Es wird schwarz-gelb auf den Straßen. »Good Pharm« will den israelischen Drogerie-Markt aufmischen. Der wird seit Langem von zwei großen Ketten dominiert: Super-Pharm und New-Pharm, in denen sich die Preise in der Regel nicht groß voneinander unterscheiden. Good Pharm aber will mit seinem Konzept beide unterbieten. Die erste Filiale, in der kein Produkt mehr als zehn Schekel kostet (umgerechnet rund 2,30 Euro), eröffnete jetzt in der Tel Aviver King-George-Straße seine Pforten. 25 weitere sollen bis zum Jahresende folgen.
Die neue Drogerie reitet damit auf der Welle der erfolgreichen Kaffeekette Cofix, die ihre gesamte Produktpalette, von Kaffee über Backwaren und Eiscreme bis zu Nudeln, für fünf Schekel anbietet. Obwohl die Verpackungsgrößen von verschiedenen Produkten bei Good Pharm variieren, sind viele Produkte, ob Reinigungsmittel, Shampoos, Seifen, Toilettenpapier oder Babyartikel, wesentlich billiger als bei den beiden anderen Ketten.
Konkurrenz Und die Israelis stehen Schlange. Hadass Golden verlässt das Geschäft mit zwei vollen Tüten mit dem schwarz-gelben Logo. »Ich bin nur zufällig vorbeigekommen«, sagt die Mutter von drei Kindern, »und da ich etwas Zeit hatte, wollte ich mir das mal ansehen.« Sie ist positiv überrascht. »Viele Dinge sind wesentlich billiger als bei der Konkurrenz, die ihre Marktstellung schon so lange ausnutzen. Ich freue mich, dass jemand sie herausfordert. Deshalb habe ich zugeschlagen. Und ich komme wieder.«
Revolution Im Stil von Cofix wollen die beiden jungen Initiatoren und Unternehmer Adam Friedler und Ohad Sandler die Drogeriebranche regelrecht revolutionieren. Es stimme etwas Grundlegendes nicht mit einem konzentrierten Markt, erläutert Friedler. »Es ist in vieler Hinsicht ein ungesunder Markt. Denn jeder kann seine Produkte so teuer anbieten, wie er will, ohne eine Konkurrenz befürchten zu müssen. Das ist für Konsumenten und Hersteller sehr schlecht.«
Auf einen Preiskrieg lassen sie sich bewusst ein. »Wir nehmen es gern mit der Konkurrenz auf«, bestätigen beide. Tatsächlich sind viele Produkte – sogar in den Originalgrößen – um die Hälfte billiger als bei Super- und New-Pharm. Ein L’Oreal-Shampoo etwa kostet hier zehn, bei der Konkurrenz mehr als 20 Schekel. Wie sie die Waren so günstig anbieten können, erklären die Jungunternehmer mit einem gewissen Druck auf die Lieferanten und das Einbinden von kleineren Herstellern. »Man kann für zehn Schekel verkaufen und einen guten Profit machen. Das funktioniert«, sind sie überzeugt.
Internet Eine Rechtfertigung für die überteuerten Preise bei den anderen gebe es nicht. »Der einzige Grund ist der Mangel an Konkurrenz.« Doch damit sei nun Schluss, denn es gebe eine Menge Kunden, die verärgert über die horrenden Preise seien. »Die Leute reisen ins Ausland und sehen, dass dieselben Produkte dort gerade mal ein Drittel von dem kosten, was in Israel verlangt wird«, erklärt Friedler. »Auch im Internet ist es so einfach, Preise zu vergleichen. Man kann den Menschen heute keine Märchen mehr erzählen. Diese Zeiten sind vorbei.«
Möglich gemacht hat die Eröffnung eine Investition von zehn Millionen Dollar der jüdisch-amerikanischen Familie Grass, Gründer des US-Drogerie-Riesen Rite Aid – »aus dem Bedürfnis nach einer zionistischen Mission heraus«. Rite Aid ist die drittgrößte Drogeriekette in den USA. Die Grass-Familie erhielt für ihre Investition 49 Prozent der Anteile an Good Pharm, während die kontrollierenden 51 Prozent in den Händen der israelischen Gründer verbleiben.
1200 verschiedene Waren werden derzeit bei Good Pharm angeboten. In den Regalen sind die gewöhnlichen Produkte der internationalen Markenhersteller Colgate, Nivea, Rexona, Dove, L’Oréal und anderen ebenso zu finden wie die von lokalen Produzenten, etwa Crema oder Dr. Fisher. Zudem soll eine Hausmarke mit dem Namen »Good« etabliert und darüber verschiedene Hygiene- und Haarpflegeartikel sowie Brillen und Kontaktlinsen vertrieben werden.
Petach Tikwa Die nächsten Filialen sind für die Vororte von Tel Aviv, Petach Tikwa, Rischon LeZion, Holon und Rechovot, geplant. Als Standorte wollen die Gründer stets belebte Straßen im Zentrum der Ortschaft wählen, gern in der Nähe einer privaten Apotheke.
Denn einen Schalter für verschreibungspflichtige Medikamente, wie bei den Konkurrenten, wird es bei Good Pharm vorerst nicht geben. Auch auf eine Parfümabteilung verzichten Sandler und Friedler bewusst. Zwar gebe es Parfüms für zehn Schekel, haben sie herausgefunden. Aber dann hätten die Drogerien das Flair eines billigen Basars. »Und das würde einfach nicht gut aussehen.«