Noch vor dem Ablauf der letzten Waffenruhe sind in Israel wieder Raketen aus dem Gazastreifen eingeschlagen. Am frühen Dienstagabend waren nach Tagen der Ruhe wieder Alarmsirenen in verschiedenen Ortschaften im israelischen Süden zu hören, die Menschen mussten sich in Schutzräumen in Sicherheit bringen. Später wurden auch Jerusalem und das Zentrum des Landes von der Hamas angegriffen, allein am Dienstag flogen 56 Raketen gen Israel.
Unter anderem gab es in der Nacht einen Einschlag in einem Einkaufszentrum in der Küstenregion von Aschkelon. Es entstand Sachschaden, Menschen wurden nicht verletzt. Über der Metropole Tel Aviv fing das Abwehrsystem Iron Dome mindestens fünf Geschosse ab, die auf Wohngebiete gerichtet waren.
Heimatfront Die Delegation aus Israel hat wegen des erneuten Beschusses die Verhandlungen für eine langfristige Feuerpause in Kairo verlassen. Der Chef der palästinensischen Seite, Azzam al-Ahmad erklärte, dass sie »morgen gehen werden, aber sich nicht aus den Verhandlungen zurückziehen«. Der Kommandant der israelischen Heimatfront (Pikud Haoref) erließ erneut die Regelungen für den Krieg. Unter anderem ist es nun aus Sicherheitsgründen untersagt, Versammlungen mit mehr als 1000 Menschen abzuhalten.
Israel antwortete nach den Raketensalven mit Luftangriffen auf Gaza. Verschiedene Ziele seien im Visier gewesen, gab ein Armeesprecher an. Der Sender 1 des israelischen Fernsehens zitiert Militärquellen, nach denen sich Jerusalem auf eine erneute Bodenoffensive im Gazastreifen vorbereite.
Kritik Innenpolitisch sieht sich Regierungschef Benjamin Netanjahu in den vergangenen Tagen wachsender Kritik über seine Informationspolitik ausgesetzt. Der Premier hatte weder die Öffentlichkeit noch seine Minister regelmäßig über den Stand der Militäroperation in Kenntnis gesetzt. Allen voran machte Außenminister Avigdor Lieberman klar, dass er dieses Verhalten nicht länger hinnehmen wolle.
Angeblich, mutmaßen die Medien, wolle Netanjahu mit dieser Taktik eine Abstimmung des Kabinetts über den Fortgang des Krieges verhindern, bis ein substanzieller Deal in Kairo erreicht sei. Lieberman indes will Hamas »den Todesstoß« versetzen. Bei einem Treffen seiner Partei »Unser Haus Israel« sagte er, dass Netanjahus Strategie »Ruhe wird mit Ruhe beantwortet, völlig falsch ist. Wir müssen ein schnelles und entschiedenes Ende für die Hamas finden«.
Finanzminister Yair Lapid sagte: »Jegliche Regelung für die Zukunft muss eine Zerstörung der terroristischen Infrastruktur und eine Überwachung der Ressourcen für den Aufbau des Gazastreifens beinhalten.« Ohne diese Voraussetzungen werde jede Vereinbarung nur der Countdown zu einer nächsten Runde der Gewalt sein.
Hamas Palästinensische Quellen berichteten am frühen Morgen, dass Israel versucht habe, den Chef des militärischen Arms der Hamas, Mohammed Deif, zu töten. Der Terrorist war schon mehrfach israelischen Tötungsversuchen entkommen. Bei dem Beschuss des Hauses seien gestern seine Frau und seine Tochter ums Leben gekommen. Ob eine dritte getötete Person Deif selbst sei, ist nicht bestätigt.
Die USA äußerten sich besorgt ob der neuerlichen Eskalation in Nahost und gaben der Hamas die Schuld für den Bruch des Waffenstillstands. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Marie Harf, betonte, Israel habe das Recht auf Selbstverteidigung.