Am Montag wollen viele Israelis äthiopischer Herkunft wieder auf die Straße gehen. Schon in der vergangenen Woche und am Sonntag hatten sie lautstark und zum Teil gewalttätig in Jerusalem sowie Tel Aviv gegen Polizeibrutalität und Rassismus protestiert. Den Demonstrationen vorausgegangen war der Angriff von zwei Polizisten gegen einen Soldaten äthiopischer Abstammung.
Die offensichtlich nicht provozierte Attacke gegen Damese Pekaday Anfang der vergangenen Woche war von Passanten gefilmt worden, die das Video in soziale Netzwerke gestellt hatten. Viele Menschen brachten ihre Wut über diese ungerechte Behandlung des Soldaten zum Ausdruck. Kurz darauf begannen die Protestveranstaltungen.
Gewalt Sowohl in Jerusalem als auch in Tel Aviv waren es schätzungsweise mehr als 1000 Menschen, die gegen den »alltäglichen Rassismus«, dem die äthiopische Gemeinde im Land ausgesetzt sei, aufbegehrten. Die Demonstranten skandierten Parolen wie: »Es gibt kein Schwarz, es gibt kein Weiß – wir sind alle Menschen« oder »Auch wir sind Soldaten und riskieren unser Leben für euch«. Viele hielten die Hände über dem Kopf gekreuzt, als Zeichen für Handschellen, und drückten so ihre Enttäuschung über die Gewalt der Polizei aus.
Der Bereich um das Regierungsviertel in Tel Aviv war am Sonntag stundenlang blockiert gewesen. Mitten in der Rushhour zogen die Menschen von der Kaplan-Kreuzung auf die Stadtautobahn Ayalon und sorgten damit für Verkehrschaos in großen Teilen der Stadt.
Ein Großaufgebot an Polizei, darunter 300 Beamte auf Pferden, hatte Gewalt von vornherein verhindern sollen, doch wie bereits in Jerusalem am vergangenen Donnerstag, so kam es auch in Tel Aviv zu Ausschreitungen. Junge Männer kippten einen Polizeiwagen um, demolierten ein Motorrad, zerschlugen mehrere Scheiben auf der Einkaufsstraße Ibn Gabirol und zündeten Mülltonnen an.
Tränengas In Jerusalem wurden zehn Demonstranten und drei Polizisten verletzt. Die Sicherheitskräfte hatten Tränengas eingesetzt. In Tel Aviv waren am Ende des Tages 19 Männer in Polizeigewahrsam.
Polizeichef Jochanan Danino erklärte, dass er die Veranstaltung am Montag in Jerusalem nur dann gestatten würde, wenn die Organisatoren versicherten, »das Gesetz einzuhalten sowie Ruhe und Ordnung zu wahren«. Zuvor hatte Danino seine Angestellten angewiesen, Fälle, in denen farbige Israelis Polizeibrutalität oder Rassismus anprangern, schneller zu bearbeiten.
Premierminister Benjamin Netanjahu will sich am Montag mit Vertretern der äthiopischen Gemeinschaft treffen und besprechen, wie man die Ruhe wiederherstellen kann. Angeblich sollen auch Verbesserungen für die Lebensumstände der Menschen diskutiert werden.