Nur noch wenige Wochen, dann wird ein neues Oberrabbinat in Israel gewählt. Doch derzeit wird das religiöse Establishment von einem Skandal erschüttert. Der amtierende aschkenasische Oberrabbiner, Jona Metzger, steht unter Korruptionsverdacht. Zum Wochenbeginn tauchten neue Vorwürfe in israelischen Medien auf. Ein Fitnesstrainer sagte aus, der Rabbiner habe ihn sexuell belästigt. Metzger erklärte, er habe keinerlei Ahnung, »wer dieser Mann ist«.
Nach Aussagen des Mannes soll sich das Geschehen vor fünf Jahren zugetragen haben. Metzger soll ihm die Hand gestreichelt und zweideutige Angebote gemacht haben. Dass er erst jetzt mit seiner Aussage an die Öffentlichkeit gehe, erklärte der 45-Jährige damit, dass es sich »schließlich um den Oberrabbiner handelt. Aber jetzt läuft dieses Verfahren gegen ihn«.
Geldwäsche Ende vergangener Woche waren die Korruptionsvorwürfe gegen Metzger nach langen Ermittlungen der Spezialeinheit Lahav 433 bekannt gegeben worden. Dem Rabbiner werden Betrug, Geldwäsche und Bestechung vorgeworfen. Er soll mit drei anderen Männern Hunderttausende Schekel von Wohltätigkeitsorganisationen abgezweigt haben. Im Anschluss an ein zehnstündiges Verhör durch die Polizei suspendierte sich Metzger von einigen Ämtern selbst.
Er informierte Justizministerin Zipi Livni sowie den Minister für religiöse Angelegenheiten, Naftali Bennett, dass er seinen Posten im rabbinischen Gericht vorerst nicht ausüben werde. Gleichzeitig beteuerte er seine Unschuld und äußerte die Hoffnung, dass »die Ermittlungen ein schnelles Ende haben werden«. Sein Anwalt erklärte, dass der Rabbiner diesen Schritt unternommen habe, »weil er weiß, dass das in den Augen der Öffentlichkeit das Richtige ist«.
Seinen Einfluss auf die kommenden Wahlen zum Oberrabbinat hat er indes nicht aufgegeben und bereits fünf Kandidatennamen der 150-köpfigen Versammlung überreicht, die den Nachfolger für ihn und seinen sefardischen Kollegen, Schlomo Amar, bestimmen wird.
In den Medien wird vermutet, dass die Vorwürfe gegen den ultraorthodoxen Metzger die charedischen Kandidaten der Parteien Schas und Degel Hatora schwächen könnten. Doch letztlich kann niemand voraussagen, wie sich das Komitee entscheiden wird.