Corona-Pandemie

Palästinensischer Ex-Chefunterhändler gestorben

Saeb Erekat Foto: Flash 90

Der Generalsekretär der Palästinenserorganisation PLO, Saeb Erekat, ist tot. Dies teilte die Fatah-Partei am Dienstag mit. Der 65-Jährige war wegen schwerer Atemprobleme nach einer Corona-Erkrankung Mitte Oktober nach Jerusalem ins Hadassah-Krankenhaus gebracht worden. Seither hatten Ärzte um das Leben des ehemaligen Unterhändlers bei Friedensgesprächen gekämpft. Nach einer Verschlechterung seines Zustands war er in Vollnarkose versetzt und künstlich beatmet worden.

Dass zuletzt israelische Ärzte um sein Leben kämpften, löste in sozialen Medien viele hämische Kommentare aus.

Nach Angaben der Ärzte war die Behandlung besonders schwierig, weil Erekats Immunsystem seit einer Lungentransplantation vor drei Jahren unterdrückt war. Dazu seien die Corona-Erkrankung sowie eine bakterielle Infektion gekommen. Erekat galt als enger Vertrauter von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Wohl kaum jemand bei den Palästinensern hatte mehr Erfahrung mit Nahost-Friedensgesprächen.

Gespräche Der promovierte Politikwissenschaftler war seit Mitte der 90er-Jahre Chefunterhändler bei den Verhandlungen mit Israel. Seit 2014 liegen die Gespräche allerdings brach. Menschen aus seiner näheren Umgebung beschrieben Erekat als intelligent und effektiv. Zugleich galt er als harter Verhandlungspartner, der loyal die Vorgaben seiner politischen Führung umsetzte.

Der palästinensische Politiker wurde 1955 in einem Vorort von Jerusalem geboren. Er entstammt einer großen und weit verzweigten Familie, die wegen ihres Wohlstands zur palästinensischen Oberschicht gerechnet wird. Anfangs war er ein enger Gefolgsmann des 2004 gestorbenen PLO-Vorsitzenden Jassir Arafat. Nachdem ihn Abbas 2015 zum PLO-Generalsekretär beförderte, sahen ihn manche schon als künftigen Vorsitzenden.

Konflikt Erekat sprach zwar kein Hebräisch, aber fließend Englisch. In
Gesprächen mit westlichen Fernsehstationen erklärte er pointiert die Sichtweise der Palästinenser. Er studierte unter anderem in San Francisco und im britischen Bradford. Dort erlangte er einen Doktortitel in Friedens- und Konfliktstudien.

In Großbritannien sei ihm auch erstmals klar geworden, dass der
Nahostkonflikt nicht mit Gewalt, sondern nur durch Verhandlungen gelöst werden könne, sagte er später. Nach seiner Rückkehr in die Palästinensergebiete wurde Erekat Professor für Politikwissenschaft an der Universität in Nablus. Nebenbei arbeitete er als Journalist.

Den Nahost-Plan von US-Präsident Donald Trump wies er als »Betrug des Jahrhunderts« und einseitig pro-israelische Initiative zurück.

Als Konsequenz aus Annexionsplänen Israels im Westjordanland hatte Abbas Mitte Mai die Aufhebung aller Vereinbarungen mit Israel und den USA erklärt. Israel hat die Pläne im Gegenzug für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zwar auf Eis gelegt, baut seine Siedlungen im Westjordanland aber weiter aus.

Siedlung Erekat hatte sich für eine Zweistaatenlösung eingesetzt und den israelischen Siedlungsausbau stets scharf als Friedenshindernis kritisiert. Den im Januar veröffentlichten Nahost-Plan von US-Präsident Donald Trump wies er als »Betrug des Jahrhunderts« und einseitig pro-israelische Initiative zurück.

Er kritisierte auch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und zwei Golfstaaten, weil die Vereinbarungen ohne Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts getroffen worden waren. Dass zuletzt israelische Ärzte um sein Leben kämpften, löste in sozialen Medien viele hämische Kommentare aus. Erekat hinterlässt eine Frau und vier Kinder.

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