Jerusalem

Oppositionsführer will Geiseldeal sicherstellen

Yair Lapid bei einer Kundgebung der Geiselangehörigen in Tel Aviv Foto: Flash90

Der ehemalige Premier und derzeitige Oppositionsführer Yair Lapid (Jesch Atid) hat verkündet, dass er nun doch dem Kriegskabinett beitreten wolle, um dafür zu sorgen, dass bei einer Abstimmung über zukünftige Deals ausreichend Stimmen vorhanden sind. So wolle er der Regierung ein »Sicherheitsnetz« für Abkommen zur Geiselbefreiung bieten. Das berichten israelische Medien.

Während der Kundgebung »100 Tage Hölle«, die vor zwei Wochen vom Forum der Familien von Geiseln und Vermissten in Tel Aviv organisiert worden war, hatte sich Lapid eindeutig für einen Deal ausgesprochen, der die Gekidnappten nach Hause holen würde: »Jeden Tag wird mir dieselbe Frage gestellt: ›Tut Israel genug, um die Geiseln zu befreien?‹ Die Antwort ist nein.« Der israelische Bund sei zerbrochen, und es gäbe nur eine Möglichkeit, ihn wiederherzustellen: Sie alle zurückzubringen. »Wir können Sinwar auch im Februar oder später töten, wir werden ihn sowieso töten. Doch jetzt müssen wir die Geiseln nach Hause bringen!«

Der Staat ist für das Leben seiner Bürger verantwortlich

Er führte aus, »dass die erste Zeile im Vertrag zwischen dem Staat und seinen Bürgern besagt, dass der Staat für deren Leben verantwortlich ist. Nicht nur für ihre Gesundheit oder die Bildung ihrer Kinder, sondern für das Leben im grundlegendsten und einfachsten Sinne – für ihre Sicherheit, dass der Staat sie niemals dem Tod überlassen wird«. Dieser Vertrag sei am 7. Oktober 2023 gebrochen worden.

»Wir haben keine Möglichkeit, unsere Toten wieder zum Leben zu erwecken, aber wir müssen die Entführten in ihr Zuhause zurückbringen, sonst wird etwas sehr Grundlegendes in unserer Beziehung zueinander, zwischen den Menschen und ihrem Land, sicherlich im grundlegenden Vertrauen zwischen den Bürgern und der Regierung, zusammenbrechen. Das darf nicht passieren. Es gibt Dinge, die außer Debatte stehen«, erklärte Lapid.

»Wir leben hier mit der Kraft eines Eides, einander zu beschützen, einander zu lieben und füreinander zu sorgen.«

»Israel ist kein gewöhnliches Land. Es entstand in den Händen eines Volkes, das nach dem größten Massaker der Geschichte in sein Land zurückkehrte. Wir leben hier mit der Kraft eines Eides, einander zu beschützen, einander zu lieben und füreinander zu sorgen. Das ermöglicht es uns, trotz der Risiken, hier zu leben«, so der ehemalige Premierminister, der vor der aktuellen Koalition von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gemeinsam mit Naftali Bennett eine Einheitsregierung angeführt hatte.

Lapids Aussage folgte auf einen Tweet des rechtsextremen Ministers für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir. Der postete auf X: »Rücksichtsloser Deal = Auflösung der Regierung« und drohte damit, die Koalition in Jerusalem auseinanderbrechen zu lassen, wenn es eine Vereinbarung für die Befreiung der Gekidnappten gebe, die ihm nicht zusagt.

Ministerpräsident Netanjahu stellte anschließend klar, dass er nicht vorhabe, »Tausende von Terroristen freizulassen«. Israel werde diesen Krieg nicht beenden, bevor nicht alle Ziele erreicht seien, »die Eliminierung der Hamas, die Rückkehr all unserer Geiseln und das Versprechen, dass Gaza keine Bedrohung mehr für Israel darstellen wird. Wir werden das nicht aufgeben«, sagte er in einer Rede beim Besuch einer militärischen Vorbereitungsschule in der jüdischen Siedlung Eli im palästinensischen Westjordanland.

Alle zivilen Geiseln könnten bei dem Deal befreit werden

Währenddessen veröffentlichte die »Washington Post« neue Details über den möglichen Geiseldeal zwischen Israel und der Hamas, der derzeit in Europa diskutiert wird. Dem Bericht zufolge würden alle im Gazastreifen festgehaltenen zivilen israelischen Geiseln im Rahmen eines sechswöchigen Waffenstillstands befreit. Das Abkommen wird von den USA, Katar und Ägypten unterstützt.

Im Austausch würden aus israelischen Gefängnissen palästinensische Gefangene freigelassen, im Verhältnis von drei Gefangenen für jede Geisel. Der Vorschlag beinhaltet auch die Bedingung einer vorübergehenden Verlagerung der israelischen Streitkräfte weg von dicht besiedelten Gebieten im Gazastreifen und einer Erhöhung der humanitären Hilfe für die Bevölkerung.

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