Auf einer Archäologentagung sind Funde aus dem ältesten Teil Jerusalems vorgestellt worden. Beim Eingang zur Davidsstadt südlich des Tempelberges stand eine Hundertschaft Polizisten mit Schlagstöcken bereit, um rund 70 jüdisch-israelische Demonstranten fernzuhalten. Die meinten, dass »Juden hier nichts zu suchen haben«. Der Sprecher der Demo sagte: »Juden dürfen nicht in Ostjerusalem wohnen, weil es eine palästinensische Stadt ist.«
Auf der Tagung präsentierte der Archäologe Gabi Barkay neue Funde seines Projekts »Aussieben des Schutts vom Tempelberg«. Seit 1999 haben Muslime auf dem Tempelberg mit Bulldozern ein riesiges Loch ausgehoben, um eine Treppe zur »Marwani-Moschee« in den 2.000 Jahre alten »Ställen Salomos« zu bauen. »Ein barbarischer Akt an der heiligsten und historisch bedeutsamsten Stätte der Menschheit«, sagte Barkay. Seit 2004 sieben Volontäre aus aller Welt unter seiner Aufsicht den Abraum dieses Lochs.
skarabäen In Hunderten Lastwagenfuhren Schutt kamen kananäische Skarabäen, Götzenfiguren, 4.700 Münzen aus zwei Jahrtausenden und 370.000 farbige Fliesen- und Mosaiksteine zum Vorschein. Identische bunte Steine hatten Archäologen in Palästen des Königs Herodes gefunden. So bestätigte Barkay erstmals einen Spruch aus dem Talmud, wonach Pilger vor 2.000 Jahren beim Besuch des Tempels den Eindruck erhielten, ein »buntes Wellenmeer« zu betreten. Hufeisen und 3.836 Nägel bestätigten, dass in »Salomos Ställen« tatsächlich Pferde standen. Einwandfrei datierbare 3.000 Jahre alte Scherben mit Loch bestätigten biblische Berichte, wonach im Tempel des Salomo sakrale Geräte »markiert« wurden.
Neuigkeiten boten auch die Archäologen Roni Reich und Eli Shukron. Sie graben in Wasserwerken aus der Zeit der Jebusiter und Kanaanäer unter der Davidsstadt und in einem Abwassertunnel, der vom wiederentdeckten biblischen Siloah-Teich in Richtung Norden verläuft.
zisterne Unter dem Vorplatz der Klagemauer hat Shukron »zufällig« eine riesige Zisterne gefunden. Der Putz sei identisch mit dem Putz in Zisternen an anderen Orten wie Beth Schemesch. Deshalb könne die jetzt entdeckte Zisterne einwandfrei auf das Jahr 1000 v.d.Z. datiert werden. Im Putz waren sogar die Fingerabdrücke der Bauarbeiter erhalten geblieben. So wies Shukron nach, dass der Tempel und die Bewohner Jerusalems vor 3.000 Jahren ihr Wasser nicht nur aus der biblischen Gichon-Quelle bezogen, sondern unter der Stadt Zisternen zum Sammeln von Regenwasser in den Fels geschlagen hatten.
Ebenso entdeckte Shukron, dass die Klagemauer erst 20 Jahre nach dem Tod des Herodes gebaut worden sein muss. Für die Errichtung des monumentalen Walls mussten ältere, in den Fels gehauene Mikwen zugeschüttet werden, um der 30 Meter hohen und etwa drei Meter dicken Mauer ein stabiles Fundament zu bieten. Auf der Höhe des »Robinson-Bogens« fand Shukron in versiegelten Tauchbädern 33 Münzen aus dem Jahr 18, als Valerius Gratus römischer Gouverneur unter Kaiser Tiberius war. Damit war klar, dass der im Jahr 4 v.d.Z. verstorbene Herodes den Bau der Klagemauer nicht mehr erlebt hat.
Shukron erwähnte auch Funde, die schon weltweit Schlagzeilen gemacht haben, darunter ein goldenes Glöckchen, wie es mutmaßlich den Saum eines Priestergewandes geschmückt hat. Shukron hatte es im Abwasserkanal unter der Straße gefunden, die zum Tempel führte. Ebenso hatte er dort ein gut erhaltenes Schwert mit lederner Scheide eines römischen Legionärs gefunden. Eine kuriose Entdeckung war auch der Fund eines Siegels aus dem Halbedelstein Lapislazuli mit einer althebräischen Inschrift: »Für Metanjahu ...« Eine Kopie des Stempels befindet sich heute im Büro des Namensvetters dieser mehrfach in der Bibel erwähnten Person, wobei »Metanjahu« oder »Netanjahu« ins Deutsche übersetzt bedeutet: Gott hat gegeben.