Yiftah Curiel hat 25 Mitarbeiter. Der Diplomat leitet die Abteilung Digitale Diplomatie im israelischen Außenministerium. Diese betreut und beschickt die insgesamt mehr als 800 Konten des Ministeriums auf Twitter, YouTube, Telegram, Facebook und Instagram, denen insgesamt zehn Millionen Menschen folgen und die jeden Monat von rund 200 Millionen gesehen werden. Hierbei mitgezählt sind die Accounts der israelischen Botschaften in aller Welt.
Nachwuchsdiplomaten bekämen schon zwei Wochen nach Arbeitsbeginn im Ministerium einen Twitter-Zugang, den sie dann »ihr Leben lang« behielten, erläutert Curiel in einem Online-Pressebriefing. Außerdem sorge seine Abteilung dafür, dass neue Mitarbeiter besonders im Umgang mit den sozialen Medien geschult würden.
Im Ministerium selbst werden Inhalte in sechs Sprachen produziert und gepostet – neben Hebräisch und Englisch sind das Spanisch und Russisch sowie in jüngster Zeit verstärkt Arabisch und Persisch. Bei rund der Hälfte alle Posts gehe es um Branding, also um die Präsentation Israels in seinen verschiedenen Facetten. Die andere Hälfte sei aktuellen politischen Themen wie dem iranischen Atomprogramm oder den Aktivitäten der Hisbollah gewidmet.
Ein Ziel von Israels »digitaler Diplomatie« ist es, gerade Menschen in Ländern zu erreichen, zu deren Regierungen der jüdische Staat keine offiziellen Beziehungen unterhält. Schwerpunkte sind neben den arabischen Nachbarländern im Nahen Osten auch der Iran sowie der Irak und die Staaten des Persischen Golfs.
FOLLOWER Im Iran ist der Zugang zu den wichtigsten sozialen Netzwerken staatlicherseits blockiert - mit Ausnahme von Instagram. Auf dieser Plattform ist Sharona Avginsaz, Direktorin für Neue Medien auf Persisch, besonders aktiv. Man habe festgestellt, dass 90 Prozent der 500.000 Follower der israelischen Instagram-Seite auf Persisch tatsächlich im Iran selbst lebten, und knapp die Hälfte davon in der Hauptstadt Teheran, sagt Avginsaz.
Auch Yonathan Gonen hält den »Outreach« seines Ministeriums für einen Erfolg. Man erreiche mit dem arabischen Informationsangebot über die sozialen Medien immerhin ein Drittel der libanesischen Bevölkerung, und das sogar ohne zusätzliches Geld für bezahlte Inhalte auszugeben. Für den Irak und die Golfstaaten gibt sogar eigene »virtuelle Botschaften« des Ministeriums.
FEEDBACK »Wir reden dort viel über das jüdische Leben, das früher in den arabischen Ländern existierte. Es gibt da manchmal sogar fast so etwas wie Nostalgie den Juden gegenüber,« so Gonen. Das Feedback aus den arabischen Ländern und dem Iran sei sehr positiv, fügt er hinzu. Und auch das Wachstum ist exponentiell: Jedes Jahr habe man es bislang geschafft, die Zahl der Follower zu verdoppeln.
Yiftah Curiel hofft, dass dieser Trend anhält. Die Aktivitäten des Außenministeriums seien zwar kein Ersatz für die klassische Diplomatie, sie könnten aber helfen, »Samen der Veränderung« zu pflanzen in Ländern, in denen die klassischen Medien bislang sehr negativ über Israel berichtet hätten.