Experten warnen bereits seit Jahren: Das große Beben wird kommen. Die Lage an der afrikanisch-syrischen Spalte macht den Nahen Osten zum Erdbeben-Gefahrengebiet, und angeblich sprechen die Vorzeichen eine eindeutige Sprache. Der bauliche Zustand vieler Gebäude lässt allerdings zu wünschen übrig. Nun aber werden wenigstens die Sicherheitskräfte aktiv: Zum ersten Mal in der Geschichte wird in der nächsten Woche eine Übung zu einer großen Naturkatastrophe stattfinden.
Das Kommando der Heimatfront wird am 21. Oktober sämtliche Kräfte mobilisieren und ein Szenario schaffen, das hoffentlich niemals Realität werden wird. 80 lokale Verwaltungen werden teilnehmen. Im fiktiven Geschehen wird im südlichsten Kibbuz Eilot die Erde mit einer Stärke von 5,6 auf der Richterskala beben. Die Auswirkungen werden im ganzen Land zu spüren sein, die Stärke sich bis auf 7,1 erhöhen.
Simulation In dem Szenario werden um die 7000 Menschen sterben, es wird 70.000 Verletzte geben, 170.000 Israelis werden ohne Dach über dem Kopf bleiben. Doch damit nicht genug. Das Küstengebiet soll zudem von einer bis zu sechs Meter hohen Tsunami-Welle bedroht werden. Vor allem die mediterrane Metropole Tel Aviv könnte dabei zu großem Schaden kommen. Außerdem würden hochgiftige Materialien, die durch das Beben freigesetzt würden, das Leben der Bewohner gefährden.
Heimatschutzminister Avi Dichter erklärte, dass es bei einem Desaster dieser Art keine Vorwarnung gäbe. »Das ist anders als bei Raketeneinschlägen, wo Sirenen schrillen. Und es ist wirklich beängstigend, wenn wir völlig unerwartet getroffen werden.« Doch die Situation sei eine andere, wenn man das Geschehen vorher simuliere.
Vor einer Woche hatten die Sicherheitsteams am Ben-Gurion-Flughafen bereits geprobt, wie man Hilfe aus der ganzen Welt unbürokratisch abfertigt. In Holon wurde ein Gebäude zerstört, um Rettungsmaßnahmen zu üben. An Schulen werden Evakuierungsmaßnahmen durchgespielt, und am Abend des 21. Oktober schließlich wird die gesamte Bevölkerung des Landes via Medien aufgefordert, aus ihren Häusern zu gehen, um im Ernstfall zu wissen, wie es abläuft. Das letzte starke Beben hatte 1927 in der Tiberias-Safed-Region gewütet und 300 Menschenleben gekostet. Dichter sagte, Ziel der Übung sei es, sicherzustellen, »dass der Staat nicht ins Wanken gerät, auch wenn die Erde bebt«.