Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht die Hamas im Gazastreifen durch die israelischen Angriffe auf ihre militärische Infrastruktur deutlich geschwächt.
Die palästinensische Terrororganisation sei »um Jahre zurückgeworfen« worden, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros am Dienstag bei einem Besuch in einer Luftwaffenbasis im Süden des Landes. Die Hamas habe »Schläge erhalten, mit denen sie nicht gerechnet hat«.
»Wir werden so lange weitermachen wie nötig, um den Bürgern Israels die Ruhe zurückzubringen«, sagte Netanjahu nach diesen Angaben. Der 71-Jährige traf sich mit Generalstabschef Aviv Kochavi zu einer Lagebesprechung.
Beschuss Palästinensische Terroristen feuerten am Dienstag erneut Raketen und Mörsergranaten auf israelische Ortschaften in der Nachbarschaft des Gazastreifens ab. Bei dem massiven Beschuss kamen zwei thailändische Arbeiter ums Leben, deren Unterkunft von Geschossen getroffen wurde, wie die israelische Polizei bestätigte. Insgesamt sind in Israel bisher zwölf Menschen durch Raketenfeuer aus dem palästinensischen Küstengebiet ums Leben gekommen.
Seit Beginn der neuen Eskalation vor acht Tagen hat Israels Militär nach eigenen Angaben im Gazastreifen Tunnelanlagen in einer Länge von schätzungsweise rund 100 Kilometern zerstört. Nach israelischen Darstellungen hatte die Hamas das »Metro« genannte Tunnelsystem über Jahre aufgebaut. Es habe eine Länge von Hunderten Kilometern und werde unter anderem dafür benutzt, innerhalb des Gazastreifens Kämpfer, Munition und Lebensmittel zu bewegen, teils auch mit Fahrzeugen.
Israel tötete im Laufe der einwöchigen Militäroperationen auch zahlreiche Kommandeure der Hamas und des mit ihr verbündeten Islamischen Dschihad, um seine Bürger zu schützen und weitere Angriffe aus Gaza zu verhindern. Die israelische Luftwaffe legte die Häuser zahlreicher Kommandeure in Schutt und Asche. Nach Angaben des Militärs wurden sie als Kommandozentralen, Kommunikationseinrichtungen und Waffenlager genutzt.
Ramallah Indes spitzten sich die Spannungen im Westjordanland zu. An einem israelischen Kontrollpunkt nahe Ramallah lieferten sich am Dienstag militante Palästinenser und israelische Soldaten ein Feuergefecht. Nach Darstellung der israelischen Polizei schossen die Palästinenser aus einer Menge von Demonstranten heraus auf den israelischen Posten. Dabei wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Ramallah drei Menschen getötet und mehrere Dutzend weitere durch Schüsse verletzt. Nach Angaben der israelischen Armee wurden auch zwei Soldaten verletzt.
Zu der Gewalt kam es, nachdem Tausende Palästinenser im Zentrum von Ramallah gegen die Militärangriffe Israels im Gazastreifen demonstriert hatten und einige Hundert von ihnen anschließend zu dem Kontrollpunkt marschiert waren. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte sich in der Vergangenheit immer wieder gegen bewaffnete Zusammenstöße mit Israel ausgesprochen. Beobachter gehen davon aus, dass er seine Sicherheitskräfte anweisen wird, bewaffnete Fatah-Gruppierungen zu zügeln. Abbas befürchtet den Einschätzungen zufolge, dass die auch im Westjordanland operierende Hamas versuchen könnte, ihn mithilfe eines bewaffneten Aufstands zu stürzen.
Zusammenstöße Auch in Jerusalem flackerte Gewalt auf. Bei Zusammenstößen zwischen arabischen Jugendlichen und der israelischen Polizei wurden nach Angaben des Roten Halbmonds 25 Menschen verletzt. Die Brennpunkte der Konfrontationen waren am Dienstag das Damaskus-Tor am Eingang zur Altstadt und das arabische Viertel Scheich Dscharrah im Osten der Stadt.
International wuchs die Besorgnis über die Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern, die hohe Zahl ziviler Todesopfer und eine mögliche Ausweitung des Konflikts. US-Präsident Joe Biden erklärte seine Unterstützung für eine Waffenruhe. Er sieht sich zunehmendem Druck ausgesetzt, stärker für ein Ende der Gewalt einzutreten. In einer Mitteilung des Weißen Hauses blieb er allerdings hinter Forderungen nach einer sofortigen Waffenruhe auch aus seiner eigenen demokratischen Partei zurück.
Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter. US-Außenminister Antony Blinken sagte am Dienstag bei einem Besuch in Island: »Unser Ziel bleibt es, den momentanen Kreislauf der Gewalt so schnell wie möglich zu beenden.« dpa