Hygiene

Örtchen zum Wohlfühlen

Wirklich still ist es auf diesem Örtchen nicht. Soll es auch nicht sein. Geschäftsführerin Ronit Schwartz will ihren Kunden ein »groovig-gutes Gefühl« bescheren, wenn sie ihren menschlichen Bedürfnissen nachgehen. Dafür klingen die neuesten Hits durch die Lautsprecher, liegt ein angenehm frischer Duft in der Luft. An der King-George-Straße mit der Nummer neun inmitten von Tel Aviv lädt ein rot-weißes Logo ein, Toiletten der etwas anderen Art zu benutzen. Mit der Kette »2theloo« sind die sogenannten ersten Boutique-WCs in Israel gelandet.

Diese öffentlichen Toiletten müssen sich nicht verstecken. Auch huschen die Kunden nicht gesenkten Hauptes vorbei oder rümpfen ihre Nasen. Stattdessen halten sie sich gern ein wenig länger auf, nehmen beim Herausgehen ein kühles Getränk mit, kaufen ein Souvenir. Es gibt keine unangenehmen Gerüche, die durch die Lüfte wabern, keine kaputten Toilettensitze, keinen Mangel an Seife oder Papiertüchern. Bei »2theloo« stimmt das Ambiente: von der Wanddekoration bis zu den gestylten Accessoires, die man im Eingangsbereich kaufen kann.

Eisbär In einigen Kabinen erinnern Bilder vom Tel Aviver Strand oder der nächtlichen Skyline den Nutzer, in welcher Stadt er sich gerade befindet. Nebenan darf er sein Geschäft Aug’ in Aug’ mit Gorilla oder Eisbär verrichten. Im geräumigen Familienraum ist eine große neben einer kleinen Toilettenschüssel angebracht, damit weder die Kinder noch die Eltern vor der Tür warten müssen. Hier können auch Babys in hygienischer Unbedenklichkeit gewickelt werden. »2theloo« ist behindertengerecht.

Für drei Schekel (etwa 60 Cent) kann man eins der picobello-sauberen WCs benutzen. Den kleinen Betrag zahlen die Kunden offenbar, ohne mit der Wimper zu zucken. »Es ist eine Dienstleistung, die das Leben angenehmer macht«, so Schwartz, »immer mehr Menschen sind heute bereit, für ihr Wohlbefinden zu zahlen. Es gehört zum Lebensgefühl«. 99 Prozent der Gäste würden sich nicht beklagen, sondern im Gegenteil erklären, wie angetan sie von dieser Lösung seien. Wird im Laden eingekauft, schreibt die freundliche junge Dame an der Kasse die drei Schekel gut. Dann war der Toilettenbesuch praktisch gratis.

Auch um vergessenes Utensil braucht man sich bei »2theloo« keine Gedanken zu machen. Ob jemand Tampons benötigt, Rasierschaum, ein Deodorant oder Windeln für das Baby. Für alle erdenklichen Hygieneartikel ist im Shop gesorgt. Sogar eigene Artikel bietet »2theloo« an, allesamt organisch im Miniformat. »Damit sie in die Tasche passen.« Erklärtes Ziel des Konzepts ist es, den Besuch einer öffentlichen Toilette so angenehm wie möglich zu gestalten.

Amsterdam Im April dieses Jahres brachte Schwartz die Idee nach Israel. Gesehen hatte sie die schicken Örtchen zum ersten Mal in Amsterdam und dachte prompt, »genau so etwas fehlt bei uns zu Hause«. Spontan rief sie die Holländer an und erwarb die »2theloo«-Lizenz für den gesamten Nahen Osten.

