Tel Aviv

Proteste gegen Polizeibrutalität

»Wir fordern gesellschaftliche Gerechtigkeit«: Äthiopische Israelis demonstrieren am Sonntagnachmittag in Tel Aviv. Foto: Flash 90

Am Montag wollen viele Israelis äthiopischer Herkunft wieder auf die Straße gehen. Schon in der vergangenen Woche und am Sonntag hatten sie lautstark und zum Teil gewalttätig in Jerusalem sowie Tel Aviv gegen Polizeibrutalität und Rassismus protestiert. Den Demonstrationen vorausgegangen war der Angriff von zwei Polizisten gegen einen Soldaten äthiopischer Abstammung.

Die offensichtlich nicht provozierte Attacke gegen Damese Pekaday Anfang der vergangenen Woche war von Passanten gefilmt worden, die das Video in soziale Netzwerke gestellt hatten. Viele Menschen brachten ihre Wut über diese ungerechte Behandlung des Soldaten zum Ausdruck. Kurz darauf begannen die Protestveranstaltungen.

Gewalt Sowohl in Jerusalem als auch in Tel Aviv waren es schätzungsweise mehr als 1000 Menschen, die gegen den »alltäglichen Rassismus«, dem die äthiopische Gemeinde im Land ausgesetzt sei, aufbegehrten. Die Demonstranten skandierten Parolen wie: »Es gibt kein Schwarz, es gibt kein Weiß – wir sind alle Menschen« oder »Auch wir sind Soldaten und riskieren unser Leben für euch«. Viele hielten die Hände über dem Kopf gekreuzt, als Zeichen für Handschellen, und drückten so ihre Enttäuschung über die Gewalt der Polizei aus.

Der Bereich um das Regierungsviertel in Tel Aviv war am Sonntag stundenlang blockiert gewesen. Mitten in der Rushhour zogen die Menschen von der Kaplan-Kreuzung auf die Stadtautobahn Ayalon und sorgten damit für Verkehrschaos in großen Teilen der Stadt.

Ein Großaufgebot an Polizei, darunter 300 Beamte auf Pferden, hatte Gewalt von vornherein verhindern sollen, doch wie bereits in Jerusalem am vergangenen Donnerstag, so kam es auch in Tel Aviv zu Ausschreitungen. Junge Männer kippten einen Polizeiwagen um, demolierten ein Motorrad, zerschlugen mehrere Scheiben auf der Einkaufsstraße Ibn Gabirol und zündeten Mülltonnen an.

Tränengas In Jerusalem wurden zehn Demonstranten und drei Polizisten verletzt. Die Sicherheitskräfte hatten Tränengas eingesetzt. In Tel Aviv waren am Ende des Tages 19 Männer in Polizeigewahrsam.

Polizeichef Jochanan Danino erklärte, dass er die Veranstaltung am Montag in Jerusalem nur dann gestatten würde, wenn die Organisatoren versicherten, »das Gesetz einzuhalten sowie Ruhe und Ordnung zu wahren«. Zuvor hatte Danino seine Angestellten angewiesen, Fälle, in denen farbige Israelis Polizeibrutalität oder Rassismus anprangern, schneller zu bearbeiten.

Premierminister Benjamin Netanjahu will sich am Montag mit Vertretern der äthiopischen Gemeinschaft treffen und besprechen, wie man die Ruhe wiederherstellen kann. Angeblich sollen auch Verbesserungen für die Lebensumstände der Menschen diskutiert werden.

Nahost

Trump verkündet überraschend Huthi-Kapitulation

Während Israel als Reaktion auf den jemenitischen Dauerbeschuss Huthi-Ziele bombardiert, überrascht US-Präsident Donald Trump mit einer Ankündigung: Die Miliz hätte kapituliert. Was das genau bedeutet, bleibt zunächst völlig unklar

 06.05.2025

Berlin

Merz: »Israel macht uns allergrößte Sorgen«

Noch am kommenden Wochenende soll der neue Außenminister Wadephul nach Israel reisen. Der neue deutsche Kanzler sendet schon jetzt eine klare Nachricht nach Jerusalem

 06.05.2025

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  06.05.2025

Eurovision Song Contest

Israelische Sängerin Yuval Raphael wird von der Schweiz nicht extra geschützt

Die Basler Sicherheitsbehörden wissen um die angespannte Lage, das Sicherheitsrisiko in der Schweiz ist hoch

von Nicole Dreyfus  06.05.2025

Jemen

Israels Armee fordert Evakuierung des Flughafens in Sanaa

Nach einem Angriff nahe dem Tel Aviver Flughafen griff Israel Ziele der Huthi an. Nun gibt es eine Evakuierungsaufforderung für den International Airport der jemenitischen Hauptstadt

 06.05.2025

Presseschau

»Drama beGermania«: Wie israelische Medien auf die Kanzlerwahl blicken

Auch in Israel wird der Krimi um die im ersten Gang gescheiterte Wahl von Friedrich Merz mit Interesse verfolgt. Ein Überblick

 06.05.2025

Gaza

Hamas-Terroristen: Verhandlungen haben keinen Sinn

Die Terrororganisation wirft Israel vor, einen »Hungerkrieg« zu führen, stiehlt aber selbst der eigenen Bevölkerung Lebensmittel

 06.05.2025

Meinung

Völlig untragbar!

Die übermäßige Bevorzugung der Charedim ist eine Gefahr für Wohlstand und Wohlbefinden im jüdischen Staat

von Sabine Brandes  06.05.2025

Desinformation

Wie Russland Hass auf die Ukraine schürt - auch in Israel

»t-online« und die »Jüdische Allgemeine« konnten aufdecken, wie ein brasilianischer Influencer Interviews für gefälschte Nachrichtenseiten führt - darunter auch eine in Israel

von Carsten Janz, John Hufnagel, Lars Wienand  06.05.2025