Israel

Netanjahu erteilt Zweistaatenlösung eine Absage

Foto: Copyright (c) Flash 90 2023

So deutlich war Israels Ministerpräsident schon lange nicht mehr: Benjamin Netanjahu hat der Zweistaatenlösung eine Absage erteilt. So lange er im Amt ist, werde es sie nicht geben. »Wer auch immer über den ›Tag nach Netanjahu‹ spricht, spricht im Grunde über die Gründung eines palästinensischen Staates mit der Palästinensischen Autonomiebehörde«, sagte er bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Der Ministerpräsident betonte seine Ansicht, dass ein Großteil der Israelis ihn unterstützen würde: »Der Tag nach Netanjahu ist der Tag nach der Mehrheit der Bürger Israels. Seit 30 Jahren habe ich immer wieder eine einfache Sache gesagt: In diesem Konflikt geht es nicht um den Mangel eines Staates, sondern um die Existenz eines Staates.«

Einer Umfrage der Tel Aviv University zufolge waren im November 2023 - wenige Wochen nach den Hamas-Massakern - 54,5 Prozent der Israelis gegen die Zweistaatenlösung. Unter den Befragten waren 41,7 Prozent entschieden gegen einen palästinensischen Staat. Allerdings befürwortet eine Mehrheit der Israelis laut Umfragen auch den Rücktritt Netanjahus.

USA drängen auf Zweistaatenlösung

Ministerpräsident Netanjahu widersprach mit seiner Absage auch Israels wichtigstem Verbündeten, den USA. Die US-Regierung drängt seit Wochen darauf, dass mit dem Ende der Bodenoffensive auch die Gespräche über eine Zweistaatenlösung in Gang kommen müssen. US-Außenminister Antony Blinken betonte zuletzt beim Weltwirtschaftsforum in Davos, dass Israel nur sicher wäre, wenn es einen Weg zu einem palästinensischen Staat gäbe.

Netanjahu zufolge stünde ein souveräner Staat aber den Sicherheitsinteressen Israels im Weg. »Aus jedem Territorium, aus dem wir uns zurückziehen, bekommen wir Terror, schrecklichen Terror gegen uns. Das ist im Südlibanon geschehen, im Gazastreifen und wenn wir es auch nur teilweise gemacht haben (gemeint ist das Westjordanland, Anm. d. Red.).«

Nach dem Ende der Bodenoffensive müsse deshalb laut Netanjahu klar sein, dass Israel die Sicherheitskontrolle über »alle Territorien westlich des Jordan«, also den Gazastreifen und das Westjordanland, behält. »Das kollidiert mit der Idee der Souveranität (eines palästinensischen Staates, Anm. d. Red.). Was soll man tun?«

Netanjahu war vor den Massakern offen für Staatsgründung

Ministerpräsident Netanjahu hatte immer eine sehr ambivalente Meinung zur Zweistaatenlösung. Während er im Wahlkampf 2015 noch versprach, dass es mit ihm im Amt kein Palästina geben würde, hatte er sich in den vergangenen Jahren offener für die Staatsgründung gezeigt - unter der Voraussetzung, dass der palästinensische Staat keine Militär- oder Sicherheitskräfte hat. »Ich bin sicherlich willens, ihnen alle Macht zu geben, um sich selbst zu regieren, aber keine Macht, mit der sie uns bedrohen können«, sagte er noch im Februar in einem »CNN«-Interview. nko

Grausamer Psychoterror

Hamas zwang Geiseln, Freilassung anderer Geiseln zuzusehen

Eviatar David und Guy Gilboa-Dalal saßen in einem Auto nahe der Bühne

 23.02.2025

Abkommen

Israel verschiebt Freilassung palästinensischer Häftlinge

Erst müsse die Hamas versichern, die Geiseln nicht mehr öffentlich zu demütigen, so Ministerpräsident Netanjahu

von Lars Nicolaysen  23.02.2025

Geiselbefreiung

Omer, Tal, Eliya, Omer, Avera und Hisham sind frei!

Sechs israelische Männer wurden am Samstagmorgen aus der Gefangenschaft der Hamas in Gaza freigelassen

von Sabine Brandes  22.02.2025

Abkommen

Dies sind die sechs freigelassenen Geiseln

Tal Shoham, Omer Wenkert, Omer Shem Tov, Eliya Cohen, Avera Mengistu und Hisham al-Sayed sind in Freiheit

von Sabine Brandes  22.02.2025

Geiseldeal

Leichnam von Shiri Bibas nach Israel überstellt

Nachdem die Hamas erst einen anderen Leichnam übergeben hatte, überstellte sie am Freitag die Leiche von Shiri Bibas. Ihre Identität wurde von Forensikern bestätigt

 22.02.2025

Gaza

Hoffnung nur ohne Hamas

Der Friedensaktivist Hamza Howidy ist im August 2023 aus dem Gazastreifen geflohen. Er fürchtet, dass das aktuelle Abkommen nichts an den dortigen Zuständen ändern wird

von Hamza Howidy  21.02.2025

Zynische Show

Wo ist Shiri Bibas? Hamas spricht von einem möglichen »Irrtum«

Für Samstag ist die Freilassung der sechs weiteren Geiseln angekündigt

 21.02.2025

Israel

Internationale Reaktionen: Fassungslosigkeit angesichts Grausamkeit der Hamas

Das grausame Verhalten der Hamas im Fall von Shiri Bibas und bei der Übergabe der Leichen sorgt weltweit für Empörung

von Sophie Albers Ben Chamo  21.02.2025 Aktualisiert

Interview

Haben Sie genug für Israel und für Juden in Deutschland getan, Herr Bundeskanzler?

Olaf Scholz (SPD) über die deutsche Staatsräson, seine Grünen-Koalitionspartner und die Bilanz der Ampel-Regierung bei jüdischen Themen

von Mascha Malburg, Philipp Peyman Engel  21.02.2025