Wahlen

Noch alles offen

Wollen Netanjahu ablösen: das Bündnis von Benny Gantz (l.) und Yair Lapid Foto: Flash 90

Am letzten Wochenende vor den Parlamentswahlen in Israel ist es weiter spannend. Nachdem zuvor in verschiedenen Umfragen der regierende Likud von Premier Benjamin Netanjahu vorn lag, veröffentlichte Kanal 12 am Donnerstagabend die neueste Statistik. Danach würde die Zentrumsunion Blau-Weiß am 9. April mit 30 Mandaten  das Rennen machen – und damit vier mehr als der Likud holen.

Per SMS und WhatsApp schickte Blau-Weiß daraufhin Nachrichten durch das ganze Land: »Drama!!! Nach einer Umfrage des Kanals 12 steht Blau-Weiß kurz vor dem Sieg. Nur die Wahl von Blau-Weiß garantiert einen Regierungswechsel. Stimmt für Gantz!«

HÜRDE Allerdings dürfte es selbst in diesem Fall für den Parteichef Benny Gantz und seinen Unionspartner Yair Lapid schwer werden, die nötigen 61 Sitze zusammen zu bekommen, um die an die Macht in der Knesset zu gelangen. Denn die Mitte- und Linksparteien, mit denen Blau-Weiß koalieren könnte, sind klein oder schaffen den Einzug ins Parlament über die 3,25-Prozent-Hürde vielleicht gar nicht erst. Allerdings holt die Arbeitspartei mit vorausgesagten elf Sitzen etwas auf. In der vergangenen Woche waren es nur neun gewesen.

Auch Blau-Weiß käme ohne die Unterstützung religiöser Parteien nicht aus.

Gantz und Lapid müssten dennoch rechte oder religiöse Parteien mit ins Boot holen. Sollten die orthodoxen Parteien sich nicht mit Blau-Weiß zusammentun, kann es keinen Mitte-Links-Block geben. Selbst wenn die arabischen Parteien mit in die Koalition einsteigen würden, reichte die Zahl nicht aus. Die Chancen auf eine große Koalition werden von Politikexperten als äußerst gering eingestuft, da vor allem der amtierende Premier Benjamin Netanjahu sich kaum mit einem anderen Amt als dem des Regierungschefs zufriedengeben würde. Sein Rechtsblock mit den Religiösen würde nach Einschätzung von Kanal 12 derzeit auf 63 Sitze kommen.

MEHRHEIT Es wird davon ausgegangen, dass Präsident Reuven Rivlin denjenigen Parteichef aufruft, eine Regierung zu bilden, der die meisten Stimmen auf sich vereint. Einige Tage vor der Wahl gab der Präsident in einer Oberschule in Beit Shemesh eine Unterrichtsstunde in Staatsbürgerkunde.

Dabei sagte er: »Ich will absolut klarmachen, dass es im Staat Israel und in jeder Demokratie einen einzigen Herrscher gibt. Es ist nicht die Regierung, sondern vielmehr das Volk. Es gibt viele verschiedene Ansichten und Arten von Menschen. Es ist die Regel, dass der Präsident bei den Wahlen in Betracht ziehen muss, was das Volk will – genauso, wie es das Ergebnis der Abstimmung ausdrückt.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

 

Nach dem Auftauchen von Hunderten falschen Profilen des Likud bei Facebook vor einigen Tagen ist jetzt auch der Rechtsextreme Itamar Ben-Gvir von der extremistischen Partei Otzmah Hajehudit vorübergehend blockiert worden. Er hatte mehrfach die Richtlinien verletzt und rassistische Inhalte gepostet, so die Leitung von Facebook.

Das Israel Democracy Institute veröffentlichte eine Erhebung, derzufolge 52 Prozent der Israels den Wahlumfragen nicht trauen. Und 27,5 Prozent der Wahlberechtigten sind sogar unsicher, ob es bei den Parlamentswahlen mit rechten Dingen zugeht.

Nahost

USA: Gaza-Deal so nah »wie nie zuvor«

Washington gibt sich optimistisch: Eine Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie die Freilassung von Geiseln stehe bevor. Der US-Außenminister sagt: Es liegt nun an der Hamas

von Julia Naue  14.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Gerhard Conrad

»Hamas ist ein Gegner, der nur in extremer Not einlenkt«

Der ehemalige Geisel-Unterhändler und BND-Agent über einen möglichen Deal zwischen Hamas und Israel und die Folgen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  14.01.2025

Israel

Ben Gvir: Geisel-Deal bedeutet Ende der Regierungskoalition

Der rechte Minister gibt zu, im vergangenen Jahr eine Waffenstillstandsvereinbarung mehrfach verhindert zu haben

 14.01.2025

Terror

Bericht: Hamas akzeptiert Entwurf für Geisel-Deal

Es müssten nur noch letzte Details geklärt werden, so ein israelischer Regierungsvertreter

 14.01.2025 Aktualisiert

Israel

Luftalarm wegen Rakete aus dem Jemen

Mehrere Menschen verletzten sich auf dem Weg zum Schutzraum

 14.01.2025

Washington D.C.

USA legen Nachkriegsplan für Gaza vor

Blinken will die Palästinensische Autonomiebehörde in eine Regierung einbeziehen. Israel lehnt dies ab, da auch sie den Terror unterstützt

 14.01.2025

Geisel-Deal

»Ein Schimmer der Hoffnung, aber wir bleiben vorsichtig«

In Doha sollen heute wohl letzte offene Fragen geklärt werden, während immer mehr Details über den möglichen Deal zwischen Israel und Hamas bekannt werden

 14.01.2025

7. Oktober

Einigung auf Geisel-Deal zum Greifen nahe 

Ein Drei-Stufen-Plan sieht Medien zufolge die Freilassung von Geiseln sowie palästinensischen Häftlingen vor. Das Weiße Haus gibt sich optimistisch, dass bald ein Deal stehen könnte

von Julia Naue  13.01.2025 Aktualisiert