Israel

Oberstes Gericht untersucht digitale Überwachung

Eine kontroverse Entscheidung aus Jerusalem lässt Israelis, die sich mit Covid-19 infiziert haben, überwachen. Foto: Flash 90

Am Donnerstag wird das Oberste Gericht in Israel die Entscheidung des Kabinetts bezüglich der digitalen Überwachung untersuchen. Die Petition war von dem Anwalt Shahar Ben-Meir gegen Premierminister Benjamin Netanjahu und Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit, der die Maßnahmen erlaubt hatte, eingereicht worden.

Die Übergangsregierung in Jerusalem hatte Montagnacht Maßnahmen zugestimmt, die eine digitale Überwachung der Aufenthaltsorte von Israelis ermöglichen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Die Überwachung soll von den Geheimdiensten durchgeführt werden. Dabei umging das Kabinett sämtliche parlamentarischen Sicherheitsmaßnahmen.

beschluss Obwohl das Justizministerium zugesagt hatte, keinen Beschluss ohne Aufsicht zu fassen, tat die Regierung genau dies. Die neue Maßnahme besagt, dass kein Gerichtsbeschluss nötig ist, um die Daten von Bürgern zu sammeln.

Eine derartige Überwachung jedoch wird als ernsthafter Einbruch in die Privatsphäre angesehen. Die Regel soll zunächst 30 Tage dauern, kann jedoch, je nachdem, wie sich der Ausbruch von Covid-19 entwickelt, verlängert werden. Im Anschluss sollen die Daten gelöscht werden.

»Notfallzeiten haben nicht die Macht, andere Regierungsbereiche machtlos werden zu lassen.«

Ben-Meir argumentiert, dass die Regulation ohne Schutzmechanismen der Knesset erlaubt wurde und damit ein grundlegendes konstitutionelles Recht verletze, das der Privatsphäre.

»Auch ein gefährliches neues Virus sollte kein Regime schaffen, bei dem die Regierung alles entscheidet und es niemanden gibt, der es überwacht oder ein Gegengewicht dazu darstellt«, heißt es in der Petition. »Eine Führung, die alle Macht auf sich vereint, hat ein verheerendes Potenzial. Notfallzeiten haben nicht die Macht, andere Regierungsbereiche machtlos werden zu lassen.«

Verfügung Der Oberste Richter Noam Solberg wies Ben-Meirs Bitte um eine einstweilige Verfügung ab, die die Maßnahme vorerst gestoppt hätte. Die Regierung muss bis Mittwoch auf die Petition antworten, am Tag darauf soll sie vor den Richtern gehört werden.

Mandelblit argumentiert, dass die sofortige Einsetzung samt Umgehung der Knessetkomitees nötig war, weil die Formierung der neuen Knesset und ihrer Komitees nach der Wahl im Februar den Prozess verzögere.

Doch der Vorsitzende der Zentrumsunion Blau-Weiß, Benny Gantz, fordert, dass die betreffenden Knessetkomitees umgehend eingesetzt werden, um die Regierungsentscheidungen zu überwachen, die sich auf den Ausbruch des Coronavirus beziehen. Dabei betonte Gantz besonders die digitale Überwachung.

»Wir befinden uns in außergewöhnlichen Zeiten, die leider nach außergewöhnlichen Maßnahmen verlangen, um Leben zu retten«, schrieb Gantz auf Twitter. »Doch es ist verboten, dies als Machtergreifung und ohne Aufsicht zu tun.« Er forderte den Knessetsprecher Yuli Edelstein auf, die Knesset »normal funktionieren zu lassen, indem man Videokonferenzen abhält oder andere kreative Lösungen findet«.

Israel

Bernard-Henri Lévy sagt aus Protest Teilnahme an Konferenz in Israel ab

Der Schritt des französischen Philosophen erfolgte aus Protest gegen die Einladung der zwei rechten französischen Politiker Jordan Bardella und Marion Maréchal

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Jerusalem/Genf

Nach Israel-kritischem Bericht: Netanjahu wirft UNHRC Antisemitismus vor

Ein UN-Bericht wirft Israel sexualisierte Gewalt gegen Palästinenser vor. Der Ministerpräsident spricht von einem »antiisraelischen Zirkus«

von Imanuel Marcus  13.03.2025

Geiseln

Avinatan lebt!

Es ist das erste Lebenszeichen der 32-jährigen Geisel. Seine Freundin, die befreite Noa Argamani, kämpft unermüdlich für ihn

von Sabine Brandes  13.03.2025

Vermisst!

Angekettet und allein

Alon Ohel wurde am 7. Oktober schwer verletzt und verschleppt

von Sabine Brandes  13.03.2025

Doha

Verhandlungen um Waffenruhe und Geiseln stocken

Die Gespräche kommen nicht voran. Welches Ziel verfolgen die Amerikaner?

 13.03.2025

Washington D.C.

Trump: Niemand will Palästinenser aus Gaza vertreiben

Der US-Präsident hat gesagt, die USA könnten den Gazastreifen besitzen und wiederaufbauen. Nun versicherte er, dass ihn aber niemand zwangsweise verlassen müsse

 13.03.2025

Nahost

Geisel-Familien fürchten Auswirkungen des Gaza-Stromlieferungsstopps

Israel hat die Stromzufuhr nach Gaza gekappt, um Druck auf die Hamas auszuüben. Angehörige der verschleppten Israelis haben bei Gericht eine Aufhebung dieses Beschlusses beantragt

 12.03.2025

Nahost

Israel und Libanon sprechen über Landgrenze

Nach einem Treffen, an dem auch die USA und Frankreich beteiligt waren, will Jerusalem mit dem Nachbarland strittige Themen erörtern

 12.03.2025

Geisel

»Zum Geburtstag schlug er mich mit einer Eisenstange«

Der 23-jährige Israeli Omer Wenkert schildert schockierende Details seiner Gefangenschaft in Gaza in einem ersten Interview

von Sabine Brandes  12.03.2025