Bei der offiziellen staatlichen Zeremonie zum Holocaust-Gedenktag Yom Hashoa verglich Benjamin Netanjahu die palästinensische Terrororganisation Hamas mit den Nazis. Er schwor, kein internationaler Druck werde Israel davon abhalten, nach den Massakern vom 7. Oktober mit den Terroristen »abzurechnen«.
In seiner Rede in Yad Vashem sagte Netanjahu: »Die Mörder der Hamas sind genau wie die Nazis, wie Hitler, wie Haman. Sie wollen töten, auslöschen, alle Juden vernichten - und sie erklären offen ihre Absicht, den jüdischen Staat zu zerstören. Das wird nicht geschehen. Wir sind entschlossen, die Hamas-Monster zu vernichten, die das grausamste Massaker an unserem Volk seit dem Holocaust verübt haben.«
An der Zeremonie nahmen Präsident Isaac Herzog und hochrangige Mitglieder des Sicherheitsapparats teil, darunter die Leiter des Shin Bet, des Mossad und der Polizei. Netanjahu und seine Frau trafen mit 12 Minuten Verspätung ein und beriefen sich auf eine »Sicherheitsangelegenheit«.
Nationale Einheit
»Wir brechen den Würgegriff der Achse des Bösen systematisch auf«, sagte Netanjahu. Er erinnerte an seine Äußerungen bei der letztjährigen Zeremonie, bei der er Teile der internationalen Gemeinschaft kritisiert hatte, weil sie mit einem Waffenembargo drohten, falls Israel seinen Kampf gegen den palästinensischen Terror auf Rafah ausweiten würde.
»Sie haben diese Drohung wahr gemacht«, erklärte er. »Aber ich habe unseren Gesprächspartnern, einschließlich unseres Verbündeten USA, gesagt: Als Ministerpräsident des jüdischen Staates, dessen Volk vor wenigen Jahrzehnten den Holocaust ertragen musste, werden uns nicht die Hände gebunden sein. Niemand wird uns daran hindern, uns zu verteidigen.«
Staatspräsident Herzog, der vor Netanjahu sprach, rief angesichts der anhaltenden inneren Spannungen eindringlich zur nationalen Einheit auf. »Die Geschichte wird jenen nicht verzeihen, die unverantwortlich handeln und uns von innen heraus zerreißen«, sagte er. »Sie wird denen nicht verzeihen, die die Fundamente unseres geliebten, einzigartigen, jüdischen und demokratischen Staates schwächen, der aus der Asche des Holocaust geboren wurde.«
Eindringlicher Appell
Herzog berichtete von seinen regelmäßigen Treffen mit Holocaust-Überlebenden, die immer wieder ihren Schmerz über die Spaltung der Gesellschaft zum Ausdruck brächten. »Ihr Appell ist eindringlich: ›Herr Präsident, wir flehen Sie an - diese Spaltung ist unerträglich. Bringen Sie Einheit in unser Volk.‹«
Der Präsident sprach auch die 59 Geiseln an, die noch im Gazastreifen festgehalten werden. »Es besteht die Möglichkeit, dass uns einige hören«, sagte er. »Ein ganzes Volk ist bei euch, sehnt sich nach euch, ruft nach euch. Unsere Seele ist verbrannt, und wir werden keinen Frieden finden, bis ihr zurückkehrt.«
Obwohl Herzog das einzigartige Ausmaß und den systematischen Charakter des Holocausts anerkannte, sagte er, es sei unmöglich, in den Gräueltaten des 7. Oktobers keine Anklänge an diese Katastrophe zu erkennen. Am Ende seiner Rede brach das Publikum in Beifall aus - eine ungewöhnliche Geste bei dieser feierlichen Veranstaltung.
Marsch der Lebenden
Weitere Yom HaShoa-Veranstaltungen begannen am Donnerstagmorgen. Eine Kerzenzeremonie fand in der Knesset statt. Am Vormittag sollten landesweit die Sirenen heulen. Auch eine offizielle Kranzniederlegung in Yad Vashem mit Netanjahu, Knessetsprecher Amir Ohana, dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, Yitzhak Amit, und Holocaust-Überlebenden war vorgesehen.
80 Jahre nach der Befreiung findet heute in Auschwitz der Marsch der Lebenden statt. Präsident Herzog und die First Lady Michal Herzog werden den Marsch zusammen mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda und 80 Holocaust-Überlebenden anführen. Auch Familien der Opfer des 7. Oktober und ehemalige Hamas-Geiseln nehmen teil. ja