Heimkehr

Ohad schleckt wieder Eis mit Freunden

Erleichterung und Freude über die Rückkehr: der neunjährige Ohad im Kreis seiner Familie Foto: Schneider Hospital

Ohad ist wieder zu Hause. Und das möchte er genießen. Als seine behandelnden Ärzte dem Neunjährigen am Samstag in Aussicht stellten, zwei Freunde dürften ihn besuchen, antwortete er: »Ich kann nicht nur zwei einladen. Ich habe viele Freunde.« Also kamen zehn. »Ja, zehn Freunde trudelten plötzlich ein«, erzählt seine Tante Merav Raviv schmunzelnd. »Sie haben viel erzählt, auch gelacht, und ein dickes Eis gegessen. Das, was Jungen so machen.«

Erst einen Tag zuvor war der neunjährige Israeli Ohad Munder-Zichri aus der Geiselhaft in Gaza freigekommen und seinem Vater und großen Bruder in die Arme gerannt.

Gemeinsam mit seiner Mutter Keren Munder (54) und Großmutter Ruti (78) wurde er am Freitag im Rahmen eines Austauschs zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas aus Gaza befreit. Derzeit halten sich die drei noch im Schneider-Kinderkrankenhaus in Tel Aviv auf und stehen unter medizinischer Beobachtung, obwohl ihr Gesundheitszustand gut sei, wie die Ärzte mitteilten.

Der Grundschüler aus Hod Hascharon im Zentrum des Landes war gemeinsam mit seiner Mutter bei seinen Großeltern Ruti und Avraham Munder im Kibbuz Nir Oz zu Besuch, als das Grauen über sie hereinbrach.

Die Terroristen ließen den Großvater zurück

An dem fürchterlichen Morgen des 7. Oktober schrillten die Sirenen, die vor den Raketen aus dem Gazastreifen warnen, ohne Unterlass. Ohad, der nicht oft in dieser Gegend ist, sei nicht daran gewöhnt und völlig verängstigt gewesen, so seine Tante. Später, als die schwer bewaffneten Hamas-Terroristen bereits in das Haus der Großeltern eingedrungen waren, sagte seine Mutter ihm, er solle sich unter dem Bett verstecken.

Der Großvater hatte es nicht geschafft, den Sicherheitsraum, in dem sich die Familie aufhielt, zu verriegeln. Die Terroristen fanden sie und verschleppten Ohad, seine Mutter und Großmutter nach Gaza. Saba Avraham, der Schwierigkeiten beim Laufen hat, ließen sie zurück.

»Sie wussten bis zu diesem Freitag nicht, was mit Avraham geschah, und nahmen an, die Terroristen hätten ihn erschossen.«

merav raviv, die Tante von Ohad

»Sie wussten nicht, was mit ihm geschehen ist«, erklärt die Tante, »sie nahmen an, die Terroristen hätten ihn erschossen.« Erst an diesem Freitag in Israel erfuhren sie, dass die israelischen Sicherheitsbehörden annehmen, der Großvater sei noch am Leben und ebenfalls Geisel in Gaza.

Leider musste ihnen zur selben Zeit die schreckliche Nachricht überbracht werden, dass ein anderes Familienmitglied ermordet wurde: Roi, Ruti und Avrahams Sohn und der jüngere Bruder von Keren. In einigen Tagen wäre er 50 Jahre alt geworden. »Sein Haus wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt«, weiß Raviv. »So war sehr viel Traurigkeit bei all der Freude über ihre Rückkehr.«   

Ohad sei ein »außergewöhnlich kluger und sensibler Junge«, beschreibt ihn seine Tante. Er spiele gern Tennis und gemeinsam mit seinen Freunden Fußball. Und er habe großen Spaß daran, den Zauberwürfel von Rubik zu entwirren. Wenn sie über ihren Neffen spricht, huscht ein zärtliches Lächeln über ihren Lippen. Sie habe ihn am Samstag getroffen und mit ihm gesprochen. »Er scheint bei guter Gesundheit zu sein, zumindest körperlich. Wir wissen ja nicht, wie es in seinem Innern aussieht.« Allerdings habe er an Gewicht verloren. Am 23. Oktober wurde er neun Jahre alt – in Gefangenschaft der Hamas.

Ohad kehrt an einen intakten Ort zurück

Während es die israelische Regierung den Angehörigen und befreiten Geiseln bislang untersagt, Details zu den Bedingungen ihrer Gefangenschaft öffentlich zu machen, teilte Raviv einige Details mit: Ohad, seine Mutter und Großmutter hätten unregelmäßig Essen erhalten und an eine verschlossene Tür klopfen müssen, um zur Toilette zu gehen. Es habe bis zu zwei Stunden gedauert, bis jemand geöffnet hätte. Geschlafen hätten sie auf Bänken. Mehr wurde nicht bekannt gegeben.  

Dennoch sei Raviv sicher, dass ihr Neffe die schrecklichen Erlebnisse schließlich überwinden und ein glückliches Leben führen kann. »Ohad kehrt an einen intakten Ort zurück. Sein Haus, seine Schule, seine Freunde, sein Tennis- und Fußballklub, das ist alles noch da und wird eine wichtige Rolle für seine Genesung spielen«, meint sie.

Für andere Kinder sei das nicht so. Ihre Häuser in den Kibbuzim sind völlig zerstört, viele Angehörige ermordet oder noch immer in Geiselhaft im Gazastreifen. Von einigen wissen die Familienmitglieder nicht einmal, ob sie noch am Leben sind. Auch Ohad wartet jetzt sehnlichst darauf, dass sein Saba Avraham wieder nach Hause kommt und mit ihm den Zauberwürfel löst.

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