Der erste Toiletten-Laden liegt direkt an der Straße unweit des Carmelmarktes, der Straßen Scheinkin und Allenby. Laufpublikum gibt es rund um die Uhr. Schwartz macht klar, dass mit dem Auftritt im Herzen von Tel Aviv ein Exempel statuiert werden soll. »Nach dem Motto: Wir gehören jetzt zur Stadt. Hier sind wir!« Die nächsten WCs jedoch werden in Kooperation mit Einkaufszentren, Stadtverwaltungen oder Tankstellen entstehen. Projekt Nummer zwei, das bereits im Januar 2013 fertiggestellt sein soll, sind sanitäre Anlagen im Dizengoff-Center, der großen Mall im Stadtzentrum. Gespräche mit Verwaltungen im ganzen Land laufen ebenfalls.

Mangel Welche, will die Geschäftsführerin aber noch nicht verraten. Nur so viel: »Mein Traum ist es, dass das Logo von ›2theloo‹ bald überall im Land hängen wird. An allen Orten, wo viele Menschen zusammenkom- men, vor allem an Touristenplätzen.« Die dürften sich darüber freuen. Denn noch immer herrscht in Israel chronischer Mangel an öffentlichen Toiletten, auf die man gerne geht.

Anat Jossef ist vom Konzept begeistert. »Eine hübsche Toilette, wo alles wunderbar sauber ist und man sogar im Anschluss einen Kaffee mitnehmen kann, rettet den Tag«, findet sie, als sie an dem Regentag durch die Pfützen vor dem Eingang watet. »Ein Örtchen zum Wohlfühlen. Das war in Israel wirklich schon lange nötig.«

Krieg

Der Erklärer

Armeesprecher Daniel Hagari begleitete die Israelis durch die schwersten Tage ihrer Geschichte. Jetzt hängt er seine Uniform an den Nagel – offenbar nicht ganz freiwillig

von Sabine Brandes  16.03.2025

Geiseln

»Ich bin aus den Tunneln wiedergeboren«

Tal Shoham gibt nach 505 Tagen in den Hamas-Tunneln ein erstes Interview. Er fordert die Freilassung der noch in Gaza verbleibenden Menschen

von Sabine Brandes  16.03.2025

Libanon

Hisbollah-Mitglieder nach Verstoß gegen Waffenruhe getötet

Auch während der seit November geltenden Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah kommt es immer wieder zu tödlichen Angriffen der israelischen Luftwaffe. Israel begründet dies mit Verstößen

 16.03.2025

Jemen

Huthi-Anführer verlassen Hauptstadt nach Angriffen im Jemen

Nach den US-Angriffen und aus Sorge vor weiteren Explosionen fliehen einige führende Mitglieder aufs Land

 16.03.2025

Nahost

Erster Besuch nach mehr als 50 Jahren

Begeisterung: Eine drusische Delegation aus Syrien reist nach Israel und trifft sich mit dortigen Gemeindemitgliedern

von Sabine Brandes  16.03.2025

Washington/Sanaa/Tel Aviv

Trump befiehlt Angriffe auf Huthi-Miliz im Jemen

Mit dem Gaza-Krieg begannen auch Attacken der Huthi auf Israel und auf Schiffe im Roten Meer. Von Gegenangriffen im Jemen ließ sich die Miliz nicht beeindrucken. Nun will sie der US-Präsident brechen

von Lars Nicolaysen  16.03.2025

Israelhass

Website veröffentlicht Namen von IDF-Soldaten

Ein kanadischer Journalist hat eine Datenbank mit 85 Kanadiern erstellt, die dem israelischen Militär gedient haben sollen. Offenbar will er damit Druck auf die kanadische Regierung ausüben

 15.03.2025

Washington/Tel Aviv/Gaza

USA machen Druck auf Hamas - Israel prüft weitere Schritte

Die USA legen im Gaza-Konflikt einen neuen Vorschlag auf den Tisch. Doch die Hamas geht nur teils darauf ein - die Angehörigen der Geiseln müssen weiter bangen

 15.03.2025

Gaza/Tel Aviv

Ehemalige Hamas-Geisel berichtet über schwerste Misshandlung

Der junge Mann wurde in einer winzigen unterirdischen Zelle festgehalten, immer wieder geschlagen und gedemütigt. Den schlimmsten Moment seines Lebens erlebte er ausgerechnet an seinem Geburtstag

von Sara Lemel  14.03.2025