Der Mann in dem Video sagt, es sei ein Wunder, dass er noch lebt. »Ich war mehr als einmal kurz davor, zu sterben.« Man glaubt es ihm sofort. Ausgemergelt und deprimiert sieht Elad Katzir, ein Landwirt aus dem Kibbutz Nir Oz, aus. Älter als seine 47 Jahre. Der Clip wurde am Dienstag im Rahmen der psychologischen Kriegsführungskampagne vom Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) veröffentlicht.
Es ist das zweite Mal, dass die zivilistische israelische Geisel in einem Propagandavideo der Terrorgruppe vorgeführt wird. Für die Angehörigen ist es ein Lebenszeichen, das sowohl Hoffnung als auch Verzweiflung und unerträglichen Schmerz mit sich bringt. Ein Sprecher des Kibbuzes Nir Oz beantragte im Namen der Familie, dass das Video nicht in den Medien verbreitet werden soll.
Seit drei Monaten kann Katzir nicht mehr auf seine Felder
Der Landwirt ist zutiefst mit der Gegend in Israels Süden verbunden. Gesund und braungebrannt bestellte er seit Jahren das Land. »Dies ist unser Boden, dies ist unsere Nahrung, die wir anbauen«, schrieb er über seine Arbeit in den sozialen Netzwerken. Doch seit mehr als drei Monaten kann Katzir nicht mehr auf seine Felder. Er ist Geisel in Gaza.
In dem Video sagt er, wahrscheinlich unter Zwang, dass er die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für seine Entführung verantwortlich macht. »Bibi, meine Botschaft richtet sich an Sie und alle Mitglieder des Kabinetts. Sie haben mich verlassen.« Er fügt eine Botschaft an seine Familie hinzu: »Ich liebe Euch und vermisse Euch sehr.«
»Meine Familie, ich liebe Euch und vermisse Euch sehr.«
Geisel elad katzir
Doch seine Familie ist nicht mehr ganz. Es ist unklar, ob Katzir weiß, dass sein Vater Rami am 7. Oktober während der Massaker in den südlichen Gemeinden von Hamas-Terroristen ermordet wurde. Seine Mutter Hanna war ebenfalls Geisel, kam jedoch Ende November in einem Abkommen zwischen Israel und der Hamas frei. Elad, der wie seine Eltern in Nir Oz lebte, kümmerte sich stets um die beiden, sagen Angehörige.
Katzir erzählt in dem Video auch, er habe aus dem Radio erfahren, dass sein guter Freund Tamir Adar nicht mehr am Leben sei. Dann holt er ein Blatt Papier hervor, auf dem er in Hebräisch geschrieben hat: »Ruhe in Frieden, Tamir!« Man nimmt an, dass der 38-jährige Adar, der im Sicherheitsteam des Kibbuz diente, zunächst verletzt von der Hamas gefangengenommen worden war. Vor vier Tagen gab die israelische Armee seinen Tod bekannt.
Am 20. Dezember war Katzir schon einmal, damals zusammen mit der Geisel Gadi Mozes, vom Islamischen Dschihad gefilmt worden. Er beschrieb seine Angst und sagte, dass die Geiseln aufgrund der israelischen Bombardierungen in Gaza jederzeit sterben könnten. In dem neuen Video ruft er auch dazu auf, dass die Gespräche über eine Freilassung der Geiseln wieder aufgenommen werden müssen.
Verhandlungen über Geiseln sollen wieder aufgenommen werden
Bis zum Montag gab es kaum Anhaltspunkte dafür, dass dies in naher Zukunft geschehen würde. Denn erst in der vergangenen Woche waren Gespräche noch in ihrem Anfangsstadium gescheitert. Katarische Unterhändler gaben an, dass die Hamas Israel eine Absage erteilt habe, nachdem ein israelischer Drohnenangriff ihren stellvertretenden Anführer im Ausland, Saleh al-Arouri, in Beirut getötet habe. Jerusalem hatte den Angriff weder bestätigt noch abgestritten.
Doch am Dienstag berichtete die in London ansässige und zu Katar gehörende Zeitung Al-Araby Al-Jadeed dann, dass eine Delegation israelischer Sicherheitsbeamter in Kairo eingetroffen sei, um Verhandlungen, mit der Vermittlung Ägyptens, über eine Freilassung der verbleibenden schätzungsweise 136 Geiseln doch wieder aufzunehmen.