Es heißt schlicht »70« und ist doch ein ganz besonderer Tropfen: das Bier, das eine deutsche und eine israelische Brauerei gemeinsam aus Anlass des 70. Geburtstages des Staates Israel gebraut haben. Im Garten der Residenz des deutschen Botschafters in Israel, Clemens von Goetze, wurde es jetzt zum ersten Mal ausgeschenkt.
Der israelische Partner des Projekts ist »Alexander Beer«, eine Mikrobrauerei in Emek Hefer im Norden des Landes. Deutschland wird von der Faust-Brauerei vertreten, die seit über 360 Jahren im unterfränkischen Miltenberg produziert. Beide Brauereien sind weit über ihre Landesgrenzen hinaus bekannt und haben nationale wie internationale Preise gewonnen.
»70« ist ein Festbier und wurde ganz nach deutscher Brautradition und dem Reinheitsgebot gebraut. Es beinhaltet auch Wasser aus dem Kinneret und einen kleinen Anteil israelischen Weizens und ist so ein durch und durch deutsch-israelisches Produkt. Das Projekt entstand auf Initiative »und mit der begeisterten Unterstützung« der deutschen Botschaft in Tel Aviv, wie die Bediensteten selbst sagen.
Geschmack »Das Bier steht symbolisch für die Freundschaft zwischen Israelis und Deutschen«, meinte der Braumeister der Alexander-Brauerei, Ori Sagy, beim ersten Probieren und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: »Ich sage immer, wenn die Menschen im Nahen Osten mehr Bier trinken würden, verstünden sie sich sicher auch besser.« Bei Alexander, die von den deutschen Kollegen ganz neidlos als »beste Bierbrauerei im Land« bezeichnet wird, wurde gebraut.
»Ein Festbier muss festlich schmecken«, machte Johannes Faust, Geschäftsführer der Faust-Brauerei, unmissverständlich klar, der extra zu diesem Anlass nach Israel gereist war. »Es soll den besonderen Anlass im Geschmack betonen.« Dazu gehöre, dass es mindestens 13 Prozent Stammwürze, also mehr Malz als gewöhnlich enthalte, stärker sei und mit 5,7 Volumenprozent auch etwas mehr Alkohol als gewöhnliches Bier habe.
Geruch Das »70« schmeckt Faust nicht nur ausgezeichnet, es rieche auch fantastisch. »Tatsächlich haben Biere kaum Geruch, doch wenn man bei diesem seine Nase ans Glas hält, kommt einem ein sehr angenehmer Hopfenduft entgegen.« Der Geschmack sei süffig, malzintensiv und leicht süßlich, findet der Experte. »Es lädt zum Weitertrinken ein – so wie es ein echtes Festbier tun sollte.«
Das findet Sharon Levi auch. Der Gast im Garten der Botschafterresidenz lässt sich schon zum dritten Mal an der Theke sein Glas füllen und nimmt einen kräftigen Schluck. »Eigentlich bin ich gar kein großer Biertrinker, aber dieses hier schmeckt einfach lecker, wie gemacht für heiße israelische Sommernächte. Ich hoffe nur, es geht nicht allzu sehr in den Kopf.«
Der erste Schwung in den Kesseln bei Alexander umfasste 2000 Liter, doch das soll noch lange nicht alles sein. »Das war nur der Anfang«, versichert der israelische Brauer. »Es ist ein wundervolles Bier, natürlich brauen wir das weiter und nehmen es fest in unser Sortiment auf.« Demnächst wird es in einigen Bars und Kneipen in Tel Aviv, Jerusalem, Beer Sheva und Haifa aus dem Zapfhahn fließen, später soll es abgefüllt in Flaschen auch landesweit in Geschäften verkauft werden.
Stolz Er sei sehr stolz, dass seine mittelständische Brauerei für dieses »ungewöhnliche Abenteuer« ausgewählt wurde, sagt Johannes Faust, der zum Anlass ein T-Shirt mit dem Aufdruck »Craft-Brauer des Jahres« übergezogen hat. Die Zusammenarbeit mit den Israelis habe er sehr genossen. »Als ich von dem Projekt gehört habe, war ich sofort begeistert. Es ist doch eine tolle Aktion, unsere Freundschaft mit einem Bier zu feiern. Und jetzt ist es die Verbindung zwischen uns, die zählt. Und die ist bestens.«
Cornelius Faust, Braumeister und Cousin des Geschäftsführers, sieht es genauso. Er war zum Brauprozess in Israel und stand gemeinsam mit seinem israelischen Kollegen an den Kesseln. Nach dem siebenstündigen Brauen gärte das Bier und wurde anschließend drei Wochen lang im Reifekeller gelagert. Man braute nach dem deutschen Reinheitsgebot aus einem einfachen Grund, erklärte Sagy: »Diese Regel produziert schlicht das beste Bier.«
Den ersten Schluck im Anschluss genehmigte sich der Botschafter. »Das heute vorgestellte Bier ›70‹ schmeckt nicht nur ausgezeichnet, die Zusammenarbeit der beiden preisgekrönten Brauereien ist auch ein hervorragendes Beispiel für die Vielfalt und Intensität unserer deutsch-israelischen Beziehungen«, so von Goet-ze. Nach dem Botschafter standen die Besucher an den Zapfhähnen Schlange und ließen sich den speziellen Gerstensaft schmecken. Unter den Bäumen im Garten der Residenz klang es noch lange »Prost« und »L’Chaim«.