Hoffnung auf Gaza-Deal

Die Hamas hat den Kernforderungen Israels in zwei Kernpunkten nachgegeben

von Lars Nicolaysen  12.12.2024

Leitartikel

Islamisten als Befreier?

Nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur atmet die Welt auf. Was die Umwälzungen für den Nahen Osten bedeuten – und für Israels Sicherheit

von Peter R. Neumann  12.12.2024